Was hilft bei trockenem Husten?
„Trockener Husten ist meist das erste Symptom eines Virusinfekts der oberen Luftwege oder tritt in Kombination mit anderen Erkältungssymptomen auf. Diese Art des Hustens erfolgt manchmal nur als Hüsteln oder Räuspern gemeinsam mit Heiserkeit, vor allem in den ersten Tagen einer Erkältung. So genannte Antitussiva – Hustenstiller – dienen zur Unterdrückung des Hustenreizes und werden bei trockenem Husten eingesetzt. Sie werden in der Regel 2 bis 3 Tage lang eingenommen. Zu den pflanzlichen Antitussiva zählen Spitzwegerich, Eibischwurzel, Königskerze, Isländisch Moos, während die Wirkstoffe Pentoxyverin, Benproperin oder Dextromethorphan zu den chemischen Antitussiva zählen. Ebenso können Lutschtabletten zur Minderung des Hustenreizes herangezogen werden, wie etwa pflanzliche Pastillen oder Lokalanästethika. Generell sollten Sie auf ausreichend Luftfeuchtigkeit achten – feuchte Handtücher auf der Heizung können helfen – sowie auf das Sprechen mit normaler, nicht lauter aber auch nicht flüsternder Stimme.“
Quelle: „Die Apotheke“ Nr. 9 / 2012
Kommentar & Ergänzung:
Zu den pflanzlichen Antitussiva würde ich noch die Malvenblüten (von Malva silvestris) hinzufügen.
Ein bewährtes Hausmittel sind zudem Inhalationen mit Kamillenblüten und Thymiankraut 1 : 1 gemischt oder mit Kochsalz.
Dazu zwei Liter Wasser zum Kochen bringen. Entweder eine Handvoll der Mischung von Kamilleblüten und Thymiankraut oder drei gehäufte Esslöffel Kochsalz dazugeben. Gesicht über die Schüssel halten, mit Handtuch abdecken und zehn Minuten inhalieren. Die Kamille wirkt desinfizierend und dämpft Entzündungen. Kochsalz wirkt schleimlösend.
Von den erwähnten synthetischen Wirkstoffen kommt in der Schweiz als Hustenblocker häufig Dextromethorphan zur Anwendung. Beispielsweise in Bexin®, Bexomed®, Calmperphan®, Clemesin®, Dextro-Med®, Pretuval® Pulmofor®, Vicks Medinait®.
Bei starkem Reizhusten kann Dextromethorphan temporär Sinn machen, die Anwendung in einem Kombipräparat wie Pretuval oder Vicks Medinait ist allerdings fragwürdig.
Siehe:
Erkältungsmittel: Hände weg von Kombipräparaten
Dextromethorphan kann allerdings problematische Nebenwirkungen haben, die zu wenig bekannt sind:
„ Nebenwirkungen treten unter Dextromethorphan in geringer Dosierung relativ selten auf. Bei einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung (je nach Quelle 1 %-10 %) findet sich jedoch eine pharmakogenetische Schwäche des Cytochrom P450 Enzyms CYP2D6, so dass bereits bei therapeutischer Dosierung Halluzinationen, Realitätsverlust und psychotische Episoden auftreten können. Gelegentlich sind Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen zu beobachten. Bei einigen Personen kann auch eine niedrige Dosis Juckreiz auslösen. Bei einer Überdosierung kann es zu Halluzinationen und psychotischen Episoden kommen.“
Quelle: Wikipedia
Infolge der erwähnten pharmakogenetischen Schwäche des Cytochrom P450 Enzyms CYP2D6 gibt es einen geringen Prozentsatz von Menschen, die den Wirkstoff Dextromethorphan sehr langsam abbauen. Dadurch verlängert sich die Plasmahalbwertszeit von Dextromethorphan, so dass schon bei therapeutischen Dosen ein starker Rauschzustand ausgelöst werden kann, der einer Psychose ähnelt.
Der Missbrauch von Dextromethorphan kann eine Drogenpsychose zur Folge haben, wobei unkontrolliertes Verhalten kann zur Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung führen kann. Bei regelmäßiger, missbräuchlicher Einnahme kann sich eine Suchterkrankung entwickeln, unter Umständen muss auch mit Hirnschäden gerechnet werden.
Dextromethorphan sollte nicht in der Schwangerschaft angewendet werden, da es in Verdacht steht, die fetale Hirnentwicklung negativ zu beeinflussen.
Für ein rezeptfrei verkauftes Arzneimittel sind das ziemlich happige Risiken, die zur Vorsicht mahnen.
Möglichst zu meiden sind synthetische Hustenblocker bei produktivem Husten (= Husten mit Auswurf), weil sie das Abhusten des Schleims behindern.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch