„Schmerzmittel Tramadol in afrikanischer Arzneipflanze entdeckt“ – so lauteten die Meldungen aus der Pflanzenforschung im Jahr 2013.
Jetzt scheint aber alles ganz anders zu sein:
„So hatte im vergangenen Jahr ein Forscherteam…….bei einer Metabolom-Analyse der afrikanischen Heilpflanze Nauclea latifolia das vollsynthetisch hergestellte Opioid Tramadol entdeckt. Es galt als erster Fund eines klassisch-synthetischen Arzneistoffs in der Natur. Die Pflanze aus der Familie der Rubiaceae wird traditionell bei Fieber, Schmerzen und Malaria eingesetzt.
Jetzt stellte jedoch ein unabhängiges Forscherteam fest, dass die Pflanze das Schmerzmittel wohl nicht selbst produziert, sondern aus dem Boden aufgenommen hat. Afrikanische Bauern hatten ihre Rinder illegalerweise mit dem Analgetikum behandelt, was zu einer Kontamination von Wasser und Boden geführt hat, schreibt die Gruppe um Professor Dr. Michael Spiteller von der Technischen Universität Dortmund im Fachjournal »Angewandte Chemie« (doi: 10.1002/anie.201406639). Sie fanden neben der Ursprungssubstanz auch drei typische Säugetier-Metabolite.“
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=54633
Kommentar & Ergänzung:
Die ursprüngliche Meldung ist hier zusammengefasst:
Schmerzmittel Tramadol in afrikanischer Heilpflanze entdeckt
Mich erstaunt dieser offenbar verbreitete Einsatz von Schmerzmitteln in der Landwirtschaft. Das erinnert an die Vergiftung von Geiern in Indien durch grossflächige Anwendung von Diclofenac (Voltaren®):
Entzündungshemmer Diclofenac mit ökologischen Nebenwirkungen
Diclofenac-Vergiftung: Geier-Bestand in Indien erholt sich leicht
Betreffend Tramadol-Anwendung in Afrika sind bisher offenbar keine ökologischen Schäden bekannt geworden. Heikel ist allerdings, dass solche Arzneimittelmoleküle in der Umwelt oft sehr stabil sind und sich sehr langsam abbauen.
Man kann nicht jedes synthetische Medikament durch ein pflanzliches ersetzen.
Aber dort wo es möglich ist, macht es oft auch aus ökologischen Gründen Sinn – Wirkstoffe, die die Natur herstellt, kann sie in der Regel auch gut wieder zerlegen.
In diesem Sinne ist Pflanzenforschung eine gute Investition in die Zukunft.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
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