Der Mikrobiologe und Immunologe Professor Dr. Andreas Diefenbach vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum in Freiburg bekommt den „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC) in Höhe von 1,5 Millionen Euro für sein Projekt „NutrImmune“. Der Forscher will den Einfluss von Nahrungsstoffen auf das Immunsystem des Darms untersuchen.
Zahlreiche Gemüsesorten wie beispielsweise Broccoli oder Rosenkohl enthalten Senfölglykoside (Glukosinulate). Diefenbach konnte mit seiner Forschungsgruppe zeigen, dass solche Pflanzeninhaltsstoffe die Differenzierung von speziellen Immunzellen, den so genannten Lymphoid-Tissue-Inducer-Zellen (LTi-Zellen), beeinflussen.
Darüber hat das Universitätsklinikum in Freiburg orientiert. Mäuse, deren Futter keine dieser Substanzen enthielt, bildeten nur wenige LTi-Zellen und zeigten eine hohe Anfälligkeit für Darminfektionen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.
Das nun durch den Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt untersucht die molekularen Mechanismen, über die gewisse Nahrungsstoffe die Differenzierung und Funktion der LTi-Zellen beeinflussen.
LTi-Zellen haben eine wichtige Funktion für den Schutz des Darmepithels, also des Deck- und Drüsengewebes. In Zukunft könnten solche Pflanzeninhaltsstoffe oder aus ihnen entwickelte Substanzen in der Klinik zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie beispielsweise Morbus Crohn eingesetzt werden.
Quelle:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/819047/foerderpreis-phytochemie-infektionen.html?sh=11&h=-2079932337
Kommentar & Ergänzung:
Von solchen Versuchen mit Mäusen lassen sich noch keine direkten Wirkungen auf Krankheiten bei Menschen ableiten.
Senfölglykoside sind aber generell eine interessante Wirkstoffgruppe in der Phytotherapie.
Wo kommen Senfölglykoside im Pflanzenreich vor?
Senfölglycoside sind charakteristische Inhaltstoffe in der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceen). Ansonsten sind sie bei den Kaperngewächsen verbreitet und kommen sporadisch bei Kapuzinerkressengewächsen, Wolfsmilchgewächsen und anderen Pflanzensippen vor.
Typische Heilpflanzen mit Senfölgykosiden sind Meerrettich, Rettich, Schwarzer Senf, Brunnenkresse, Kapuzinerkresse.
Senfölglykoside sind auch wichtige Inhaltsstoffe in Gemüsen wie Kohl, Rosenkohl, Chinakohl und Broccoli.
Zur Wirkung und Anwendung von Senfölglykosiden:
„ Senföle (z. B. Allylsenföl) werden therapeutisch als örtlich wirkende Hautreizmittel (Rubefacientia) eingesetzt. Sie wirken teilweise stark antibakteriell.
Zubereitungen aus senfölhaltigen Pflanzen werden ebenfalls heilkundlich verwendet. Kapuzinerkresse etwa wirkt aufgrund ihres Gehaltes an Benzylsenföl in-vitro bakteriostatisch (gegen grampositive und gramnegative Bakterien), virustatisch und antimykotisch.
Wissenschaftlich belegt ist auch die antimikrobielle Wirkung der Senföle im Meerrettich. Das ätherische Öl enthält Allylsenföl (ca. 90 %) und 2-Phenylethylensenföl. Je nach Dosis wirkt der Meerrettich in-vitro bakteriostatisch bzw. bakterizid. Das Allylsenföl aus der Meerrettichwurzel zeigt eine gute Wirksamkeit im gramnegativen Spektrum, während das 2-Phenylethylsenföl aus der Meerrettichwurzel ein erweitertes Wirkspektrum im grampositiven Bereich aufweist.
Senfölglycoside aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel werden kombiniert in der Praxis als Phytotherapeutikum zur Behandlung und Prophylaxe von Atemwegs- und Harnwegsinfekten eingesetzt. In-vitro-Studien belegen, dass eine Kombination der beiden Pflanzenstoffe ein breites antibakterielles Wirkspektrum gegenüber 13 klinisch relevanten Bakterienstämmen besitzt.
Untersuchungen am Institut für Medizinische Virologie der Universität Gießen haben 2010 ergeben, dass Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich die Vermehrung von Grippeviren vom Typ H1N1 hemmen können. Die Vermehrung wurde im In-vitro-Modell mit menschlichen Lungenzellen um etwa 90 Prozent gehemmt. Schon 1958 wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen am exembryonierten Hühnerei unter dem Einfluss der Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich eine starke Hemmung der Vermehrung von Influenza-Viren nachgewiesen.
Dass der Verzehr senfölhaltiger Pflanzen, wie vielfach behauptet, vor Krebserkrankungen schützen kann, ist wissenschaftlich durch Versuche an Ratten belegt, jedoch fehlt der wissenschaftliche Beweis der Wirksamkeit beim Menschen.“
(Quelle: Wikipedia, Literaturangaben dort)
Siehe auch:
Wirkstoffkunde: Was sind Senfölglycoside? Welche Wirkung haben sie?
Hausmittel: Rettichsirup gegen Husten
Kapuzinerkresse – Breitbandantibiotikum aus der Natur
Glukosinulate aus Brokkoli und Rosenkohl schützen vor Darmerkrankungen
Meerrettich – Breitbandantibiotikum aus der Natur
Kräuter und ihre Wirkung: Kapuzinerkresse
Senfölglykoside hemmen multiresistente Erreger
Phytotherapie: Meerrettich als Heilpflanze bei Husten und Blasenentzündung
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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