So titelt die „Aerztezeitung“ zu einem kurzen Bericht aus der Grüntee-Forschung, und fährt fort:
„Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen sollten häufiger mal eine Tasse grünen Tee trinken.“
Begründung:
„Denn in In-vitro-Experimenten reduzierte Epigallocatechin-3-Gallat, ein Polyphenol aus grünem Tee, die über Interleukin-1β induzierten Zytokine.
In der Folge wurde somit die Expression von TNFα, IL-6 und mehreren Chemokinen durch Chondrozyten gehemmt (Arthritis Res & Therapy 2011; 13: 121).“
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/skelett_und_weichteilkrankheiten/rheuma/article/665877/gruener-tee-scheint-arthrose-helfen.html?sh=15&h=-1515725748
https://arthritis-research.com/content/13/4/121/abstract
Kommentar & Ergänzung: Grüner Tee
Grüner Tee ist nicht nur ein beliebtes Genussmittel. Er hat darüber hinaus auch Qualitäten als Heilpflanze und wird in dieser Hinsicht intensiv erforscht. Dabei steht das im Text erwähnte Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) im Zentrum.
Bei der Darstellung dieser Forschungsresultate kommt es allerdings recht oft zu vorschnellen Aussagen. So auch mit dieser Titelschlagzeile in der „Aerztezeitung“ (die immerhin durch das Wort „scheint“ relativiert wird).
Wir haben es hier mit einem reinen Laborexperiment zu tun, dass nur wenige Rückschlüsse darauf zulässt, ob die gefundenen Effekte auch bei Arthrosekranken auftreten.
Und wenn dann noch empfohlen wird, dass Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen häufiger mal eine Tasse grünen Tee trinken sollen, dann müsste noch die Dosisfrage genauer geklärt werden. In den meisten epidemiologischen Untersuchungen mit Grüntee wurden Wirkungen gefunden bei einem Konsum von etwa 8 – 10 (japanischen)Tassen pro Tag. Ab und zu mal eine Tasse Grüntee dürfte also wahrscheinlich nicht reichen.
Damit einigermassen verlässlich gesagt werden könnte, dass Grüntee bei Arthrose hilft, wäre eine Studie mit ungefähr folgendem Aufbau nötig:
Arthrosepatienten mit möglichst homogenem Krankheitsbild werden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt, worauf die eine Gruppe über einen gewissen Zeitraum Grüntee und die andere Gruppe ein Scheinpräparat (Placebo) erhält. Zeigt sich dann in der Grüntee-Gruppe eine bessere Schmerzlinderung oder Entzündungshemmung als in der Placebogruppe, spricht das für eine Wirksamkeit von Grüntee bei Arthrose.
Schwierigkeit
Eine Schwierigkeit bei dieser Art von Studie wäre allerdings, dass sich das Verum (hier: Grüntee) vom Placebo äusserlich nicht unterscheiden darf, weil die Probanden ja nicht wissen dürfen, zu welcher Gruppe sie gehören. Diese „Verblindung“ ist mit Grüntee in Teeform wohl kaum zu schaffen. Untersucht werden könnte aber Grüntee-Extrakt in Kapselform. Ausserdem dürften bei dieser Studie die untersuchenden Ärzte nicht wissen, ob ein bestimmter Patient zur Verum-Gruppe oder zur Placebo-Gruppe gehört ( = Doppelblind-Studie). Wissen die Ärzte, ob ein Patient zur Placebo-Gruppe oder zur Verum-Gruppe gehört, kann das die Resultate stark beeinflussen.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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