Eine Forscherin der William Paterson University in New Jersey hat eine Rangliste der gesündesten Gemüse- und Obstsorten erstellt. Eine Zusammenfassung der Studie wurde in der Onlineversion des Fachmagazins Preventing Chronic Disease veröffentlicht. Jennifer Di Noia analysierte 47 Gemüse- und Obstsorten auf 17 Nährstoffe wie zum Beispiel Calcium, Eisen, Zink und Vitamine.
Die Wissenschaftlerin beurteilte die untersuchten Pflanzen danach, wie hoch der Anteil der wichtigen Inhaltsstoffe in dem jeweiligen Gemüse oder Obst (pro 100 Gramm) ist und inwiefern damit der tägliche Bedarf an den jeweiligen Stoffen gedeckt wird. Zehn Prozent oder mehr des täglichen Bedarfs musste ein Gemüse oder Obst aufweisen, um in das Ranking aufgenommen zu werden. Dadurch Von fielen von 47 untersuchten Pflanzenarten sechs durch das Raster: nämlich Himbeere, Mandarine, Cranberry, Knoblauch, Zwiebel und Blaubeere.
Als Spitzenreiter auf Platz eins ihrer Liste sieht die Wissenschaftlerin die Brunnenkresse (Nasturtium officinale). Sie deckt nach Di Noias Berechnung 100 Prozent des Tagesbedarfs der im Ranking ausgewerteten wichtigen Nährstoffe ab.
Die weitere Rangliste der ersten 10 Gemüse – Obst schaffte es keines auf einen Spitzenplatz – mit Prozentangaben zum jeweils gedeckten Tagesbedarf:
2. Chinakohl (fast 92 Prozent)
3. Mangold (90 Prozent)
4. Rote Beete (= Randen, 87 Prozent)
5. Spinat (fast 87 Prozent)
6. Chicoree (73 Prozent)
7. Kopfsalat (fast 71 Prozent)
8. Petersilie (fast 66 Prozent)
9. Romana-Salat (63 Prozent)
10. Markstammkohl (62 Prozent)
Quelle:
http://www.fr-online.de/ernaehrung/studie-diese-zehn-gemuesesorten-sind-am-gesuendesten,9563634,27862246.html
Kommentar & Ergänzung:
Na dann, Gratulation an die Brunnenkresse. Das hat sie fraglos verdient. Die Brunnenkresse war früher wichtig als Vitamin-C-Lieferant, weil sie schon im Winter geerntet werden kann.
Die Rangliste als Ganzes ist allerdings nicht sehr aussagekräftig.
Die Forscherin Di Noia räumt selber ein, dass das Ranking nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Sekundäre Pflanzenstoffe, die ebenfalls einen günstigen Effekt auf die Gesundheit haben können, wurden wegen der mangelnden Datenlage nicht berücksichtigt. Das ist zwar nachvollziehbar, weil es bei sekundären Pflanzenstoffen keinen festgelegten Tagesbedarf gibt, den man für solche Berechnungen heranziehen könnte. Dieser Ausschluss verzerrt die Rangliste aber schon arg. Wären sekundäre Inhaltsstoffe (z. Bsp. Flavonoide, Anthocyane, Glukosinolate) mitberücksichtigt worden, hätten es auch Obstsorten in die Spitzenränge geschafft.
Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide oder Glukosinolate (Senfölglykoside) sind auch wichtige Wirkstoffe in der Phytotherapie.
Die Brunnenkresse zum Beispiel enthält wie auch Kapuzinerkresse, Rettich und Meerrettich Glukosinolate mit antimikrobieller Wirkung. Auch für die gesunden Wirkungen von Kohlarten (z. B. Blumenkohl, Brokkoli) dürften Senfölglykoside eine Rolle spielen.
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Bei der gesundheitlichen Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe geht es eher darum, dass wir eine breite Palette davon einnehmen (sofern sie nicht toxisch sind).
Deshalb ist auch bei Gemüse und Obst Abwechslung ein gutes Motto. Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln wollen uns nicht selten einreden, dass wir einen ganz bestimmten sekundären Pflanzenstoff in hohen Mengen brauchen – nämlich den, der unzufälligerweise gerade in ihren Produkten enthalten ist. In solchen Fällen scheint mir eher Skepsis angebracht.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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