Die Menschen im Ostseeraum haben offenbar bereits vor über 6000 Jahren ihre Speisen mit einer Art Knoblauchsenf gewürzt. Ein internationales Wissenschaftlerteam fand in Keramikgefäßen, die hauptsächlich von der Küste bei Neustadt in Holstein stammen, Spuren der Knoblauchrauke (Alliaria petiolata, Knoblauchhederich).
Dies sei der älteste direkte Beleg für den Einsatz von Gewürzen in der prähistorischen europäischen Küche, berichten die Wissenschaftler um Hayley Saul von der englischen Universität York in der Zeitschrift „Plos one“.
Sie halten die Entdeckung für einen Meilenstein: Lange Zeit ging man davon aus, dass die Kulturen der Jäger und Sammler beim Übergang zum Ackerbau in diesen Breiten Pflanzen nur als Kalorienlieferanten nutzten. Weil die Knoblauchrauke nur einen geringen Nährwert aufweist und in den Gefäßen auch Rückstände von Tieren und anderen Pflanzen gefunden wurden, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Menschen den pfeffrig-knoblauchartigen Geschmack zm Verfeinern von Speisen nutzten.
Die Keramikscherben, die in Schleswig-Holstein und Dänemark gefunden wurden, sind mindestens 6100 Jahre alt. Die Forscher analysierten die an verkohlten Speiseresten gefundenen sogenannten Phytolithen und entdeckten dabei, dass sie denen von Samen der Knoblauchrauke ähnelten. Phytolithen sind Silikatablagerungen, die von Pflanzen hergestellt werden und auch dann nicht zerstört werden, wenn die Pflanze verrottet oder verbrannt wird.
Die Samen der mit Senfpflanzen verwandten Knoblauchrauke dienten nach Ansicht der Forscher offenbar dazu, die in den Keramikgefäßen gekochten Fleisch- und Fischspeisen geschmacklich zu verfeinern.
Quelle:
https://www.welt.de/gesundheit/article119283602/Vor-6000-Jahren-wurde-schon-mit-Knoblauch-gewuerzt.html
Kommentar & Ergänzung:
Schön, dass wieder einmal die Knoblauchrauke in den Medien erwähnt wird. Für den scharfen Geschmack der Knoblauchrauke ist vor allem das Senfölglykosid Sinigrin verantwortlich, das für viele Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) charakteristisch ist. Die scharfen schwarzen Samen des Knoblauchhederich können wie Pfefferkörner verwendet werden.
Knoblauchhederich ist neben dem Wiesenschaumkraut die Raupenfutterpflanze für den Aurorafalter. Das Männchen des Aurorafalters ist auf der Flügeloberseite orange-weiss und ist sehr auffällig und unverwechselbar im Frühling herumflatternd.
Foto der Knoblauchrauke auf Wikipedia
Der Artikel in der „Welt“ steht übrigens unter dem Titel „Vor 6000 Jahren wurde schon mit Knoblauch gewürzt“. Da ist offenbar jemandem nicht klar gewesen, dass Knoblauch und Knoblauchhederich nicht das Selbe ist. Die Verwendung von Knoblauch als Heilmittel und Nahrungspflanze ist aber auch schon sehr alt und beispielsweise bereits aus dem Alten Ägypten bekannt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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