Gegen das in Ostchina aufgetretene Vogelgrippevirus H7N9 versuchen sich offenbar zahlreiche Chinesinnen und Chinesen mit der Wurzel des Färberwaids zu schützen. Die Färberwaidwurzel (chinesisch Banlangen) ist in Geschäften in Shanghai und in den Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Anhui vielerorts ausverkauft.

Der in den gemäßigten Breiten ganz Eurasiens heimische Färberwaid (Isatis tinctoria) hat seine ehemals große Bedeutung als Färberpflanze („europäischer Indigo“) verloren. In China spielt er jedoch noch eine wichtige Rolle als Heilpflanze. Die Wurzel wird gegen Fieber („Hitze im Blut“) und fiebrige Infektionen im Hals-Rachen-Bereich eingesetzt, also beispielsweise bei Angina, Tonsillitis oder Grippe. Die Nachfrage nach Banlangen ist teilweise auf das Zehnfache gestiegen.

Der Preis für eine Packung banlan-gen liegt bei rund  9 bis 10 Yuan (ca. 1,10 bis 1,20 Euro. Die Preiskontrollbehörde in Nanjing (Provinz Jiangsu) hat aber nun ein Preismoratorium für sämtliche Medikamente der traditionellen chinesischen Medizin verfügt, solange eine Epidemie der Vogelgrippe droht. Damit sollen Preissteigerungen aufgrund der Vogelgrippe verhindert werden.

Obwohl die postulierten Wirkungen der Färberwaidwurzel nicht durch experimentelle Untersuchungen belegt sind, empfiehlt das Gesundheitsamt der Provinz Jiangsu deren Anwendung gegen das H7N9-Virus, zumal auch synthetische Virustatika hier wenig ausrichten können.

Quelle:

http://german.china.org.cn, Meldung vom 11.4.2013

http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/news/2013/04/11/mit-waid-gegen-vogelgrippe/9841.html

Kommentar & Ergänzung:

Der Färberwaid gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und er enthält deshalb auch die für diese Familie charakteristischen Glukosinolate (Senfölglykoside). Viele Vertreter dieser Wirkstoffgruppe zeigen gute antimikrobielle Eigenschaften, vor allem gegen Bakterien und Pilze, teilweise wohl auch gegen Viren. Ob von diesem Färberwaid-Präparat der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Wirkung auf das Vogelgrippevirus zu erwarten ist, dazu gibt es allerdings keine Belege.

Glukosinolate mit antimikrobieller Wirkung sind auch bekannt aus der Meerrettichwurzel und aus der Kapuzinerkresse.

Siehe dazu auch:

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Phytotherapie: Meerrettich als Heilpflanze bei Husten und Blasenentzündung

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