Die Wirksamkeit von Carrageen als Inhibitor (Hemmstoff) der Influenza A-Virus Infektion (H1N1) konnte in in-vitro und in-vivo Versuchen gezeigt werden. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die als Kooperationsprojekt zwischen Forschern des Instituts für Diagnostische Virologie (Friedrich-Loeffler-Institut, Riems, Deutschland), dem St. Anna Kinderspital in Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien und einem Industriepartner durchgeführt wurde.
Carrageen ist ein Polymer aus Rotalgen, das zum Aufbau einer schützenden physikalischen Barriere in der Nasenhöhle führt und bereits antivirale Wirksamkeit bei der Behandlung von Erkältungen zeigte. Die hier beschriebene Studie untersuchte die Wirksamkeit von Carrageen gegen Influenzaviren, einschließlich des Influenza-Pandemiestamms H1N1. Die Resultate zeigten, dass das Polymer direkt an Influenza-Viren bindet und damit deren Anheftung an Zellen verhindert. Eine Weiterverbreitung der Viren wird dadurch behindert. Im Tierversuch zeigte Carrageen eine vergleichbaren Effekt wie das Medikament Tamiflu.
„Influenza-Viren stellen global immer noch eine große Bedrohung der öffentlichen Gesundheit dar und mit der zunehmenden Resistenz gegen Tamiflu steigt das Bedürfnis nach wirksamen Alternativen“, sagte Dr. Andreas Grassauer, CEO und Mitbegründer von Marinomed.“Diese Studie bestätigt, dass Iota-Carrageen eine Alternative zu Neuraminidase-Inhibitoren darstellen kann und weiter in klinischen Studien im Menschen zur Prävention und Behandlung von Influenza-A getestet werden sollte.“
Der wissenschaftliche Artikel mit dem Titel „Iota-Carrageenan is a Potent Inhibitor of Influenza A Virus Infection“ von Andreas Leibbrandt, Christiane Meier, Marielle König-Schuster, Regina Weinmüllner, Donata Kalthoff, Bettina Pflugfelder, Philipp Graf, Britta Frank-Gehrke, Martin Beer, Tamas Fazekas, Hermann Unger, Eva Prieschl-Grassauer und Andreas Grassauer wird online publiziert in der Open-Access-Zeitschrift PLoS ONE: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0014320
Quelle:
Veterinärmedizinische Universität Wien
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=32519
Kommentar & Ergänzung: Carrageen aus Rotalgen wirksam gegen H1N1-Viren
Was ist Carragen?
„Carrageen (auch: Carragaheen, Karrageen oder Karragheen; englisch Carrageenan) ist eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe langkettiger Kohlenhydrate (Polysaccharide), die wie die ähnlichen Substanzen Agar-Agar oder Alginat in den Zellen verschiedener Rotalgenarten vorkommen.“ (nach: Wikipedia)
Und wozu wird Carragen verwendet?
„In der Lebensmittelindustrie wird Carrageen als Geliermittel für Schlankheits- und Light-Produkte und in Fleischwaren (z. B. Wurst), sowie als Verdickungsmittel in kalt angerührten Marmeladen, Babynahrung, Milchprodukten, Milchshakes, Eiscreme und Desserts eingesetzt. Mit Hilfe von Carrageen können auch Trübungen in Weinen beseitigt werden. In der EU ist es als Lebensmittelzusatzstoff mit der Nummer E 407 zugelassen. Carrageen wird auch in der Kosmetikindustrie (Zahnpasta) verwendet.
Das Dickungsmittel Carrageen (E 407) ist auch nach der Europäischen Öko-Verordnung für Bio-Lebensmittel zugelassen.
Neuerdings wird Carrageen auch medizinisch eingesetzt. Unter dem Produktnamen Coldamaris prophylactic hat die österreichische Marinomed die Zulassung in Österreich für ein Produkt zur Schnupfenprävention erhalten. Das auf die Entwicklung von Medikamenten mit marinen Naturstoffen spezialisierte Spin-Off der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) hat für das Produkt die europäische Zulassung erhalten. Der Wirkstoff ist nach Herstellerangaben Carragelose®, die aus Rotalgen gewonnen wird und die Nase vor äußeren Einflüssen wie zum Beispiel Schnupfenviren schützen soll. Der Wirkstoff soll sich wie ein schützender, natürlicher Film über trockene und gereizte Nasenschleimhaut legen und dadurch die natürliche Abwehr von Viren und Bakterien durch körpereigene Prozesse unterstützen. Derzeit wird das Produkt nur in Österreich und apothekenexklusiv vertrieben; der Vertrieb in Deutschland und anderen EU-Ländern ist beantragt.“
(nach Wikipedia)
Hier wird der Zweck der Carrageen-Forschung deutlicher
Wikipedia erwähnt als Herstellerin des Schnupfenmittels dieselbe Firma wie der Artikel im Journalmed. Der Hinweis auf das Schnupfenmittel ist interessant. Er wirft die Frage auf, ob ein prophylaktischer Effekt gegen Schupfen auch durch andere schleimhaltige Heilpflanzen erreicht werden könnte (Eibischwurzel?).
„Eine Studie aus dem Jahr 2006 zeigt eine deutliche, bisher nicht vollständig erklärte antivirale Aktivität gegen humane Papillomviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Des weiteren zeigen einige Arbeiten, dass Carrageen Einfluss auf die Aktivität von Makrophagen hat.“
(nach: Wikipedia)
Dieser Einfluss auf humane Papillomviren und auf Makrophagen ist tatsächlich schwer einzuordnen.
Grundsätzlich sind diese Forschungsergebnisse zu Carrageen aber sehr interessant. Von Carrageen hört man in der Phytotherapie-Forschung nämlich sonst nicht so oft, während andere schleimhaltige Heilpflanzen wie zum Beispiel Eibischwurzel in den letzten Jahren intensiv untersucht wurden. Dabei ergaben sich neue Erkenntnisse über die Wirkungsweise dieser Heilpflanzen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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