Die Cochrane Collaboration hat in einer Übersichtsarbeit die wichtigsten Studien zur Wirksamkeit von Echinacea (Sonnenhut) bei Erkältungskrankheiten ausgewertet. In der Zusammenfassung schreiben die Autoren Linde K, Barrett B, Wölkart K, Bauer R, Melchart D:
“Präparate aus der Pflanze Echinacea werden in einigen Ländern Europas und in Nordamerika zur Behandlung und Vorbeugung von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die im Handel erhältlichen Echinacea-Präparate unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Pflanzengattung, der Pflanzenbestandteile (Staude, Wurzel oder beides) oder des Verarbeitungsprozesses (Trocknung, alkoholische Extraktion oder Auspressen der frischen Pflanze). In manchen Fällen werden auch weitere Pflanzen hinzugefügt. In dieser Übersicht wurden 16 Studien eingeschlossen, die die Wirksamkeit verschiedener Echinacea-Präparate zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen untersuchten. Zwei Studien, die untersuchten, ob die Einnahme von Echinacea-Präparaten für 8 bzw. 12 Wochen das Auftreten von Erkältungen verhindern kann, fanden keinen klaren Nutzen.
Die Mehrzahl der Studien gingen der Frage nach, ob die Einnahme von Echinacea-Präparaten nach Einsetzen der Erkältung verglichen mit Placebo-Medikamenten die Dauer oder Ausprägung der Krankheit verringen kann. Demnach könnten einige Präparate, die aus der Echinacea-Staude gemacht sind, dieses Ziel erreichen. Keine Wirksamkeit wurde für andere Präparate oder in der Anwendung bei Kindern gefunden. Nebenwirkungen traten selten auf. Eine Studie berichtete Hautausschlag bei Kindern.”
Originalpublikation:
Linde K, Barrett B, Wölkart K, Bauer R, Melchart D. Echinacea for preventing and treating the common cold. Art. No.: CD000530. DOI: 10.1002/14651858.CD000530.pub2.
Kommentar: Echinacea gegen Erkältungskrankheiten – Übersichtsarbeit wertet Studien aus
Der Cochrane-Text spricht für die Phytotherapie bzw. Pflanzenheilkunde ein wichtiges Thema an:
Die verschiedenen Echinacea-Präparate unterscheiden sich zum Teil erheblich. Sie werden zum Beispiel aus der Wurzel oder der oberirdischen Staude gewonnen. Es kann sich um einen Presssaft, um eine alkoholische Tinktur oder um einen Extrakt handeln. Verwendet werden zudem unterschiedliche Echinacea-Arten (nicht unterschiedliche Gattungen, wie der Cochrane-Text irrtümlich aussagt).
Das alles hat zur Folge, dass die verschiedenen Echinacea-Präparate kaum miteinander vergleichbar sind. Studien, welche mit einem bestimmten Präparat durchgeführt wurden, sind dadurch kaum auf andere Präparate übertragbar. Darum kann es entscheidend sein, welches Präparat man verwendet. Echinacea ist in diesem Sinne eben nicht gleich Echinacea.
Das gilt im übrigen auch für alle anderen Heilpflanzen. Es kommt sehr darauf an, wie das jeweilige Heilpflanzen-Präparat gewonnen und hergestellt wurde. Es werden sehr viele Naturheilmittel empfohlen und verkauft, deren Wirkung höchst fraglich ist.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch