Die Bestände zahlreicher Brutvogelarten des Kulturlandes sind in den letzten Jahrzehnten enorm zurückgegangen. Stark betroffen sind vor allem insektenfressende Arten, welche ihre Nahrung am Boden in Wiesen und Weiden suchen.
Diese Vogelarten leiden nicht nur oft an einem Mangel an Nistplätzen, sondern auch an einer ungenügenden Nahrungssituation. Durch den stark gestiegenen Nährstoffeintrag aus Landwirtschaft (Dünger) und Luft (Stickstoff aus Abgasen) wächst die Vegetation der Wiesen und Weiden wesentlich dichter und rascher als vor 30 Jahren. Die Vögel stehen nun vor der Schwierigkeit, dass sie in der dichten Vegetation die Beutetiere kaum mehr entdecken und fangen können. Die Sichtbarkeit der Beutetiere wäre natürlich optimal, wenn es gar keine Vegetation hätte. An vegetationslosen Plätzen ist jedoch die Insektenzahl geringer und damit das Nahrungsangebot mager.

Ideal ist darum ein kleinräumiges Mosaik von vegetationsfreien und bewachsenen Stellen

Davon profitieren zum Teil selten gewordene Vogelarten wie Wiedehopf, Wendehals, Neuntöter oder Gartenrotschwanz, aber auch zahlreiche Insekten und Spinnen.
Eine dicht wachsende Vegetation verdrängt auch zahlreiche Wildblumen und Heilpflanzen, zum Beispiel das Hirtentäschel. Wer für eine lückige Vegetation sorgt, schafft Platz für mehr Vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt.
Kurzfristig kann dies erreicht werden durch streifenförmiges Auffräsen der Vegetation oder durch Abtragen des Humus. Längerfristig wirkt ein Düngerverzicht. Besonders günstig ist eine kleinräumige Verzahnung des Grünlandes mit Kulturen, die eine lückige Vegetation haben (Gärten, Böschungen, Reben).
Vertiefte Informationen zu diesem Thema und präzisere Anleitungen finden Sie auf der Website der Schweizerischen Vogelwarte im Faktenblatt

“Vögel brauchen lückige Vegetation”:

Das Faktenblatt der Vogelwarte diente als Anregung und Info-Quelle für diesen Text. Es fasst die biologischen Zusammenhänge des Themas fundiert zusammen und gibt gute Tipps für eine lückigere Vegetation. Darüber hinaus scheint es mir interessant, nach der Deutung und Bedeutung einer lückigen Vegetation zu fragen. Anzunehmen ist nämlich, dass Lücken in der Pflanzendecke historisch gesehen wohl überwiegend als Makel empfunden wurden, jedenfalls im Kulturland. Als Ideal dürfte die geschlossene Pflanzendecke gegolten haben, weil man sie als produktiver empfand. Im Umgang mit unserer Kulturlandschaft – und im Umgang mit der Natur – spielen immer unsere Wertungen mit. Haben Sie sich schon gefragt, wie Ihre Wertungen einer lückigen Vegetation aussehen und wie sie entstanden sind?

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Leiter von Heilpflanzen- und Naturkursen, Feldornithologe ZVS

Phytotherapie-Ausbildungen / Heilkräuter-Exkursionen
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Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

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