Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stuft das Medikament Ukrain als bedenkliches Arzneimittel ein. Ukrain wird als Wundermittel gegen Krebs propagiert. Nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand besteht gemäss BfArM der begründete Verdacht, dass die Anwendung schädliche Wirkungen über das medizinisch vertretbare Maß hinaus zeigt, auch bei vorgesehenem Gebrauch nach Herstellerangaben. Der Import nach Deutschland sei eine Straftat.
Nach Informationen des BfArM ist Ukrain wahrscheinlich ein semisynthetisches Mischpräparat aus dem Zytostatikum Thiotepa und Alkaloiden des Schöllkrauts (Chelidonium majus L.). Bezüglich der Zusammensetzung mache der Vertreiber selbst unterschiedliche Angaben, warnt die Arzneimittelbehörde. Hersteller von Ukrain ist die Firma Nowicky Pharma mit wechselndem Geschäftssitz in der Ukraine, Österreich oder den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Im Internet wird Ukrain als Universalmittel gegen Krebs und als probater Ersatz für Chemotherapie propagiert. Sogar die Behauptung, der Krebs könne rückgängig gemacht werden, ist zu finden. Wissenschaftliche Belege für diese Aussagen gibt es laut BfArM nicht, ebenso wenig wie für die Sicherheit des Präparates.
2001 hat die Ukrainische Arzneimittelbehörde Ukrain eine Zulassung erteilt, die aber seit November 2011 ruht. Die Herstellerfirma hatte wiederholt erfolglos bei der Europäischen Arzneimittelagentur eine Zulassung als Orphan Drug mit Indikation Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) beantragt und sogar gegen die Ablehnung der Anträge vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) geklagt. Die Klage hat der EuGH im September 2010 in allen Punkten abgewiesen. Ukrain ist dadurch in der ganzen Europäischen Union nicht verkehrsfähig.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=4194&Nachricht_ID=40869&Nachricht_Title=Nachrichten_Ukrain%3A+Bedenkliche+und+illegale+Krebstherapie&type=0&folder_id=40789
Kommentar & Ergänzung:
Mit den durchaus begreiflichen Hoffnungen von Krebspatientinnen und Krebspatienten wird schamlos Profit gemacht. Ukrain ist hier nur eines der bekanntesten Beispiele.
Oft geht es dabei aber nicht einfach nur um Geld. Heilerinnen und Heiler profilieren sich mit überzogenen Heilungsversprechungen auch oft als Retter. Das ist vor allem gut für das eigene Ego.
Bezüglich Ukrain ist lässt sich feststellen, dass nur schon widersprüchliche Angaben des Herstellers zur Zusammensetzung des Produktes nicht gerade vertrauenserweckend sind, genauso wenig wie ein immer wieder wechselnder Firmensitz.
Im Heilpflanzenlexikon von Dietrich Frohne (2006) wird zur Zusammensetzung von Ukrain folgende Angabe gemacht:
„Das ‚Krebsmittel’ Ukrain ist ein semisynthetisches Mischpräparat aus Schöllkraut-Alkaloiden und dem Zytostatikum Thiotepa. 3 Moleküle Chelidonin sind über den Alkaloidstickstoff mit Ethylgruppen des Thiophosphorsäurederivats (unter Öffnung der 3-Aziridinringe) verbunden. Das Präparat enthält aber mehrere Alkaloide;….“
In der Phytotherapie-Fachliteratur gibt es keine dokumentierten Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung von Schöllkraut.
Zur Wirksamkeit von Ukrain stehen nur die Versprechungen des Herstellers im Raum.
Frohne schreibt dazu:
„…die bisher vorliegenden klinischen Berichte erlauben wegen fehlender objektiver Kriterien keine Beurteilung der Wirksamkeit. Vom Einsatz des seit längerem – jetzt auch im Internet – beworbenen Mittels wir sowohl von der AMKdÄ und der Dtsch. Krebsgesellschaft als auch von der Schweiz. Krebsliga und der Schweizerischen Gesellschaft für Onkologie abgeraten.“
Eine fundierte Bewertung von Heilpflanzen-Präparaten für die Begleittherapie bei Krebserkrankungen hat Jutta Hübner publiziert:
Jutta Hübner: Aloe, Ginkgo, Mistel & Co.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch