In der Bronzezeit haben Menschen aus den Fasern der Brennnessel Kleidung produziert. Das haben Wissenschaftler der Universität Kopenhagen herausgefunden. Ihre Erkenntnisse wurden nun im Magazin „Scientific Reports“ publiziert. Die Forscher untersuchten das Gewand eines Toten, der in einem fast 3.000 Jahre alten Grabhügel auf der dänischen Insel Fünen bestattet ist. Dieser Leichnam sei vor der Bestattung in einen Stoff aus Brennnesselfasern eingewickelt worden. Bislang war angenommen worden, dass das Gewebe aus Flachs besteht.
Weil das Grab gewaltige Ausmasse hatte, muss es sich beim Toten um eine bedeutende Person gehandelt haben. Die Wissenschaftler analysierten mit einer Strontium-Analyse die Herkunft des Stoffen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Brennnesseltuch vermutlich aus Kärnten oder der Steiermark stammt.
Quellen:
http://wissen.dradio.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=141832
http://science.orf.at/stories/1705543/
http://www.nature.com/srep/2012/120928/srep00664/full/srep00664.html
Kommentar & Ergänzung:
Die Brennnessel ist heute vor allem als Heilpflanze bekannt. Brennesselblätter werden verwendet zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten und als entzündungswidriges Mittel bei Rheuma (vor allem bei Arthrose).
Die Verwendung von Brennnessel als Faserpflanze ist heutzutage kaum mehr bekannt.
Der beschriebene Fund aus Dänemark zeigt aber, dass es Stoffe aus Brennnesseln schon vor Jahrtausenden gab.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lebte das Interesse an der heimischen Faserpflanze wegen einer Baumwollknappheit wieder auf. Nesseltuch galt um 1900 als das „Leinen der armen Leute“. Zuletzt wurde es im Zweiten Weltkrieg vermehrt in Deutschland für Armee-Bekleidung verwendet.
Der Begriff Nesseltuch, kurz Nessel, bezeichnet ursprünglich einen aus den Fasern der Brennnessel produzierten Stoff. Heutzutage wird mit Nessel bzw. Nesseltuch oder Baumwollnessel ein Gewebe in Leinwandbindung aus Baumwolle bezeichnet.
Der Stängel hauptsächlich der alten Pflanzen der Großen Brennnessel (Urtica dioica) hat sehr lange und feste Bastfasern. Aus diesen wurde bereits vor Jahrtausenden Nesselgarn, Nesselfäden und Stoffe hergestellt. Damit wurden zum Beispiel zusammen mit Birkenpech Pfeilspitzen und die Befiederung an Pfeilschäften befestigt. Die Fasern eignen sich für die Herstellung von Stoffen wie beispielsweise dem Nesseltuch, das fester als Leinen ist, wie auch für Fischernetze und Stricke. Vor Einführung der Baumwolle als Ausgangsmaterial für Textilien in Europa gab es 1723 in Leipzig noch eine Nesselmanufaktur.
Brennnesselfaser zeichnen sich aus durch hohe Reißfestigkeit, extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, Bauschfähigkeit ähnlich der Baumwolle und durch edlen Glanz.
Seit Beginn der 1990er Jahre ist es zu einer Wiederbelebung des Interesses an heimischen Faserpflanzen gekommen. Nach dem ersten Boom von Leinen wurde auch Hanf wieder zur Fasergewinnung in Deutschland kultuviert. In den letzten Jahren rückte dann auch die Fasernessel wieder in den Fokus der Forschung.
(Quelle: Wikipedia)
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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