Sport löst Veränderungen im Gehirn aus, die sonst nur durch Medikamente bewirkt werden
Ein internationales Team von Forschern unter Mitwirkung der Universität Bern hat alle verfügbaren Metaanalysen zum Thema Sport und Depressionen zusammengefasst und deren günstige Wirkung auf Depressionen ausgewertet.
In den westlichen Industrienationen leidet mindestens jede zehnte Person im Verlauf ihres Lebens einmal an Depressionen. Damit handelt es sich bei den Depressionen um die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung. Sie beeinflussen die körperliche Gesundheit stärker als Diabetes oder Arthritis.
Die Behandlung von Depressionen geschieht üblicherweise mit Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie.
Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt aber nun, dass Sport und körperliche Aktivität teilweise die gleichen neurophysiologischen Veränderungen anstossen wie Antidepressiva. Eine Vielzahl von Metaanalysen zeigte eine positive Wirkung von Sport und körperlicher Aktivität auf Depressionen.
Sport und körperliche Aktivität bewirken durch neurobiologische Anpassungen verschiedene Veränderungen im Gehirn, die sonst nur durch Medikamente erzielt werden. Arzneimittel zur Therapie von Depressionen setzen ähnlich wie Sport und körperliche Aktivität an der Serotoninaufnahmefähigkeit des Gehirns an. Sie intensivieren die Epinephrinaktivität und bewirken die Ausschüttung verschiedener Faktoren für das Nervenwachstum.
Diese Faktoren begünstigen das Zellwachstum im Gehirn und verhindern das Absterben von Zellen im Hippocampus, welches sonst durch Depressionen ausgelöst wird. Sport und körperliche Aktivität führen mit diesen Veränderungen auch zu einer reduzierten Aktivität des Stresshormons Cortisol und wirken damit zum Teil ähnlich wie Psychopharmaka.
Die Wissenschaftler schränken ein, dass die Metaanalysen keine Schlüsse zulassen, wie oft und wie lange wöchentlich Sport getrieben werden sollte. Feststellen konnten sie dagegen, dass die Wirksamkeit von Sport bei Depressionsstörungen größer ist als zum Beispiel bei Angststörungen.
Regelmäßiges Sporttreiben scheint daher gemäss bisherigem Stand der Forschung ein geeignetes Mittel zu sein, um Depressionssymptome zu lindern. Ein Mittel zudem, das kostengünstig ist und nur wenige Nebenwirkungen hat.
Ob und in welchem Maß Sport und körperliche Aktivität eine Ergänzung oder sogar Alternative zu Antidepressiva bei leichten Depressionen sein können, muss allerdings noch untersucht werden.
Quelle:
http://derstandard.at/2000005634313/Sport-und-koerperliche-Aktivitaet-helfen-gegen-Depressionen
Abstract CNS & Neurological Disorders: Effects of Exercise on Anxiety and Depression Disorders – Review of Meta- Analyses and Neurobiological Mechanisms
http://www.eurekaselect.com/122692/article
Kommentar & Ergänzung:
Das ist dann also eine Metaanalyse der Metaanalysen – eine Meta-Metaanalyse quasi. Schön, dass es so etwas auch noch gibt.
Im Ernst:
Dass Sport bei Depressionen helfen kann, ist gut dokumentiert. Bei schweren Depressionen dürfte das nicht reichen und ein Hauptproblem des Ansatzes „Sport gegen Depressionen“ liegt darin, dass Depressive krankheitsbedingt oft nicht gerade einfach für Bewegung zu motivieren sind. Bei leichten Depressionen funktioniert das besser und mir scheint vor allem auch wichtig zu beachten, dass regelmässige Bewegung auch eine vorbeugende Wirkung haben könnte.
Bewegung ist im Übrigen ein Grundpfeiler der klassischen Naturheilkunde.
Siehe: Naturheilkunde: Was ist das?
Phytotherapeutisch ist bei leichten und mittelschweren Depressionen auch an Johanniskraut-Extrakt zu denken. Bei den Johanniskrautpräparaten gibt es allerdings grosse Qualitätsunterschiede, die zu beachten sind.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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