Heilpflanzen-Bücher gibt es fast wie Sand am Meer, und sie könnten kaum unterschiedlicher sein. Grundsätzlich kann jeder Mensch seine Ideen und Erfahrungen zum Thema Heilpflanzen publizieren – dafür sorgt die Meinungs- und Pressefreiheit. Das ist auch gut so. Allerdings folgt daraus, dass die Qualität von Heilpflanzen-Büchern ausserordentlich unterschiedlich ist. Nur die wenigsten Verlage sind fähig oder willens, eine präzise Qualitätskontrolle zu machen, wenn es um Heilpflanzen-Bücher geht.
Für Laien und Fachleute im Bereich der Pflanzenheilkunde ist das eine heikle Situation. Immerhin steht ja die Gesundheit auf dem Spiel. Da ist es nötig genau zu prüfen, auf welche Informationen man sich stützt.
Wie lassen sich aber nun seriöse, fundierte Heilpflanzen-Bücher unterscheiden von den ungesicherten Spekulationen mancher VerfasserInnen?
Die folgende Checkliste kann vielleicht dabei helfen:
1. Welchen beruflichen Background hat der Autor / die Autorin?
Sind die Ausbildung und die aktuelle berufliche Tätigkeit im Buch ersichtlich und haben sie einen Zusammenhang mit dem Thema “Heilpflanzen”? – Lässt sich daraus auf eine fundierte, längerdauernde Auseinandersetzung mit der Pflanzenheilkunde schliessen?
2. Hat der Verlag Fachwissen & Erfahrung im Bereich Heilpflanzen & Medizin?
Ein Fachverlag mit Erfahrung bezüglich Publikation von Büchern in den Bereichen Medizin & Heilpflanzenkunde wird eher ein kompetentes Lektorat haben, das die Qualität eines angebotenen Manuskriptes beurteilen kann. Einem Verlag, der nur ausnahmsweise Bücher im Bereich Pflanzenheilkunde & Medizin produziert, fehlt möglicherweise das nötige Know-how, um einen irrlichternden Autor mit seinen fachlichen Schwächen und Macken zu konfrontieren. So wird dann halt publiziert, was auf dem Markt gut ankommt, und das ist oft nicht von überzeugender Qualität.
3. Wie transparent sind die Quellen?
Wird klar, woher der Autor / die Autorin das dargestellte Wissen über Heilpflanzen hat? Erweckt er oder sie den Eindruck, das ganze beschriebene Wissen selber entdeckt zu haben? – Das ist sehr fragwürdig. Überzeugender ist es, wenn ein Autor / eine Autorin Wissen darstellt, das sich in Diskussionen innerhalb der Phytotherapie-Fachwelt behaupten konnte. Nur was auch kritischen Einwänden standgehalten hat, kann als bewährt gelten, während sich individuelle “Entdeckungen” nicht selten als hoch spekulativ erweisen.
4. Bemüht sich der Autor / die Autorin um eine möglichst klare Sprache oder dominieren leere Worthülsen?
Viele populäre Heilpflanzen-Bücher strotzen nur so von wohlklingenden, aber nichtssagenden Ausdrücken. Da ist vom “Wesen der Pflanzen” die Rede, das für die Wirkungen der Pflanzen verantwortlich sein soll, ohne dass dieser hoch komplexe Begriff des Wesens auch nur annähernd geklärt wird. Heilpflanzen wirken “ganzheitlich”, “schützend”, “harmonisierend”, “energetisierend”, sie “gleichen Schwingungen aus” oder “wirken feinstofflich”. Das sind alles Wörter, die noch kaum etwas Konkretes aussagen, aber diffuse Bedürfnisse von Lesenden ansprechen. Und es würde grosse Anstrengungen brauchen, um genau zu klären, was die schreibende Person damit gemeint hat (falls sie das selber überhaupt weiss…). Oft verdecken solche ausgesprochen vagen Begriffe nämlich nur Wissenslücken. Wer so nebulös daherschreibt, dürfte sich kaum mit den konkreten Details auseinandergesetzt haben. Da bleibt man dann doch lieber möglichst allgemein-wolkig.
5. Zeigt der Autor / die Autorin auch Grenzen und Schwächen der Pflanzenheilkunde?
Oder vermittelt das Buch den Eindruck, mit Heilpflanzen seinen alle gesundheitlichen Probleme zu lösen?
Wenn sich ein Autor / eine Autorin mit Haut und Haaren mit den Heilpflanzen identifiziert, fehlt oft die nötige Distanz, um auch Schwächen und Grenzen der Pflanzenheilkunde wahrzunehmen. Dann sind zum Beispiel unerwünschte Nebenwirkungen durch Pflanzen nirgends ein Thema und der Grundtenor eines solchen Heilpflanzen-Buches lautet: Gegen jede Krankheit ist ein Kräutchen gewachsen (was eben höchstwahrscheinlich nicht stimmt, sondern eine Wunschphantasie ist).
6. Begründungen oder Behauptungen?
Bemüht sich der Autor / die Autorin darum, Aussagen über Heilwirkungen von Pflanzen zu begründen? Beschreibt er/sie, welche Überlegungen, Erfahrungen oder Untersuchungen konkret hinter einer Aussage stehen? Oder dominieren einfach blanke Behauptungen, die man nur blind glauben kann oder nicht?
Wer solche Fragen prüft, bekommt meiner Ansicht nach ein präziseres Bild von der Qualität eines Heilpflanzen-Buches.
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