Enzyme aus der Ananaspflanze können den festsitzenden Schorf in Brandwunden ablösen.
Das Bromelain-Präparat eines Herstellers aus Israel steht nach dem erfolgreichen Abschluss klinischer Studien in Europa vor der Einführung.
Bromelain, eine 1957 erstmals beschriebene Mischung von proteolytischen ( = eiweissspaltenden) Enzymen aus dem Stamm und den Früchten der Ananaspflanze, wird gegenwärtig in Apotheken als Naturheilmittel gegen „Schwellungen und Entzündungen“ nach Operationen oder Verletzungen als Tabletten zur oralen Anwendung angeboten. Die Enzyme erzielen jedoch auch bei einer topischen ( = örtlichen) Anwendung eine Wirkung. Bei Brandwunden kann Bromelain den fest haftenden Wundschorf lösen. Die Resultate klinischer Studien, die der Hersteller MediWound aus Jawne, 30 Kilometer südlich von Tel Aviv, durchgeführt hat, haben nun die Europäische Arzneimittelagentur EMA überzeugt.
NexoBrid so der Name des Präparates, habe die Zeit bis zur erfolgreichen Entfernung des Wundschorfs verkürzt und das Ausmaß des chirurgischen Debridements reduziert, heißt es in einer Pressemitteilung zu der positiven Entscheidung des Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP).
Die EMA warnt aber gleichzeitig, dass eine nicht sachgerechte Weiterbehandlung der Wunde nach dem Debridement die Heilungszeiten verlängern und das Komplikationsrisiko vergrössern könne. Die Ananas-Enzyme könnten dann gesundes Gewebe angreifen. Der CHMP verlangt deshalb von der Herstellerfirma, ein Trainingsprogramm und Fortbildungsmaterialien für die Anwender bereitzustellen.
NexoBrid hat seit 2002 bei der EMA den Status eines Orphan Arzneimittel für seltene Erkrankungen, bei denen der Bedarf an neuen Medikamenten hoch einschätzt wird. Bei Arzneimitteln mit Orphan-Status ist ein vereinfachtes und günstigeres Zulassungsverfahren möglich. Über eine Zulassung wird demnächst die Europäische Kommission einen Entscheid fällen, wobei sie sich aber in der Regel an die Empfehlungen des CHMP hält.
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51755/Ananas-Enzyme-loesen-Schorf-von-Brandwunden
Kommentar & Ergänzung:
Bromelain ist ein interessanter Inhaltsstoff der Ananaspflanze.
Hier weitere Infos zur biologischen Wirkung des Enzyms:
„Bromelain wirkt gerinnungs- und entzündungshemmend. Es hilft beim Abbau von Fibrin, einem Eiweißstoff im Blut, der die Blutzirkulation herabsetzen kann. In in-vitro-Studien zeigte Bromelain wundheilende und antimetastasische Wirkungen.“
Quelle: Wikipedia
Und zur medizinischen Anwendung von Bromelain:
„In der Medizin wird Bromelain bei akuten und chronischen Entzündungen (magensaftresistente Tabletten) sowie als Verdauungshilfe eingesetzt. Die Zulassung der deutschen Fertigarzneimittel lautet ‚bei akuten Schwellungszuständen nach Operationen und Verletzungen, insbesondere der Nase und der Nebenhöhlen.’
Bromelain wurde in klinischen Studien bei Gelenkbeschwerden gegen Placebo und gegen NSAR getestet. Dabei fällt etwa jede zweite Studie negativ aus. Ein sicherer Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit von Bromelain fehlt.
Bromelain wird im Magen bereits zum größten Teil verdaut.
Deshalb werden standardmäßig magensaftresistente
Filmtabletten oder Dragees in der Therapie eingesetzt, welche
sich erst im Dünndarm auflösen und enthaltene Stoffe
freisetzen. Da nur Peptide aus bis zu drei Aminosäuren
resorbiert werden, ist eine Aufnahme von Bromelain, welches
ein vollständiges Protein darstellt, unrealistisch.
Neben Arzneimitteln befinden sich auch Nahrungsergänzungsmittel, ergänzende bilanzierte Diäten und diätetische Lebensmittel für Sportler mit Bromelain im Markt: Die Qualitäten reichen von geringsten Mengen Ananas-Fruchtpulvern bis zu höher dosierten Präparaten. Eine Angabe der Enzymaktivität wird von den Überwachungsbehörden in Deutschland im Lebensmittelbereich kritisch gesehen. Die Lagerungsstabilität ist umstritten.“
Quelle: Wikipedia
Ein Bromelain-Präparat mit Zulassung als Arzneimittel ist Traumanase® forte. Es unterstützt die Rückbildung von Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen nach Verletzungen und Operationen.
Gefrorene Ananasstückchen werden in der Palliative Care erfolgreich eingesetzt zur Linderung der Beschwerden bei Mukositis (Mundschleimhautentzündung).
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
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