Kräuterzusätze tauchen zunehmend in Modegetränken auf. Die Hersteller und ihre Marketingagenturen bauen dabei auf das gesunde Image der Kräuter.
Cranberry, Aloe vera, Holunder, Melisse, Ginseng, Grüntee, Rotes Weinlaub, Ingwer & Co. versprechen einen gesundheitlichen Zusatznutzen. Wie real sind diese Versprechungen?
Grundsätzlich ist es so, dass eine Wirksamkeit solcher Kräuterzusätze in Lebensmitteln nicht nachgewiesen werden muss – das wäre nur bei Arzneimitteln der Fall.
Und es ist sehr, sehr fraglich, ob diese Heilpflanzen in solchen Produkten in einer Konzentration vorliegen, die auch wirksam sein könnte.
Wenn zum Beispiel Rotes Weinlaub als Extraktpräparat gegen venöse Ödeme wirksam ist, und dies auch mit Studien gezeigt werden konnte, dann folgt daraus nicht, dass ein bisschen Rotes Weinlaub in einem Smoothie genauso wirksam ist. Aber der Smoothie-Hersteller profitiert vom Ruf, den Rotes Weinlaub als Phytopharmaka inzwischen aufgebaut hat.
Die Beschriftung „Rotes Weinlaub“ allein wirkt allerdings noch nicht, es braucht eine relevante Menge an Wirkstoffen.
In der „Welt“ rät die Oecotrophologin Andrea Pütz:
„Wer etwas für seine Gesundheit tun möchte, beruhigt sein Gewissen besser nicht mit Wellness-Drinks.“
Sie empfiehlt, Zutaten wie Melisse oder Ingwer frisch zu kaufen und selber Getränke mit purem Mineralwasser zu mixen oder einen Tee damit aufzubrühen.
Solche selbst zubereiteten Getränke sparen außerdem Geld, erklärt Pütz.
Eine gesunde Abwechslung bringe mit ein bis zwei Gläsern pro Tag auch die traditionelle Saftschorle.
Die Anteile der beworbenen Pflanzenstoffe seien häufig nur minimal in fertigen Getränken enthalten, manchmal sogar nur als Aroma.
So bringen sie nach Angaben der Ökotrophologin keinerlei Zusatznutzen.
Konsumentinnen und Konsumenten sollten also genau abwägen, ob sie den Werbeaussagen von sogenanntem Functional Food trauen können. Diese versprechen beispielsweise etwa vitalisierende oder beruhigende Wirkung. Da dieser gesundheitliche Zusatznutzen meist ausbleibt, sei dies als irreführend zu bewerten, sagt Pütz.
Quelle:
http://www.welt.de/gesundheit/article123278625/Wirkung-von-Pflanzen-in-Wellness-Drinks-unbewiesen.html
Kommentar & Ergänzung:
In Functional Food sind Kräuterzusätze wie Ingwer oder Melisse in der Regel irrelevante Attribute, die den Konsumentinnen und Konsumenten einen höheren Wert des Produktes vorgaukeln und zur Profilierung gegenüber der Konkurrenz dienen. Wirksamkeit ist von diesen Kräuterzusätzen nicht zu erwarten.
Immer wenn es um Kräuter geht, lohnt es sich daher genau hinzuschauen. Wie lässt sich beurteilen, ob Heilkräuter in einer wirksamen Zubereitungsform vorliegen oder in einer unwirksamen?
Welche Kriterien muss eine Heilkräuter-Zubereitung erfüllen, damit sie wirksam ist?
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie/ Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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