Das Leberblümchen (Hepatica nobilis, Anemone hepatica, Hepatica triloba) gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
Das ausgesprochen hübsche Pflänzchen wächst auf lehmigen, fast immer kalkhaltigen Waldböden und gilt als Lehm- und Kalkzeiger. Es gilt als Charakterart der mitteleuropäischen Laubwälder. Besonders oft wächst es auf kalkreichen Böden im Buchenwald, seltener auch in Nadelwäldern der Gebirge auf Kalkstandorten. Fotos auf Wikipedia hier und hier (Einzelblüte Nahaufnahme) und hier (dreilappige Blätter).
Im März und April ist das Leberblümchen mit seinen violettblauen Blüten ein „Star“ unter den Frühblühern im Wald. Wegen der frühen Blütezeit wird das Leberblümchen mancherorts auch „Vorwitzchen“ genannt.
Die Lebensdauer der Blüten beträgt nur etwa acht Tage. Sie produzieren keinen Nektar, werden aber wegen dem Blütenstaub von Bienen, Käfern und Schwebfliegen besucht und bestäubt.
Die Samen enthalten ein nährstoffreiches Anhängsel (Elaiosom), das von Ameisen als „Food“ genutzt wird, die nebenbei so auch zur Verbreitung des Leberblümchens beitragen. Diese Art der Ameisenverbreitung ist eine häufige „Reisestrategie“ von Pflanzensamen im Wald.
Das Leberblümchen wird gern als Zierpflanze in verschiedenen Farbvarianten kultiviert.
Der deutsche und der lateinische Name deuten auf eine frühere Verwendung gegen bei Lebererkrankungen hin. „Hepaticus“ ist abgeleitet von lat. (morbus) hepaticus = Leber(leiden). „nobilis“ bedeutet „edel“, wobei nicht ganz geklärt ist, ob sich dieses „Kompliment“ auf das Aussehen oder auf die der Pflanze zugeschriebenen Heilwirkungen bezieht. Die Idee, Leberblümchen bei Leberleiden anzuwenden, stammt aus der Signaturenlehre, die davon ausgeht, dass Heilpflanzen uns durch ihre Farben und Formen mitteilen, wofür sie gut sind. Die dreilappigen Blätter mit ihrer rötlichen Unterseite soll durch diese Ähnlichkeit auf die menschliche Leber hinweisen. Historisch ist diese Signaturenlehre sehr bedeutsam, doch sie basiert auf einem fundamentalen Irrtum: Die Farben und Formen der Pflanzen sind so gestaltet, wie es für die Pflanze selber gut ist. Sie sind als Mitteilung nicht auf uns gerichtet, sondern allenfalls wie die Blütenfarbe ein Signal an bestäubende Insekten. So ist es nicht erstaunlich, dass von einer Leberwirksamkeit des Leberblümchens keine Rede sein kann.
Zur Signaturenlehre siehe auch:
Pflanzenheilkunde: John Ray zur Signaturenlehre
Wilde Möhre, Leberblümchen und die Signaturen der Heilpflanzen
Von Schopenhauers Feldblume zu den Signaturen der Pflanzen
Signaturen der Pflanzen: Fragwürdiger Neuaufguss der Signaturenlehre
Naturheilkunde: Hoch fragwürdige Theorie von der Signatur der Pflanzen
Das Leberblümchen ist im frischen Zustand durch den Inhaltsstoff Protoanemonin schwach giftig. Bei Trocknen der Pflanze wird Protoanemonin umgebaut, wodurch die Giftigkeit verschwindet. Für Wildsalate oder andere Nahrungszwecke ist das Leberblümchen jedenfalls nicht geeignet.
Eine Verwendung findet das Leberblümchen noch in der Homöopathie, vor allem bei Rachenkatarrh, wobei für die Wirksamkeit allerdings keine Belege existieren.
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