Osteoporose tritt bei älteren Frauen häufig auf und ist Ursache von Knochenbrüchen und Behinderungen. Die Pharmakotherapie mit Bisphosphonaten ist allerdings von Nebenwirkungen begleitet.
In den letzten Jahren wurde als Alternative eine “natürliche” Behandlung mit Isoflavonen aus Sojaprodukten diskutiert. Untersuchungen zur Wirkung auf die Knochendichte kamen allerdings zu widersprüchlichen Resultaten.
Die Ergebnisse von zehn randomisierten kontrollierten Studien mit 896 Frauen wurden nun von chinesischen Wissenschaftern ausgewertet. Die Frauen hatten mindestens ein Jahr lang durchschnittlich 87 mg Soja-Isoflavone eingenommen. Diese Nahrungsergänzung mit Isoflavonen konnte Veränderungen der Knochendichte allerdings nicht signifikant beeinflussen.
Auch in Untergruppen ließ sich keine signifikante Wirkung belegen. Erst bei höheren Dosen war ein geringer nützlicher Effekt auf die Knochendichte der Wirbel nachzuweisen.
Eine Nahrungsergänzung mit Isoflavonen hat gemäss dieser Übersichtsstudie keine wesentliche Wirkung auf die Knochendichte der Lendenwirbel oder der Hüfte.
Quelle:
Medical Tribune – 41. Jahrgang – Nr. 10/2009
Originalarbeit: J. Liu et al., Bone 2009; doi:10.1016/ j.bone.2008.12.020
Kommentar: Soja gegen Osteoporose?
Dieses Resultat ist enttäuschend. Ich erinnere mich aber an eine andere Übersichtsarbeit, die zu einem etwas differenzierteren Schluss kam, wonach eine günstige Wirkung von Soja nur festgestellt werden konnte, wenn mit der Soja-Einnahme ziemlich unmittelbar nach der Menopause begonnen wurde. Später einsetzende Soja-Zufuhr hatte keinerlei Effekt.
Es scheint mir nach heutigem Wissensstand schwierig zu entscheiden, was stimmt. Wenn Liu et al. tatsächlich 10 Studien mit insgesamt 896 Frauen ausgewertet hat, dann müssten diese Studien von den Teilnehmerinnenzahlen her recht klein sein. Da könnte man bezüglich Aussagekraft wohl einige Fragen aufwerfen.
Klar scheint mir aber, dass regelmässige Bewegung eine wichtige Präventionsmassnahme gegen Osteoporose ist. Starkes Untergewicht dürfte sich negativ auf die Knochendichte auswirken, weil Frauen nach den Wechseljahren Östrogene im Fettgewebe produzieren. Wer keinerlei Fettpölsterchen hat, ist deshalb bezüglich Osteoporose gefährdeter und auch anfälliger bezüglich Wechseljahrbeschwerden wie Wallungen.
Aus dem Bereich der Phytotherapie bzw. Pflanzenheilkunde sind bisher keine überzeugenden Heilpflanzen zur Osteoporose-Vorbeugung bekannt.
Aber Bewegung und eine passende Ernährung sind ja auch wichtige Elemente aus der Naturheilkunde. Es müssen nicht immer Heilpflanzen sein. Es gibt genügend andere interessante Anwendungsgebiete für seriöse Heilpflanzen-Präparate.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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