Auf www.bild.de ist soeben ein Beitrag zum Thema “Rheumatherapie” erschienen. Dabei wird auch auf die Phytotherapie hingewiesen und auf die Heilpflanzen Teufelskralle, Weidenrinde und Brennessel:
“Die Europäische Fachgesellschaft für Phytotherapie empfiehlt auf diesem Gebiet in erster Linie die Teufelskrallenwurzel und die Weidenrinde. Seit Vielen Jahrhunderten wird aber auch die Brennessel zur Rheuma-Behandlung eingesetzt. Deren Wirkung ist jedoch eher gering einzustufen.”
Quelle: www.bild.de, 4. 12. 2009
Kommentar & Ergänzung: Rheuma-Behandlung – Teufelskrallenwurzel und Weidenrinde empfohlen
Grundsätzlich korrekte Empfehlung, allerdings ist nur schon der Begriff “Rheuma” problematisch, weil in diesem Sammeltopf sehr unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst werden. Darum ist es eigentlich fragwürdig pauschal zu sagen, diese oder jene Heilpflanze wirke gegen “Rheuma”.
Teufelskralle beispielsweise gehört mehr in den Bereich Arthrose, wenn man die Studien anschaut, die mit dieser Heilpflanze durchgeführt wurden. Weihrauch dagegen – hier nicht erwähnt – wird wegen seiner Hemmwirkung auf entzündungsauslösende Leukotriene bei Polyarthritis erforscht.
Brennnessel wird tatsächlich schon seit Jahrhunderten gegen Rheuma verwendet, hat aber in der Zwischenzeit das “Profil” geändert. Früher dachte man, dass Brennnessel über eine Ausscheidung von Giftstoffen (Entschlackung) Rheuma heilen kann. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Irrtum, weil diese angeblichen Giftstoffe oder Schlacken, die für “Rheuma” verantwortlich sein sollen, bisher ein Phantom geblieben sind. Allenfalls könnte man bei Gicht die Harnsäure als “Schlacke” bezeichnen, doch macht Gicht einen marginal kleinen Anteil unter den Rheumakrankheiten aus.
In den Blättern der Brennessel wurden allerdings entzündungswidrige Stoffe entdeckt (Prostaglandin-Hemmer). Vielleicht ist ja die Erfahrung aus der traditionellen Pflanzenheilkunde mit der Brennessel als Rheumapflanze richtig, aber die damalige Erklärung war möglicherweise falsch.
Wichtig ist aber ausserdem, dass es nicht nur darauf ankommt, die richtige Heilpflanze anzuwenden. Mindestens so entscheidend ist, in welcher Form dies geschieht (z. B. Tee, Tinktur, Extrakt), weil es bei Naturheilmitteln sehr grosse Qualitätsunterschiede gibt.
Zur Weidenrinden-Forschung weitere Erläuterungen im “Infodienst Forschende Phytotherapie”:
moodle.heilpflanzen-info.ch/course/view.php
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch