Ein hoher Nitratgehalt macht Rote Beete (in der Schweiz Randen genannt) und einige andere Gemüsesorten zu einem wirksamen Antihypertensivum (Mittel gegen Bluthochdruck). Eine experimentelle Studie, die im Fachjournal Hypertension (2013; doi: 10.1161/ HYPERTENSIONAHA.111.00933) publiziert wurde, zeigt einen überraschend deutliches Sinken der systolischen Blutdruckwerte.
Die Pharmakologin Amrita Ahluwalia untersuchte an der Queen Mary Universität in London zunächst die Wirkung von Nitriten auf den Blutdruck. Nitrite werden im Körper durch Enzyme zu Stickstoffmonoxid reduziert, das ein potenter Vasodilatator ist, also die Gefässe erweitert. Die Experimente, die Ahluwalia an Ratten durchführte, ergaben denn auch, dass Nitrite bei Ratten eine deutliche blutdrucksenkende Wirkung zeigen – allerdings nur solange die Tiere nicht mit dem Xanthin-Oxidoreduktase-Inhibitor Allopurinol behandelt werden, der die Reduktion von Nitrit unterbindet.
Nitrit entsteht im Körper aus Nitraten, die mit der Nahrung zugeführt werden. Nitrate sind hauptsächlich in gewissen Gemüsesorten wie Gartensalat, Weißkohl, Fenchel enthalten, vor allem jedoch in Roter Beete. Ahluwalia konnte zeigen, dass Nitrate den Blutdruck ebenfalls reduzieren können. Und das klappt nicht nur bei Ratten, sondern auch beim Menschen.
In einem Experiment tranken 15 Bluthochdruck-Patienten, die trotz systolischer Blutdruckwerte von 140 bis 159 mm Hg noch keine Medikamente bekommen hatten, 250 ml eines Rote-Beete-Saftes oder Wasser. Die Menge des Rote-Beete-Saftes war so gewählt, dass der Nitritgehalt im Blut sich um etwa 50 Prozent erhöhte. Dies hatte in früheren Experimenten bei Menschen mit normalen Blutdruckwerten keine Änderung des Blutdrucks bewirkt.
Bei den Bluthochdruck-Patienten kam es dagegen zu einem deutlichen Absinken des systolischen Blutdrucks um etwa 12 mm Hg. Dieser Effekt war 3 bis 6 Stunden nach dem Trinken des Saftes am stärksten und hielt über 24 Stunden an. Auch der diastolische Blutdruck wurde nach Auskunft von Ahluwalia signifikant reduziert.
Im Ausmaß der Wirkung könnte ist der Rote-Beete-Saft durchaus mit Hochdruck-Medikamenten vergleichbar. Diese müssen ihre Wirkung (und Sicherheit) allerdings in längeren klinischen Studien an hunderten oder tausenden Patienten belegen, während Ahluwalia in ihrem Experiment die Wirkung des Rote-Beete-Saftes nur an 15 ausgewählten Probanden untersucht hat, die auch nur eine einzige Dosis bekamen.
Die klinische Aussagekraft dieses Experiments ist daher gering, und für die American Heart Association gibt es keinen Grund, Bluthochdruck-Patienten zu einer „Rote-Beete-Therapie“ zu raten. Rote-Beet-Saft ist zudem nicht Jedermanns Geschmack. Störend könnte für einige Patienten zudem die rötliche Verfärbung des Urins sein, die bei einer dauerhaften Behandlung kaum zu vermeiden wäre. Gegen eine gesunde Ernährung mit dem reichlichen Verzehr von nitrathaltigem Gemüse hat die British Heart Foundation aber nichts einzuwenden. Beide Fachgesellschaften sprechen sich für die weitere klinische Evaluierung der Roten Beete aus.
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54061/Rote-Beete-senkt-Blutdruck
http://hyper.ahajournals.org/content/early/2013/04/15/HYPERTENSIONAHA.111.00933.abstract
Kommentar & Ergänzung:
Zu Randen sind in letzter Zeit eine ganze Reihe von Studien erschienen.
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