Alte Menschen ohne Kontakt zu Familie und Freunden sterben früher. Ob sie sich in den Jahren vor ihrem Tod einsam gefühlt haben, bleibt darauf aber ohne Einfluss. Das schreiben englische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (doi: 10.1073/pnas.1219686110).
Forschern ist seit Jahren bekannt, dass alte Menschen in sozialer Isolation früher sterben als Senioren mit regelmäßigem Kontakt zu Freunden und Familie. Bisher nahmen die Experten jedoch an, dass das Gefühl der Einsamkeit für die schädlichen Folgen der Isolation auf die Gesundheit verantwortlich ist. Klare Belege dafür konnten sie aber nicht erbringen.
Gesundheitsforscher um Andrew Steptoe vom University College in London konnten diese Annahme nun widerlegen. Die Wissenschaftler begleiteten mehr als sieben Jahre lang 6.500 Menschen, die beim Start der Studie mindestens 52 Jahre alt waren.
Teilnehmende, die wenig oder keinen Kontakt zu Familie, Freunden oder Vereinen hatten, wurden von den Wissenschaftlern als sozial isoliert klassifiziert. Ob mit diesem Mangel an Kontakten auch das Gefühl der Einsamkeit verbunden war, erfassten die Forscher mittels Fragebögen.
Ohne soziale Kontakte lag das Sterberisiko ein Viertel höher
Rund jeder siebte Teilnehmer starb im Verlaufe der Studie. Unter sozial isolierten Menschen war der Anteil der Todesfälle fast doppelt so hoch wie bei gesellschaftlich integrierten Senioren. Bei einsamen Personen lag der Anteil um 50 Prozent höher. Berücksichtigten die Wissenschaftler das unterschiedliche Alter, die je nach Geschlecht unterschiedliche Lebenserwartung und zusätzliche Faktoren wie Vorerkrankungen und Wohlstand, war die Sterbehäufigkeit bei Menschen ohne regelmäßige Sozialkontakte noch um ein Viertel erhöht.
Überrascht war das Forscherteam, als sie auch für einsame Menschen die genannten Einflussfaktoren herausrechneten: Derart bereinigt ergab die Statistik, dass der prozentuale Anteil der Todesfälle unter einsamen Menschen nicht mehr erhöht war. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass hauptsächlich soziale Nachteile wie kleines Einkommen oder tiefer Bildungsstand sowie Erkrankungen den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Todesfällen erklärten.
Als Bindeglied zwischen sozialer Isolation und höherer Sterblichkeit konnten die Forscher das Gefühl der Einsamkeit ausschließen. Egal, ob sozial isolierte Menschen sich einsam fühlten oder nicht – ihr Sterberisiko lag ein Viertel höher als bei gut integrierten Personen.
Schwere Vorerkrankungen kommen als Ursache nicht in Frage
Die ebenfalls mögliche Erklärung, dass sterbenskranke Menschen sozial isolierter sind, konnten die Wissenschaftler weitgehend ausschließen.
Die Befunde dieser Studie bestätigen nach Ansicht der Forscher, dass soziale Isolation mit einer höheren Sterblichkeit bei älteren Männern und Frauen verbunden ist. Dieser Effekt ist jedoch unabhängig von der emotionalen Erfahrung der Einsamkeit. Für das Wohlergehen und die Lebensqualität sei es wichtig, sowohl die Isolation als auch die Einsamkeit zu reduzieren. Im Hinblick auf die Lebenserwartung hätten Maßnahmen gegen die soziale Isolation jedoch größeren Nutzen.
Quelle:
http://de.nachrichten.yahoo.com/soziale-isolation-verkürzt-das-leben-073738654.html
Kommentar & Ergänzung:
Diese interessante Studie zeigt einmal mehr, wie komplex es ist, von festgestellten Fakten – hier die erhöhte Sterblichkeit von sozial isolierten Menschen – auf die dafür verantwortlichen Ursachen zu schliessen. Wie leicht nimmt man da jene Ursache an, die den eigenen Überzeugungen entspricht. In diesem Fall zum Beispiel die Einsamkeit.
Keine Frage: Die Themen „Soziale Isolation“ und „Einsamkeit“ im Alter sind wichtig.
Wenn es um eine erhöhte Sterblichkeit von sozial isolierten Menschen geht, dann fehlt mir in der Diskussion um die Ursachen meist ein ziemlich auf der Hand liegender Einfluss:
Wer isoliert lebt, der hat bei einem akuten Notfall weniger Hilfe zur Verfügung.
Beispielsweise wird bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt, bei dem es um schnelle Alarmierung von Rettungskräften und rasche medizinische Intervention geht, seltener jemand anwesend sein, der diese Hilfe anfordern könnte. Mir scheint, dies könnte vielleicht einen Teil der erhöhten Sterblichkeit erklären.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
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