Die Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie (Nr. 4 / 2010) publizierte einen informativen Beitrag von Univ.-Doz. Mag. Pharm. Dr. Reinhard Länger zum Thema „Praktische Aspekte von Johanniskrautpräparaten“.
Zitat:
„Nicht alle Hypericum-Extrakte sind gleich gut wissenschaftlich belegt. In der Bewertung von Antidepressiva spielt die Dokumentation der Langzeitwirkung eine wichtige Rolle. Zum Beleg der Wirksamkeit zur Behandlung einer akuten depressiven Episode werden klinische Studien üblicherweise über einen Zeitraum von 6 bis 12 Wochen durchgeführt. Zum Beleg der Rückfallprophylaxe sollten Daten über einen Beobachtungszeitraum bis zu einem Jahr oder länger vorliegen. Positive Studienergebnisse zur Rückfallprophylaxe liegen von Trockenextrakten vor, die mit Ethanol 80 % oder Methanol 80 % hergestellt wurden und in einer Dosierung von 900 mg beziehungsweise 600 bis 1800 mg täglich verabreicht wurden. Für diese Extrakte muss die Anwendungsdauer auch nicht begrenzt werden, die Sicherheit und Wirksamkeit der Langzeitanwendung bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden ist belegt.“
Quelle:
http://www.phytotherapie.co.at/PHYTO%20Therapie_4-10%20%201-20_LR.pdf
PHYTOTherapie Austria 4 / 2010
Kommentar & Ergänzung: Behandlung von Depressionen mit Johanniskraut
Die Wirkung von Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird seit Jahren intensiv untersucht. Sehr interessant in obigem Zitat ist die Erwähnung der positiven Studienergebnisse zur Rückfallprophylaxe.
Wichtig ist auch der Hinweis, dass nicht alle Hypericum-Extrakte gleich gut wissenschaftlich belegt sind. In dieser Hinsicht gibt es tatsächlich grosse Unterschiede und es lohnt sich, genau hinzuschauen: Man kann nicht einfach sagen, Johanniskraut wirkt gegen Depressionen. Es kommt immer darauf an, in welcher Form Johanniskraut angewendet wird – weil sich daraus sehr unterschiedliche Wirksamkeiten ergeben.
Das gilt aber generell für Heilpflanzen-Präparate.
Unter anderem darum ist es wichtig, dass in Phytotherapie-Ausbildungen nicht nur gelehrt wird, welche Heilpflanzen für welche Beschwerden wirksam sind. Es sollte auch fundiertes Wissen vermittelt werden über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Arzneiformen wie zum Beispiel Tee, Tinktur oder Extrakt. Und darüber, wie sich die Qualität dieser Arzneiformen beurteilten lässt.
Weil viele Heilpflanzen-Präparate mit fraglicher Wirkung im Handel sind braucht es mehr Menschen, die dank fundiertem Fachwissen die Qualität beurteilen können.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch