Medikamente aus Heilpflanzen zählen seit Jahrzehnten zu den populärsten Präparaten bei der Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung (benignes Prostatasyndrom, BPS). In einem sehr fundierten Beitrag in der Zeitschrift “Pharmazie Unserer Zeit” (4/2008) fasst der Urologe Gerd Popa die Studienlage bezüglich der verschiedenen Prostata-Heilpflanzen zusammen und spricht sich für ihren Einsatz in der Praxis aus. Als Vorteile sieht er die wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit, die Armut an unerwünschten Nebenwirkungen, die Preiswürdigkeit und die hohe Einnahmetreue durch der Patienten (Compliance).

Popa hält fest, dass es zu den verschiedenen Prostata-Heilpflanzen unterschiedlich viele und unterschiedlich fundierte Studien gibt:

– Sägepalmenfrüchte (Sabal serrulata): Hier liegen am meisten Studien vor. In Vergleichsstudien mit den synthetischen Mitteln Finasterid (über 6 Monate) und Tamsulosin (über 12 Monate) zeigten Sabal-Extrakte ebenbürtige Ergebnisse bezüglich Symptomlinderung und Lebensqualität. Gegenüber Placebo wirkten Sabal-Extrakte in mehreren Studien besser.
– Phytosterole: Sie wurden mit positivem Resultat mehrmals gegen Placebo getestet.
– Kürbissamen: Hier zeigte die fundierteste Studie über 12 Monate eine leichte Verbesserung der Symptome, aber keinen Unterschied zwischen Verum und Placebo bezüglich Lebensqualität und Restharn.
– Brennesselwurzel (Urtica dioica): Gute Verbesserung der Beschwerden gegenüber Placebo, nur leichte Verbesserung der Lebensqualität.

– Roggenpollen (Secale cereale): Dazu gibt es am wenigsten Studien. Die einzige placebokontrollierte Studie ging über 6 Monate, wurde 1990 veröffentlicht und entspricht heutigen Qualitätsanforderungen nicht. Die Frage nach einer Verbesserung der Symptome beantworteten aber 69 % der Verum-Patienten positiv gegenüber von nur 29% in der Placebo-Gruppe. Der Restharn verminderte sich unter Roggenpollen um 43ml und unter Placebo um 20ml.
– Kombi-Präparate Sägepalmenextrakt / Brennesselwurzelextrakt: Hier gibt es mehrere fundierte Studien im Vergleich zu Placebo und im Vergleich mit synthetischen Standardtherapeutika. Die Kombination zeigte sich gegenüber Placebo als überlegen und im Vergleich mit verschiedenen Standardmedikamenten (Alpha-Blocker, 5-Alpha-Reduktasehemmer, Tamsulosin) als ebenbürtig bezüglich Symptomverminderung und Verbesserung der Lebensqualität.

Der Autor verteidigt die Studienlage bei den Prostata-Phytotherapeutika gegenüber Einwänden von Kritikern

Unter anderem zeigt er auf, dass manche Kritiker an die Qualität der Phyto-Studien Ansprüche stellen, die auch die Studien mit synthetischen Präparaten nicht erfüllen – und dass dort diese Ansprüche gar nicht erhoben werden. Er bemängelt zudem, dass die Kritiker die Nebenwirkungsarmut der Phyto-Präparate als erheblichen Vorteil völlig übergehen: “Insgesamt wird also die Studienlage für urologische pflanzliche BPS-Medikamente schlechter dargestellt, als sie der Wirklichkeit der Studienergebnisse entspricht.” Popa hält fest: “Eine Therapie mit pflanzlichen BPS-Therapeutika ist besonders bei irritativen Beschwerden gerechtfertigt. Bei der Mehrzahl der Patienten mit leichten bis mittelschweren Miktions-Symptomen ist eine solche Behandlung subjektiv – traditionelle Langzeiteinnahme trotz Eigenfinanzierung – und objektiv – leitlinienkonforme positive Studienergebnisse – erfolgreich.”

Ergänzt werden könnte hier noch betreffend Eigenfinanzierung: Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz Prostata-Phytotherapeutika, die von der Grundversicherung bezahlt werden, wenn ein Arzt oder eine Ärztin sie verordnet.
Die Prostata-Heilpflanzen sind zu recht beliebt aufgrund ihrer guten Wirksamkeit und optimalen Verträglichkeit.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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