Der regelmäßige Konsum von Erdbeeren und (amerikanischen) Heidelbeeren war in einer prospektiven Beobachtungsstudie mit besseren kognitiven Leistungen in Alter verbunden. Die Wissenschaftler erklären diesen Effekt in den Annals of Neurology (2012; doi: 10.1002/ana.23594) mit dem Gehalt an Anthocyanen und Flavonoiden.
Flavonoide sind Farbstoffe, die in Blüten und Früchten Insekten und Vögel anlocken. Sie schützen ausserdem die Pflanzen vor UV-Licht und einer Oxidation. Besonders kräftig färben die Anthocyane, welche für die dunkelblaue bis schwarze Farbe vieler Beeren verantwortlich sind. Diese Inhaltsstoffe der Beeren gelangen nach dem Konsum ins Blut. Ernährungswissenschaftler schreiben den Anthocyanen seit längerem eine gesundheitsfördernde Wirkung zu, was sich aber schwer beweisen lässt.
Hinweise auf eine gesundheitsfördernde Wirkung der Anthocyane geben neben tierexperimentellen Studien immer wieder die Ergebnisse von prospektiven Beobachtungsstudien. Eine der größten Studien dieser Art sind die Nurses‘ Health Studies. Seit 1976 befragen Wissenschaftler der Harvard Universität in Boston mehr als 120.000 Krankenschwestern regelmäßig nach deren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, um den Einfluss auf die Gesundheit zu untersuchen. Von 1995 bis 2001 wurden bei 16.010 älteren Krankenschwestern ausführlichen kognitiven Tests durchgeführt.
Die Harvard-Wissenschaftlerin Elizabeth Devore und Mitarbeiter haben die Testresultate jetzt mit den früheren Angaben zur Ernährung in Beziehung gesetzt. Sie fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Erdbeeren und (amerikanischen) Heidelbeeren zum kognitiven Abbau im Alter. Frauen, die diese Beeren häufiger konsumiert hatten, zeichneten sich durch eine höhere geistige Regsamkeit aus. Devore geht von einer Verzögerung des normalen Alterungsprozesses im Bereich des kognitiven Abbaus um 1,5 bis 2,5 Jahre aus. Ein ähnlicher Zusammenhang bestand mit der errechneten Zufuhr von Flavonoiden und Anthocyanen.
Für Devore ist der Konsum von Beeren eine einfach umzusetzende Empfehlung, die kaum schaden kann. Die etwaigen günstigen Wirkungen könnten angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung kaum unterschätzt werden, findet die Wissenschaftlerin.
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/50009/Beeren-halten-das-Gehirn-jung
Kommentar & Ergänzung:
Vorbildlich weißt das Aerzteblatt auf die kritischen Punkte dieser Studie hin:
„Wie immer bei Beobachtungsstudien ist eine kausale Zuordnung nicht eindeutig möglich. So ist vorstellbar, dass die höhere kognitive Kompetenz bei den Frauen die Einsicht in die Vorteile einer gesünderen Lebensweise gefördert hat. Dazu könnten neben dem Verzehr von Beeren noch andere Lebensstilfaktoren gehören, die ebenfalls dazu beigetragen haben könnten, die geistigen Funktionen im Alter zu erhalten.“
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