Das Leberblümchen (Hepatica nobilis) ist zur «Blume des Jahres 2013» ernannt worden.
Den Titel „Blume des Jahres“, den Loki Schmidt (1919-2010) einst ins Leben gerufen hatte, vergibt die Stiftung Naturschutz in Hamburg.
Das Leberblümchen (Foto auf Wikipedia) gehört zur Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) und kommt in der Krautschicht alter Buchen- und Eichenwälder vor.
Das Leberblümchen stelle hohe Ansprüche an den Boden und breite sich nur langsam aus, erklärte die Stiftung in einer Mitteilung.
Die Samen des Leberblümchens werden von Ameisen verbreitet. Es breitet sich daher nur langsam aus.
Deshalb ist das Leberblümchen fast nur an Orten zu finden, wo schon lange, meist mehr als 100 Jahre, Wald wächst. Solche alten Waldstandorte seien nicht so häufig, schreiben die Naturschützer.
Das zwischen 5 und 15 Zentimeter hoch wachsende Leberblümchen, blüht zwischen März und April für nur eine Woche. Es bekam seinen deutschen Namen wegen der Blattform: in drei Lappen geteilt sieht das Blatt im Umriss wie eine menschliche Leber aus.
Die mehrjährig, ausdauernde Pflanze, deren einzelne Blütezeit im Frühling nicht länger als rund eine Woche dauert, war in der Biedermeierzeit weit verbreitet und wurde in Klöstern, Gärtnereien und großen Bauerngärten kultivert. Da der Anbau des Leberblümchens im Garten jedoch nicht ganz einfach sei, finde man es dort kaum noch, schreiben die Naturschützer: Das Leberblümchen werde leider nur in wenigen Raritätengärtnereien angeboten. Dort erhalte man auch großblütige Arten und zahlreiche Farbvarianten.
„Im Mittelalter fand das Leberblümchen aufgrund der Form seiner leberartigen Blätter vor allem Anwendung bei Erkrankungen der Leber und der Galle», heisst es in der Erklärung zur Preisverleihung. Heute komme es noch in homöopathischen Dosen bei Lebererkrankungen, Katarrhen und Bronchitis zum Einsatz.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nachrichten&Nachricht_ID=43794&Nachricht_Title=Nachrichten_Blume+des+Jahres%3A+Das+Leberbl%FCmchen&type=0
Kommentar & Ergänzung:
In der Phytotherapie hat das Leberblümchen keine Bedeutung, weil es keine fundierten Erkenntnisse über seine Wirkung gibt. Deshalb hat es nicht weniger Wert. Schliesslich muss nicht jede Pflanze von uns genutzt werden können. Das Leberblümchen ist im Frühling einfach ein ästhetisches Erlebnis.
In der Homöopathie wird Hepatica nobilis eingesetzt bei Rachenkatarrh, mit reichlichem, serösem Sputum und Heiserkeit. Kitzeln und Reizung im Hals, sowie bei kratzendem und rauhem Gefühl. Begründete Hinweise auf eine spezifische Wirksamkeit dieser Anwendungen liegen allerdings nicht vor. Die Präparate werden trotzdem verkauft, weil Homöopathika generell ohne Wirksamkeitsnachweis zugelassen werden.
Die frische Leberblümchen-Pflanze bildet den Giftstoff Protoanemonin, der zu lokalen Hautreizungen führen kann und bei der Einnahme zu starken Reizungen im Magen-Darmtrakt mit Koliken und Durchfall. Reizungen können auch in den ableitenden Harnwegen auftreten.
Das Leberblümchen eignet sich also nicht als Wildsalat!!
Die Anwendung des Leberblümchens gegen Lebererkrankungen, Gelbsucht, Gallensteinen etc. aufgrund der leberähnlichen Blattform ist reine Spekulation. Diese Art der Signaturenlehre hatte allerdings nicht im Mittelalter, sondern in der Renaissance ihren Höhepunkt. Zu jener Zeit war die Signaturenlehre eingebettet in die damalige Kultur und in den Umgang mit Wissen und Erkenntnis.
Die Signaturenlehre war eine wichtige Strömung in der Geschichte der Pflanzenheilkunde. Wenn heute zum Teil wieder von Farben und Formen der Pflanzen auf ihre Heilwirkungen geschlossen wird, dann ist das allerdings ein Holzweg. Solche Interpretationen entstehen im Kopf des Menschen. Sie haben mit den Pflanzen nichts zu tun.
Zur Signaturenlehre siehe auch:
Pflanzenheilkunde: Nebulöse Aussagen vom Wesen der Pflanzen
Zum Wesen der Heilpflanzen – Storchenschnabel gegen Schock?
Die fragwürdige Rede vom Wesen der Pflanzen
Pflanzenheilkunde: John Ray zur Signaturenlehre
Wilde Möhre, Leberblümchen und die Signaturen der Heilpflanzen
Von Schopenhauers Feldblume zu den Signaturen der Pflanzen
Wesenhafte Urtinkturen – genau Nachfragen statt blind Glauben
Signaturen der Pflanzen: Fragwürdiger Neuaufguss der Signaturenlehre
Naturheilkunde: Hoch fragwürdige Theorie von der Signatur der Pflanzen
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch