Die angstlösende Wirksamkeit der oral verabreichten Lavendelöl-Zubereitung Silexan (Lasea®) wurde bei Patienten mit generalisierter Angststörung (GAS) im Vergleich zu Placebo und dem Standardmedikament Paroxetin untersucht. In der randomisierten, doppelblinden Studie bekamen 539 Erwachsene mit GAS 160 oder 80 mg Silexan, oder 20 mg Paroxetin, oder Placebo einmal täglich für 10 Wochen.
Die Studie kam zum Ergebnis, dass das Lavendelöl-haltige Präparat bei Patienten mit generalisierter Angststörung ebenso gut abschnitt wie Paroxetin und besser war als Placebo.
Das Lavendelöl-Präparat linderte nicht nur Angst- und Unruhezustände bei den Patienten. Es wirkte auch antidepressiv bzw. gemütsaufhellend. Auch in der höheren Dosierung von 160 mg pro Tag war es gut verträglich. Zudem kann das Präparat nach der Behandlung auch bei der höheren therapeutischen Dosis sofort abgesetzt werden, ohne dass die Patienten mit Entzugserscheinungen rechnen müssen.
Die Studie deutet darauf hin, dass Lavendelölpräparate wie z.B. das hier vorgestellte (Lasea®) als eine gut verträgliche Therapieoption zur Behandlung generalisierter Angststörungen genutzt werden können.
Quelle:
http://www.carstens-stiftung.de/artikel/lavendel-ist-gut-fuer-die-psyche.html
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24456909
Kasper S, Gastpar M, Müller, WE, Volz HP, Möller HJ, Schläfke S, Dienel A. Lavender oil preparation Silexan is effective in generalized anxiety disorder – a randomized, double-blind comparison to placebo and paroxetine. Int J Neuropsychopharmacol 2014; 17(6): 859-869
Kommentar & Ergänzung:
Lavendelöl-Kapseln (und andere Phytopharmaka) eignen sich nur zur Behandlung von leichteren Angststörungen.
Dann sind sie aber durchaus eine sinnvolle Option, vor allem auch wenn man das äusserst geringe Nebenwirkungsrisiko mit Standardmedikamenten wie Paroxetin vergleicht.
Paroxetin kommt zur Anwendung bei Depressionen, Zwangsstörungen, Panikstörungen, sozialen Angststörungen, generalisierten Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Fibromyalgie. Der Arzneistoff gehört zur Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
Als Nebenwirkungen können auftreten:
„Unter der Anwendung von Paroxetin können insbesondere folgende Nebenwirkungen beobachtet werden: Appetitstörungen, Störungen des Magen-Darm-Trakts, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, sexuelle Dysfunktion (Impotenz, Unfähigkeit zum Orgasmus, unbemerkter Samenerguss, siehe auch SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion), Schwitzen, Parästhesie (Kribbeln der Haut), Restless-Legs-Syndrom (krampfähnliche Empfindungen in den Beinen) und Gewichtszunahme.“
(Quelle: Wikipedia)
Vielen Patientinnen und Patienten mit generalisierten Angststörungen werden zudem fragwürdigerweise Benzodiazepine verschrieben. Dabei kommt es rasch zu Gewöhnungseffekten und kann sich schnell eine Abhängigkeit entwickeln, was das Absetzen der Präparate schwierig macht.
Lavendelöl-Kapseln dagegen zeigen weder die Nebenwirkungen von Paroxetin noch die Risiken von Gewöhnung und Abhängigkeit, wie sie die Benzodiazepine mit sich bringen.
Das spricht sehr dafür, die Option Lavendelöl bei generalisierten Angststörungen in Betracht zu ziehen.
Allerdings ist auch festzuhalten, dass bei leichteren Angststörungen generell nichtmedikamentöse Massnahmen im Vordergrund stehen sollten: Psychotherapie, Entspannungsmethoden, Bewegung.
Zu letzterem siehe:
Bewegung stärkt psychische Gesundheit
Zu Lavendelöl bei Angststörungen:
Phytotherapie: Lavendelöl als Angstlöser
Lavendelöl zur Behandlung von Angststörungen
Lavendelöl-Bestandteil Linalool dämpft Stressreaktion
Ausserdem:
Schlafmittel: Risiko Benzodiazepin-Abhängigkeit
Passionsblume: Angstlinderung ohne Abhängigkeit und Entzugsprobleme
Passionsblume und Kava-Kava lindern Angstzustände
Phytotherapie: Kava-Extrakt hilft gegen Angststörungen
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