Das traditionelle Wundheilmittel wirkt allein oder in Kombination mit Antibiotika. Biofilme stören das Eindringen der Antibiotika. Honig wiederum hemmt die Biofilmbildung, wodurch Antibiotika wieder wirksamer werden.
Viele frühe Kulturen wussten, dass Honig die Wundheilung fördert. In der traditionellen „Volksheilkunde“ hält sich das Mittel bis heute. In der Medizin dagegen kam Honig endgültig außer Mode, als man mit den Antibiotika stärkere Waffen gegen Bakterien gefunden hatte. Aber die drohen nun zunehmend stumpf zu werden, weil immer mehr Bakterien Resistenzen entwickeln. Man sucht daher nach Alternativen und Honig ist eine davon.
Wird Honig auf Wunden aufgetragen, schließt er sie ab und macht mit seinen osmotischen Kräften – Honig besteht zu 80 Prozent aus Zuckern – und erschwert mit seinem niederen pH-Wert (3,7) Bakterien das Leben. Zudem setzt der Honig, wenn er verdünnt wird, mit einem Enzym (Glukose-Oxidase) Wasserstoffperoxid frei. Das potente Desinfektionsmittel tötet Bakterien. Das ist jedoch noch nicht alles: Echter Honig ist dreimal so wirksam wie Kunsthonig mit identischem Zuckergehalt. Rose Cooper (Cardiff) hat dieses Phänomen schon vor zehn Jahren bemerkt und sucht seitdem die aktive Komponente.
Gefunden hat sie diese noch nicht, doch konnte sie nun zeigen, dass Honig – Manuka-Honig aus Neuseeland, der in der Medizin schon eingesetzt wird – auch bei Bakterien wirkt, die gegen Antibiotika resistent sind, Pseudomonas aeruginosa, A-Streptokokken und Staphylococcus aureus. „Honig erschwert das Festsetzen von Bakterien auf Körpergewebe“, berichtete die Wissenschaftlerin auf einer Mikrobiologen-Konferenz, „und er verhindert die Bildung von Biofilmen.“ (Eurekalert, 12. 4.) Damit verlieren Bakterien ein Schutzschild gegen Antibiotika: In Biofilme können die Antibiotika nicht eindringen. Verhindert Honig die Biofilmbildung, verbessert sich die Wirkung der Antibiotika.
Von Selbsttherapien rät die Forscherin allerdings ab: „Wir empfehlen nicht, Honig zur Wundheilung im Supermarkt zu kaufen.“ Denn dieser Honig werde häufig zum Konservieren erwärmt, wobei vermutlich die antibakteriellen Wirkstoffe zerstört würden.
Quelle:
http://diepresse.com/home/science/650854/Honig-greift-resistente-Bakterien-an
Kommentar & Ergänzung: Honig als Wundheilmittel
Honig wird intensiv als Wundheilmittel erforscht, weil offenbar der Hersteller eines entsprechenden Präparates Geld dafür investiert. Das ist sehr begrüssenswert, weil dadurch die Wirksamkeit und Sicherheit des Honigs als belegt werden kann. Das verbessert die Chancen, dass Honig als Wundheilmittel sich auch in Kliniken, Pflegeheimen und in der Spitex Einzug halten kann. Ein altbewährtes Hausmittel und Naturheilmittel wird dadurch zum offiziellen Arzneimittel. Das hat allerdings – neben den positiven Aspekten – auch den Effekt, dass Honig als Hausmittel an den Rand gedrängt wird, weil nur noch der Medizinalhonig als anwendbar gilt. Das hat auch einen Touch von Enteignung. Ein positiver Aspekt von Hausmitteln ist ja gerade, dass man sie zur Verfügung hat und nicht auf Apotheken und ein Medizinsystem angewiesen ist.
Zum Medizinalhonig siehe auch:
Honig: Altes Wundheilmittel im Aufwind
Honig verkürzt Wundheilung bei Brandwunden
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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