Menschen, die sich sojareich ernähren, haben weniger häufig Atemnot. Das erklären die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung (DLS) in Hannover und berufen sich dabei auf eine aktuelle Untersuchung, welche in der Fachzeitschrift Respiratory Research (2009, Band 10, Seite 56 ) publiziert wurde.
“Wer viel und häufig Sojaprodukte wie Tofu, Natto (vergorene Sojabohnen), Miso-Suppe (vergorene Sojabohnenpaste), Sojasprossen oder Sojamilch zu sich nimmt, weist bessere Lungenfunktionswerte auf”, stellt Prof. Harald Morr fest, Vorstandsvorsitzender der DLS.
“Das hat eine Studie in Japan ergeben, die den Einfluss der Ernährungsweise auf die Lungenfunktion von über 600 COPD-Patienten und Gesunden untersucht hat. Die besten Ergebnisse erzielten diejenigen Personen, die pro Tag mehr als 75 Gramm reinen Sojas aßen. Doch auch schon mit mindestens 50 Gramm Soja auf dem täglichen Speisezettel lässt sich den Forschern zufolge das Risiko für eine Erkrankung an COPD und das Erleiden von Atemnot verringern.”
Sojaprodukte können fortschreitenden Lungenfunktionsverlust abbremsen
Unter Atemnot haben hauptsächlich Patienten mit einer schweren chronisch, obstruktiven Lungenerkrankung (COPD ) zu leiden. Das ist eine unheilbare, fortschreitende entzündliche Erkrankung der Lunge, die unter anderem mit einem krankhaft beschleunigten Lungenfunktionsverlust einhergeht und zu 90 Prozent durch Rauchen verursacht wird.
“Auf das Rauchen verzichten ist selbstverständlich der wichtigste Schritt, eine COPD zu vermeiden bzw. dem Fortschreiten dieser Erkrankung Einhalt zu bieten”, sagt Morr. “Darüber hinaus lässt sich offenbar aber auch mit einer sojareichen Ernährung der beschleunigte Verlust der Lungenfunktion abbremsen – und zwar auch bei Gesunden, deren Lungenfunktion altersbedingt ebenfalls (wenn auch sehr viel langsamer als bei COPD-Patienten) abnimmt.
Bereits an COPD erkrankte Patienten sollten insofern weniger Atemnot erleiden, wenn sie sich sojareich ernähren. Gesunden bietet diese Ernährungsweise eine Möglichkeit, ihre Lungenfunktion länger zu erhalten, und damit eine Art Anti-Aging-Mittel.”
Welche Inhaltsstoffe Soja so gesund machen, ist noch nicht genau bekannt. Vermutet wird jedoch eine antientzündliche Wirkung der in Sojaprodukten enthaltenen Flavonoide (Isoflavone) und mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren).
Quelle:
https://www.lungenaerzte-im-netz.de
Kommentar & Ergänzung: Soja gut für die Lunge
“Soja und verbesserte Lungenfunktion” – dieses Thema ist meines Wissens ziemlich neu und auch interessant, obwohl natürlich bei dieser japanischen Studie noch viele Fragen offen bleiben.
Die Sojabohne enthält reichlich Phytoöstrogene. Deren Hauptvertreter, die Isoflavone Genistein und Daidzein, sind Gegenstand zahlreicher aktueller Forschungsarbeiten und wurden hauptsächlich mit dem geringeren Vorkommen von Gefäßkrankheiten wie der koronaren Herzkrankheit in ostasiatischen Ländern in Verbindung gebracht, wo Soja in viel grösseren Mengen konsumiert wird als in Westeuropa und den USA.
Aufgrund der Datenlage gestattet die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA auf Sojaprodukten das Anbringen der werbenden Aussage: „Eine an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin arme Diät, die 25 g Sojaprotein pro Tag enthält, kann das Risiko von Herzerkrankungen reduzieren.“
Tumorerkrankungen
Auch das geringere Auftreten von Tumorerkrankungen wie dem Brustkrebs sowie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen in diesen Ländern ist in Verbindung mit dem täglichen Phytoöstrogenkonsum gebracht worden, sodass Isoflavon-Produkte aus Soja in jüngerer Vergangenheit auch mit Hinweis auf diese Eigenschaften intensiv beworben werden. Die Belege für diese Indikationen bleiben allerdings dürftig.
Isoflavone aus Soja sollen als Phytoöstrogene auch bei Beschwerden während der Wechseljahre (Klimakterium) wie beispielsweise Wallungen wirksam sein.
Es gibt in der Phytotherapie für diesen Anwendungsbereich allerdings besser gesicherte Heilpflanzen-Präparate.
Zudem gibt es auch Forschungsresultate, die auf eine schädliche Wirkung von Isoflavonen hindeuten. So bewirkten Isoflavone beispielsweise in der Zellkultur eine Zunahme des programmierten Zelltods in Herzmuskelzellen neugeborener Schweine. Andere Forschungsresultate deuten auf einen Zusammenhang mit verringerter Spermienqualität hin. Weil die Übertragbarkeit und Bedeutung dieser Resultate aus der Grundlagenforschung völlig ungeklärt bleiben, lassen sich hieraus keine fundierten Ernährungsempfehlungen ableiten.
Im Grossen und Ganzen scheint Soja durchaus ein gesundes Nahrungsmittel zu sein. Ein Wundermittel, das gegen alle Zivilisationskrankheiten schützt, ist es aber kaum. Es dürfte immer ein Irrweg sein, wenn von einem einzigen Nahrungs- oder Heilmittel die umfassende Sicherung der Gesundheit erwartet wird.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch