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Was es jetzt braucht: Waffen zur Verteidigung für die Ukraine

Gesellschaftliches

Avatar-FotoMartin Koradi01.09.2014

Ich bin für Diplomatie, Diplomatie und nochmal Diplomatie. Darum schreibe ich das nun gar nicht gerne: Es braucht jetzt Waffenlieferungen an die Ukraine. Angela Merkel sagt zwar, dass Waffenlieferungen ein falsches Signal wären. Sie würden den Eindruck erwecken, dass es für diesen Konflikt eine militärische Lösung gebe. Kann sein. Aber Putin erzwingt mit seinem Krieg eine militärische Lösung.

Es ist auch ein problematisches Signal, Appelle endlos zu wiederholen, wenn schon längst klar geworden ist, dass sie nichts fruchten. Putin reagiert nicht auf Appelle. Der Mann hat sich mit einer sehr raffinierten Strategie ein Stück eines souveränen Nachbarlandes unter die Nägel gerissen und lügt die Weltöffentlichkeit seit Monaten schamlos an.

Einfache Lösungen sind nicht in Sicht. Zu Recht will auf westlicher Seite niemand in diesen Krieg ziehen. Aber was tun, wenn Appelle nicht fruchten und Sanktionen die Russen vielleicht gar eher noch zusammen schweissen?

Putin als skrupelloser Machtmensch wird sich holen, was er zum Aufbau eines neuerstandenen russischen Reiches zu brauchen glaubt. Russland hat schon bei der Destabilisierung von Moldawien (Transnistrien) und Georgien (Südossetien, Abchasien) mitgezündelt.

Und in Estland gibt es wie in der Ukraine eine starke russische Minderheit (25,48%), für die Russland plötzlich als „Beschützer“ auftreten könnte, ebenso in Lettland (27%).

Putin hat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Grossrussland im Kopf, was Europa an verschiedenen Punkten destabilisieren könnte. Dem kann eine verantwortungsvolle Politik nicht einfach zuschauen. Das wäre eine Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) wie im Vorfeld des 2. Weltkriegs. Dem Autokraten und Menschenrechtsfeind Putin ist einiges zuzutrauen.

Den Putin’schen Expansionsdrang zu stoppen, ohne in eine direkte kriegerische Auseinandersetzung zu stolpern, ist aber auch ein diffiziles Unterfangen.

Putin wird wohl nur zurückkrebsen, wenn die „Heimatfront“ wankt. Dazu muss der wirtschaftliche Preis sehr hoch sein – oder – und das ist die leider wahrscheinlichere Variante – es müssen mehr und mehr gefallene Soldaten nach Russland zurückkehren.

Das könnte Druck machen auf Putin. Die russische Bevölkerung steht zwar hinter Putin, aber sie will keinen Krieg in der Ukraine.

Es gibt eine ganze Reihe von Hinweisen darauf, dass Regierungsstellen in Russland alles tun, damit der Tod von russischen Soldaten in der Ukraine im eigenen Land nicht bekannt wird. Denn davor hat Putin offenbar Angst.

Das „Komitee russischer Soldatenmütter“ geht davon aus, dass in den letzten zwei Monaten insgesamt 10 000 bis 15 000 Soldaten in die Ukraine geschickt wurden, wovon aktuell noch 7000 bis 8000 im Einsatz sein sollen. Die Zahl der im Krieg getöteten Soldaten gehe offenbar inzwischen in die Hunderte. Man kann das Engagement dieser Gruppen nicht hoch genug schätzen, vor allem auch auf dem Hintergrund der in Russland herrschenden Repression.

„Das russische Justizministerium stufte die Gruppe am Freitag als «ausländische Agenten» ein. Mit der Vergabe dieses Status‘ können die russischen Behörden den Spielraum kritischer Nichtregierungsorganisationen einschränken.“

Siehe:

Bis zu 15 000 russische Soldaten wurden in die Ukraine geschickt

Wir leben hier in Europa seit ein paar Wochen in einer markant veränderten politischen und militärischen Situation. Das verlangt Aufmerksamkeit.

Der Tages-Anzeiger publizierte ein Interview mit Jeronim Perovic, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich.

Auszug:

„Im Westen, auch in der Schweiz, gibt es Kreise, die für Putins Vorgehen Verständnis zeigen. Ist der Vorwurf gerechtfertigt, dass die EU und die Nato Putin provoziert haben?

Perovic: Vielleicht hat sich Brüssel wirklich nicht so geschickt verhalten in der ganzen Frage der EU-Assoziation der Ukraine und dem Fall Janukowitsch. Aber dies rechtfertigt keinesfalls das russische Vorgehen. Das sind zwei Dinge, die unbedingt auseinandergehalten werden müssen. Der Westen ist für die Krise in der Ukraine nicht verantwortlich!“

Quelle:

https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Putin-kann-es-sich-nicht-erlauben-dass-Kiew-siegt/story/17251347

Und ausserdem: keine Fussball-WM 2018 in Russland!

Ausserdem:

Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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