Die ZDF-Sendung „Volle Kanne“ kümmerte sich vor einiger Zeit um menschliche Verdauungsprobleme. Dabei ging es auch um das Thema Verstopfung. Schauen wir uns die Tipps einmal genauer an:
„Dr. Brigitte Bäuerlein warnt: ‚Abführmittel aus der Apotheke sollten erst dann zum Einsatz kommen, wenn eine Ernährungsumstellung auf ballaststoffreichere Kost kombiniert mit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr sowie eine Änderung des Lebensstils mit mehr Bewegung zu keiner Verbesserung der Verstopfungen geführt haben!’ Zudem sollte die Einnahme von Abführmitteln immer medizinisch abgeklärt werden. Gleiches gelte für die Verwendung von Glaubersalzen oder Rizinusöl. ‚Das ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen’, sagt die Expertin – zu viel des Guten also, wenn man eigentlich nur die Verdauung unterstützen möchte.
Sie empfiehlt stattdessen Sennesblätter, die schon lange als sanftes Abführmittel bekannt sind. Die Blätter stammen von einem afrikanischen Strauch. Die darin enthaltenen Wirkstoffe (Sennoside) wirken direkt am Ende des Dickdarms, etwa acht bis zwölf Stunden nach der Einnahme. In Apotheken gibt es die Blätter bereits als fertige Teemischung.“
Kommentar:
Na, Sennesblätter als sanftes Abführmittel zu bezeichnen ist schon ein bisschen gewagt. Sennesblätter gehören zu den „Drastika“. Sie können als unerwünschte Nebenwirkung kolikartige Krämpfe auslösen und bei länger dauernder Einnahme zur Gewöhnung führen. Der Wirkungseintritt ist gemäss Phytotherapie-Fachliteratur nach 8 – 10 Stunden zu erwarten
„Auch Leinsamen wirken leicht abführend. In der Schale befinden sich Schleimstoffe, die mithilfe des Wassers im Darm aufquellen und die Darmentleerung erleichtern. Die Schleimstoffe kleiden auch die Magenwände aus und fungieren somit als natürliche Säurebarriere. Einfach zwei Esslöffel ganzen Leinsamen 30 Minuten lang in etwas Flüssigkeit (Wasser oder Joghurt) einweichen und anschließend ins Müsli geben. Reichlich dazu trinken!“
Kommentar: Leinsamen könnte im Gegensatz zu den Sennesblättern zu recht als sanftes Abführmittel bezeichnet werden. Mit Leinsamen gibt es keine Gewöhnungsgefahr, auch nicht bei jahrelanger Einnahme. Gegen Verstopfung würde ich die Leinsamen allerdings nicht vorquellen lassen. Die Quellung erst im Dünndarm soll wirksamer sein (gemäss: Schilcher; Leitfaden Phytotherapie). Ob Joghurt günstig ist zum Quellen, würde ich bezweifeln. Von Milch rät „Schilcher“ nämlich ab, weil sich die Milch nicht gut in die Schleimstruktur einlagert. Wasser bzw. wässrige Zubereitungen wie Kräutertee sind wohl besser.
Wird der Leinsamen für den Schutz der Magenschleimhaut eingesetzt, ist Vorquellen lassen natürlich eine Bedingung für die Wirksamkeit. Nur so ist der Schleim im Magen schon „bereit“.
Quelle der Zitate:
http://vollekanne.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,8169111,00.html?dr=1
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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