Die Schachtelhalme gehören botanisch zu den Farnen.
Ein Charakteristikum dieser Pflanzen ist die Einlagerung von Silizium (als Ligninersatz) in die Zellwand. Schachtelhalme enthalten bis zu 7 % Kieselsäure.
Diese Kieselsäure-Einlagerungen machen Schachtelhalmarten zu einem sanften Scheuermittel (Zinnkraut).
Interessant ist die Paläobotanik der Schachtelhalmarten:
„Die heutigen Schachtelhalme sind die letzten Überlebenden einer ehemals artenreichen Gruppe innerhalb der Gefäßsporenpflanzen (Pteridophyta), der Equisetopsida. Zu diesem Taxon gehörten die Calamiten (Calamitaceae), die durch Fossilien aus dem Perm und Karbon bekannt sind. Sie waren verholzt, erreichten Wuchshöhen von bis zu 30 Metern und 1 Meter Stammdurchmesser und bildeten einen wichtigen Bestandteil der Steinkohlenwälder. Die ersten Schachtelhalme traten im oberen Devon vor etwa 375 Mio. Jahren auf (Pseudobornia bronni). Die Schachtelhalme können deshalb als ‚lebende Fossilien’ bezeichnet werden.“
(Quelle: Wikipedia)
Aus Farnen und Schachtelhalmen bildete sich also später die Steinkohle. Die erdgeschichtliche Epoche vor etwa 300 Millionen Jahren, in welcher Farne und Schachtelhalme dominierten, heisst daher Karbonzeit.
Farne und Schachtelhalme waren wichtig bei der Besiedelung des Festlandes durch die Pflanzenwelt.
Einige wichtige Schachtelhalmarten:
– Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), auch Zinnkraut oder Katzenschwanz genannt, wird als einzige Schachtelhalmart als Heilpflanze verwendet. Wirkt harntreibend und wird zum Beispiel zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten empfohlen.
Foto auf Wikipedia
– Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre)
Equisetum palustre ist wegen seiner Inhaltsstoffe für Weidevieh giftig. Für die Giftwirkung sind vor allem zwei Stoffe verantwortlich: Erstens eine Thiaminase, die das Vitamin B1 zerstört und hauptsächlich auf Pferde giftig wirkt und ein Taumeln der Tiere auslöst. Zweitens das Piperidin-Alkaloid Palustrin (0,01-0,3 %), das auch im Heu über Jahre hinweg erhalten bleibt und das bei Rindern zur Verminderung des Milchertrags und zu Lähmungserscheinungen führt.
Beim Menschen sind keine Vergiftungen durch Sumpf-Schachtelhalm bekannt; trotzdem sollte diese Pflanze nicht in Tee-Mischungen enthalten sein. Auch das Alkaloid Nikotin ist im Equisetum palustre enthalten.
– Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia). Größte einheimische Schachtelhalm-Art.
Foto auf Wikipedia
Vor allem der Acker-Schachtelhalm kommt gerne in Gärten vor und ist dort nur noch schwer zu vertreiben.
Die Zeitschrift „Bioterra“ hat vor einiger Zeit vier Ansätze zusammengefasst, wie man den Schachtelhalm wieder los wird:
„- Jäten und nochmals jäten. Möglichst tief graben und alle Wurzelstücke sauber entfernen. Kleine Pflänzchen gar nicht erst hoch kommen lassen.
– Abgraben der Kulturerde auf mindestens 50 cm Tiefe. Abführen der Erde oder in einer Gartenecke deponieren, wo sich der Schachtelhalm aufhalten darf. Einlegen eines Trennflieses über dem Unterboden. Einbringen von Kies (Wandkies oder Kiesschotter), Schichtdicke 50 cm. Vereinzelt können immer noch Pflanzen spriessen, diese ausjäten.
– Die Fläche umgraben und möglichst viele Wurzelteile herauslesen. Abdecken der Fläche für ein Jahr mit einer regendurchlässigen schwarzen PE-Folie. Durch die Hitzeeinwirkung trocknen die verbliebenen Wurzelstücke aus. Im zweiten Jahr die Fläche mit einer gut deckenden Pflanze bestellen, z.B. Kartoffeln dicht gepflanzt, Roggen oder Phacelia-Einsaat (hilft auch gegen andere Wurzel-Kräuter wie Schnürgras oder Sonchus-Arten).
– Eine Drainschicht (Kies) einbauen und die Humusschicht verbessern (Humus und Kompost). Dann den Boden mit rasch wachsenden Kleinsträuchern und Stauden bepflanzen.“
Quelle:
http://www.bioterra.ch/site/index.php?option=com_content&view=article&id=170:umgang-mit..
Kommentar & Ergänzung:
Wer Schachtelhalm als Heilpflanze verwenden will, sollte vor allem den Acker-Schachtelhalm vom Sumpf-Schachtelhalm unterscheiden können.
Solche Unterschiede zwischen verwechselbaren Pflanzenarten kann man am besten auf Kräuterexkursionen kennen lernen. Die aktuellen Daten und Orte finden Sie im Kurskalender.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch