“Ärztemangel ab 2030 gravierendes Problem” – mit dieser Schlagzeile wird auf www.espace.ch eine Meldung der “Schweizerischen Depeschenagentur” (sda) vom 4. Juli 2008 zusammengefasst. Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern teile die Einschätzung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums über einen drohenden Ärztemangel. Stark betroffen sei laut GEF die ambulante Versorgung.

Die Meldung im weiteren Wortlaut:

“Während die Zahl der ambulanten Arztbesuche stark steige, gehe die Zahl der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte zurück, teilte die GEF am Freitag mit. Dieser Trend könne dazu führen, dass 2030 drei von zehn Arztkonsultationen nicht mehr gewährleistet seine.
Für die GEF steht fest, dass nur gemeinsame Anstrengungen aller im Gesundheitswesen tätigen Partner die drohende ambulante medizinische Unterversorgung abwenden kann. Die GEF will bei der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren, den Bundesbehörden und bei der Standesorganisation Druck machen.”

Soweit die Meldung der SDA.
Ein ganz nahe liegender Beitrag zur Lösung dieses ernsthaften Problems wird bisher kaum diskutiert: Im Schweden beispielsweise gehen die Leute nur halb so oft zum Arzt wie im OECD-Schnitt, weil gut ausgebildete Pflegefachleute die Fälle zuerst sieben (Beat Kappeler in der NZZ am Sonntag vom 27. Februar 2005).
Ärztinnen und Ärzte werden heute überschwemmt mit Bagatellfällen, weil viele Leute schon mit einer einfachen Erkältung nicht mehr umzugehen wissen. Die Behandlung vieler einfacherer Beschwerden ist eigentlich Routine und braucht kein jahrelanges Medizinstudium. Aber einen geschulten Blick dafür, wann eine ernstere Erkrankung vorliegt und eine ärztliche Konsultation nötig ist. Für diese Triage sind Pflegefachleute in besonderem Masse geeignet. Das zeigen unter anderem die Erfahrungen aus Skandinavien. Ärztinnen und Ärzte könnten sich durch eine solche Entlastung wieder vermehrt um die wirklich komplexen Situationen kümmern, in denen ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Zeit gefordert sind.

Phytotherapie in die Spitex integrieren

Ein konkreter Schritt in diese Richtung ist der Einbau einer fachlich fundierten Phytotherapie in die Spitex. In den Ambulatorien der Spitex können fundiert ausgebildete Phytotherapie-Fachleute mit kompetenter Beratung viele der einfacheren Gesundheitsprobleme lösen. Dazu gehört eine Schulung der Patientinnen und Patienten darin, dass sie einerseits leichtere Beschwerden selbständig behandeln können, und andererseits aber auch fachliche Hilfe holen, wo dies nötig wird.

Für die Spitex-Organisationen ist zudem ein fundiertes Kursangebot im Bereich “Phytotherapie” eine der besten Gelegenheiten für die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten, von der Heilpflanzen-Exkursion im Quartier bis zum Kurs “Mit Heilpflanzen gesund durch den Winter”. Die Spitex kommt dadurch auch ihrem Auftrag zur Gesundheitsförderung nach. Und weil solche Kurse auch Einnahmen generieren, haben wir es hier mit einer Öffentlichkeitsarbeit zu tun, die zu mindestens kostenneutral sein kann. In einer Zeit, in der die Spitex auf der politischen Ebene sehr um Ressourcen kämpfen muss, kann ein Phytotherapie-Angebot zudem weite Bevölkerungskreise ansprechen und mit der Spitex in Kontakt bringen. Das ist wertvoll für den Support auf der politischen Bühne.

Aller im Gesundheitswesen tätigen Partner

Es ist gut zu wissen, dass die GEF in Bern der Ansicht ist, dass nur gemeinsame Anstrengungen aller im Gesundheitswesen tätigen Partner die Gefahr einer drohenden ambulanten medizinischen Unterversorgung abwenden können. “Phytotherapie in die Spitex” ist ein Beitrag von Seiten der Krankenpflege. Was es dazu braucht: Lobbying bei den zuständigen Behörden, zum Beispiel der GEF in Bern, und ein paar ausgebildete Phytotherapie-Pflegefachleute, welche diese Chance erkennen und sich am Lobbying beteiligen. Für dieses Projekt sind aber auch Sponsoren und UnterstützerInnen gesucht.
In Vorbereitung ist zur Zeit der Aufbau einer “Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege” (IGPP) welche Einfluss nimmt zugunsten einer professionellen Phytotherapie in der Pflege. Weitere Informationen finden Sie in den nächsten Wochen hier im Blog oder im Abschnitt “Heilpflanze-Info” auf dieser Website.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Seminar für Integrative Phytotherapie, Winterthur
www.phytotherapie-seminare.ch

Das Seminar für Integrative Phytotherapie führt Lehrgänge durch zur Ausbildung von Phytotherapie-Pflegefachleuten, aber auch Heilkräuter-Exkursionen und Heilpflanzen-Seminare für Berufsleute aus anderen medizinischen Bereichen und für interessierte Laien.
Im Dokument “Phytotherapie in der Pflege” finden Sie Statements & Argumente für Phytotherapie in der Pflege. sowie Beispiele von Pflegeinstitutionen, welche Heilpflanzen-Anwendungen integrieren.

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch