Die „Österreichische Apothekerzeitung“ (17 / 2013) publizierte einen fundierten Artikel von Mag. Pharm. Arnold Achmüller zum Thema „Phytotherapie bei Erkrankungen im Gastrointestinaltrakt“.
Hier als Zitat der Abschnitt über die Heidelbeere:
„Die in den getrockneten Heidelbeeren (Myrtilli fructus siccus) enthaltenen 5 bis 12 % Gerbstoffe, wobei es sich hier vor allem um Catechingerbstoffe handelt, wirken adstringierend, obstipierend und antiseptisch. Die ESCOP empfiehlt getrocknete Heidelbeeren daher bei unspezifischen akuten Durchfallerkrankungen. Die ebenfalls enthaltenen Anthocyanoside wirken gefäßprotektiv und antiulzerogen und unterstützen dadurch die Abheilung von Magen- und Darmgeschwüren. Im Gegensatz zu den getrockneten Heidelbeeren wirken frische Beeren leicht abführend.
Tagesdosis: 20 bis 60 g für Erwachsene, 5 bis 20 g für Kinder.“
Quelle:
http://www3.apoverlag.at/pdf/files/OAZ/OAZ-2013/OAZ-2013-17.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Die Anwendung von getrockneten Heidelbeeren gegen Durchfall ist schon lange bekannt.
Interessanter ist der Hinweis auf die Anthocyanoside (Anthocyane) – das sind die blauen Farbstoffe in der Heidelbeere.
Anthocyane sind als blaue und rote Farbstoffe im Pflanzenreich weit verbreitet. Neben den Heidelbeeren findet man sie beispielsweise auch in Brombeeren, Kirschen, Himbeeren, Holunderbeeren, Schwarze Johannisbeeren.
Anthocyane zeigen experimentell sehr interessante Wirkungen, zum Beispiel gegen Entzündungen und als Gefässschutz.
Allerdings werden sie nur schlecht aus dem Verdauungstrakt in den Organismus aufgenommen, was „Fernwirkungen“ im Körper einschränkt. Einfacher vorstellbar sind lokale Wirkungen im Verdauungstrakt, wie die in Zitat erwähnte unterstützende Wirkung bei der Abheilung von Magengeschwüren und Darmgeschwüren.
Auch bei chronischen Entzündungen im Dickdarm (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) wird eine Wirkung der Anthocyane aus Heidelbeere diskutiert.
Wenig bekannt ist, dass es ein rezeptpflichtiges Fertigarzneimittel (Myrtaven®) gibt auf der Grundlage von Heidelbeer-Anthocyanen.
Es handelt sich dabei um ein Kapillarschutzmittel. Der Wirkstoff von Myrtaven ist ein Komplex von Anthocyanosiden / Anthocyanen, die aus der schwarzen Heidelbeere gewonnen werden. Myrtaven wird für die Therapie von verschiedenen Krankheiten der Blutgefässe angewendet: Kapillarbrüchigkeit, Blutgefässkrankheiten (Venenentzündung, Krampfadern, usw.), Mikroangiopathien (z.B. Diabetes mellitus, Venenleiden), Hämorrhoiden.
Siehe auch:
Anthocyane aus Traubensaft / Heidelbeersaft wirken positiv auf Fettstoffwechsel
Anthocyane aus Heidelbeeren und Erdbeeren: Günstige Wirkung auf Gehirnleistung im Alter
Phytotherapie: Zur Wirkung von Heidelbeeren
Schwarzer Holunder / Holundersaft bei Grippe und Erkältung
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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