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Kinesiologie: Muskeltest als Diagnosemethode in Frage gestellt

Naturheilkunde-Debatte

Avatar-FotoMartin Koradi10.08.2009

Dass der kinesiologische Muskeltest zur Diagnose von Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen geeignet ist, lässt sich derzeit wissenschaftlich nicht beweisen. Das ist die ernüchternde Schlussfolgerung von Hall et al. nach der Auswertung von insgesamt 22 veröffentlichten Studien.
(Hall S, Lewith G, Brien S, Little P: A review of the literature in applied and spe-
cialised kinesiology. Forsch Komplementmed 2008;15(1):40-46).

„Es ist nicht einmal eindeutig geklärt, ob der Test als solcher reproduzierbar ist, das heisst zu einem identischen Resultat kommt, wenn man ihn innert kurzer Zeit wiederholt, was eine absolute Minimalvoraussetzung dafür, dass ein Test valide Ergebnisse liefern kann (d.h. Krankheiten / Störungen richtig nachweist bzw. ausschließt).“

Dies schreibt die Zeitschrift “Forschende Komplementärmedizin”
(Forsch Komplementmed 2008;15:128-129 DOI: 10.1159/000129499).

Kommentar & Ergänzung: Muskeltest als Diagnosemethode in Frage gestellt

Dieses Resultat ist auch für die Pflanzenheilkunde von Bedeutung. Es gibt nämlich Therapeutinnen und Therapeuten, die mit Hilfe des kinesiologischen Muskeltests feststellen, welche Heilpflanzen ein bestimmter Patient braucht.

Dieses Vorgehen halte ich nicht erst seit der Metastudie von Hall für unseriös bis fahrlässig. Es kommt aber vor allem in einer esoterisch angehauchten “Szene” gut an. Meines Erachtens sind dafür mehrer Gründe vorhanden:

Um mit Hilfe dieses Muskeltests zur Behandlung geeignete Heilpflanzen zu finden, braucht es keinerlei Kenntnisse über den menschlichen Körper und seine Krankheiten. Ein paar Sekunden “Armdrücken” genügen, um (scheinbar) Klarheit zu bekommen.

Es braucht auch keine Kenntnisse der Heilpflanzen, weil der Test ohne solchen theoretischen Ballast auskommt. In diesem Sinne passt der Muskeltest sehr gut in unsere Zeit: Er bietet sekundenschnelle Lösungen ohne die Anstrengung, welche mit dem fundierten Erwerb von Wissen verbunden wäre. Wozu braucht es noch Ausbildungen in Pflanzenheilkunde – der Test macht sie alle überflüssig. So kann man problemlos auch ohne Betätigung des Gehirns therapeutisch arbeiten.

Erstaunlich nur, dass die gleichen Leute oft und gerne von “Ganzheitlichkeit” reden. Gehört ein tätiges Gehirn nicht auch zur Ganzheit des Menschen?

Der Muskeltest hat aber nicht nur den Vorteil, dass er “hirnfreie” Antworten liefert, er liefert sie weit gehendst auch ohne jeden Zweifel.

Wer sich intensiv lernend mit den Krankheiten des Menschen und mit den Wirkungen der Heilpflanzen befasst hat weiss, dass viele Behandlungssituationen komplex sind und Entscheidungen dadurch immer auch mit einem Stück Ungewissheit verbunden.
Damit muss man umgehen können.

Der Muskeltest macht‘s auch hier wieder einfach. Er gibt in der Regel ein klares Ja oder Nein. Wer diese (Schein-) Gewissheit braucht, ist damit gut bedient.

Das passt auch perfekt in unsere Zeit

Nicht ein offenbar für viele Menschen mühselige Hin und Her der Argumente ist gefragt, sondern die klaren, einfachen, schnellen und eindeutigen Antworten.

Ich finde aber, wir sollten lernen, mit der Komplexität von Gesundheit und Krankheit umzugehen und dabei auch manchmal ein Stück Ungewissheit auszuhalten. Es ist spannender, näher beim Leben und zudem eine Grundvoraussetzung für demokratische Verhältnisse. Oder sollen wir als Bürgerinnen und Bürger zukünftig die ach so komplizierten politischen Fragen auch per Muskeltest klären? – Dadurch liesse sich der ganze Zeitaufwand für politische Bildung und Auseinandersetzung sparen.

Für reife politische Entscheide braucht es meines Erachtens Gefühl und Kopf.
Inbegriffen sind dabei immer auch Widersprüche, ein Hin und Her, Zweifel und Ungewissheit. Im Umgang mit uns selber und mit Gesundheit und Krankheit scheint mir das nicht viel anders zu sein.

Darum halte ich es für fragwürdig, wenn dieses ganze lebendige Feld der Auseinandersetzung und Entscheidung eingeengt wird auf einen Muskeltest, der scheinbar Gewissheit bietet.
Und ich finde es demokratie-politisch bedenklich, wenn Menschen sich daran gewöhnen, für wichtige Entscheidungen nicht mehr ihren natürlicherweise oftmals unsicheren Gefühlen und ihrem natürlicherweise oft widersprüchlichen Kopf zu vertrauen, sondern einer Gewissheit vorgaukelnden Inszenierung.

Vor Jahren besuchte ich selber einen längeren Ausbildungskurs in Kinesiologie. Ich habe mich dabei immer wieder gefragt, ob nicht die Erwartungen der testenden Person und die Erwartungen der getesteten Person das Ergebnis des Muskeltests beeinflussen. Ich hatte dabei nie den Eindruck, dass sich unsere Lehrerinnen und Lehrer dieser Frage ernsthaft stellen.

Das war mit ein Grund dafür, dass ich beschloss, diese Methode nicht zu nutzen

Ein Nachweis, daß die Reaktionen des Indikatormuskels stark von psychischen Faktoren abhängig sind, gelang im übrigen bereits D. von Rom (“Das Phänomen der unwillkürlichen Beeinflussung der Armkraft”. naturamed 1995; 1: 19-25).

Diese kritische Einschätzung wird meines Erachtens bestätigt durch eine Überprüfung der kinesiologischen Allergiediagnostik durch R. Lüdtke, N. Seeber, B. Kunz und J. Ring an der Hautklinik in Hamburg / Eppendorf. Diese Studie ist beschrieben auf der Website der Carstens-Stiftung, welche sich für die Förderung der Komplementärmedizin einsetzt:
https://www.carstens-stiftung.de/wissen/and/pdf/and_kinesiologie_allergie_seeber.pdf

Die Autoren schreiben in ihrer Zusammenfassung:

“ Anhand zweier Studien wird die Wertigkeit kinesiologischer Untersuchungen
in der Diagnostik von Soforttypallergien beurteilt. In einer ersten Pilotstudie
wurden 42 Patienten von zwei Untersuchern im Hinblick auf zehn Allergene
getestet. Eine Folgestudie untersuchte die Zuverlässigkeit der Methode am
Modell der Wespengiftallergie. Hier wurden fünf Wespengiftallergiker von
vier Untersuchern jeweils zehnmal mit Wespengift und zehnmal mit Kochsalz-
lösung getestet. Alle Untersuchungen in beiden Studien erfolgten doppelblind
in randomisierter Reihenfolge. In beiden Studien wurden die kinesiologisch
gewonnenen Ergebnisse mit den allergologischen Testergebnissen (Prick, i.c.,
RAST) und der Anamnese verglichen. Die Ergebnisse zeigen eine äußerst ge-
ringe Reproduzierbarkeit (Intraclass-Kappa = 0.02) und Reliabilität der Me-
thode (Intraclass-Kappa = 0.00). Sensitivität und Spezifität sind mit 44% und
70% ebenfalls niedrig.”

Und sie kommentieren ihre Ergebnisse folgendermassen:

“Sowohl die Pilotstudie als auch die Reproduzierbarkeitsstudie belegen deut-
lich, daß es sich bei der Kinesiologie um eine nicht reproduzierbare, unreliable
und invalide Methode zur Diagnose von Insektengiftallergien handelt. Geht
man davon aus, daß die Wespengiftallergie ein adäquates Modell für die Eva-
luierung der Health-Kinesiologie ist, so sind die obigen Aussagen auf die ge-
samte Methode verallgemeinerbar.”

Ich höre auch immer wieder von Ernährungsberaterinnen, dass die Resultate kinesiologischer Allergietests nicht mit den realen Reaktionen von Patienten auf Nahrungsmittel übereinstimmen.

Mir ist schleierhaft, wie es auf dem gegenwärtigen Stand des Wissen zu verantworten ist, die für einen Patienten geeigneten Heilpflanzen mit einem kinesiologischen Muskeltest zu bestimmen.

Ich bin gerne bereit, meine Ansicht zu ändern, wenn mir jemand zeigt, dass sich Giftpflanzen und Heilpflanzen blind durch den Muskeltest unterscheiden lassen.
Wenn dieser Kinesiologie-Muskeltest aussagekräftig und verantwortbar wäre, müsste er bei Giftpflanzen zu einem klaren “Nein” kommen.
Eine solche Versuchsanordnung ist verhältnismässig einfach zu erstellen.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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