Die Arzneimittelfirma Hänseler aus Herisau vertreibt ab 1. November 2014 schweizweit eine ölhaltige Cannabis-Lösung. Das sogenannte Sativa-Öl soll hauptsächlich Schmerzen lindern.
Die Abgabe ist rechtlich aufwendig, weil die Cannabis-Pflanze unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Der behandelnde Arzt muss für jeden einzelnen Patienten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Ausnahmebewilligung zur Verschreibung von THC einholen. Im Gesuch ist genau zu begründen, warum kein anderes Medikament verwendet werden kann.
Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass Cannabis Schmerzen und Spastiken (Muskelverspannungen) lindern kann. Als alkoholische Tinktur und als synthetisches Dronabinol werden Cannabispräparate von Ärzten bereits verschrieben und abgegeben, wenn eine Bewilligung des BAG vorliegt.
Verschiedene Presseberichte melden, dass ab dem 1. November nun erstmals auch ein THC-haltiges Öl erhältlich sei. Die Hänseler AG aus Herisau verfüge seit dem Frühjahr schweizweit als erste über eine Ausnahmebewilligung zur Herstellung des sogenannten Sativa-Öls.
Apotheken können das Präparat als Magistralrezeptur beziehen. Solche Arzneimittel werden auf ärztliches Rezept für eine bestimmte Person durch die Apotheke selber hergestellt oder bei spezialisierten Betrieben bestellt.
Die St. Galler Pflegefachfrau Bea Goldman, die das Öl vor sieben Jahren entwickelt hat, instruiert und begleitet mit dem Produkt hauptsächlich Patienten mit der unheilbaren Nervenkrankheit ALS.
Nach Goldmann zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass das Öl sehr gut wirkt. Im Gegensatz zu bestehenden Cannabinoid-Medikamenten sollen etliche Patienten durch das Sativa-Öl die Krankheit besser bewältigen können.
Die ölige Trägersubstanz habe zudem eine längere Wirkungsdauer. Gegen einen Missbrauch der öligen Lösung spreche die THC-Konzentration von nur einem Prozent. Um in Zukunft mehr Patienten behandeln zu können, plant Goldmann zusammen mit dem Neurologen Markus Weber die Lancierung der ersten Cannabis-Sprechstunde am St. Galler Kantonsspital.
Quelle:
http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/Neues-Cannabis-Medikament-aus-Herisau;art120094,3979111
Kommentar & Ergänzung:
Grundsätzlich finde ich es begrüssenswert, wenn es mehr Varianten gibt für die Anwendung von Cannabis als Heilmittel. Etwas überzogen scheint mir allerdings, wenn in diesen Meldungen geschrieben wird, dass nun erstmals ein THC-haltiges Öl erhältlich sei.
Dronabinol-Tropfen sind ebenfalls auf einer öligen Basis, wobei allerdings das THC nicht aus Cannabis stammt.
Von diesem Sativa-Öl habe ich noch nie etwas gehört und auch keine Unterlagen dazu gesehen. Darum kann ich es nicht einschätzen. Vermutlich wurde dieses Präparat bisher eher „diskret“ eingesetzt.
Bei medizinisch begründeten Cannabis-Anwendungen ist es zentral, dass die verschreibenden Personen die Präparate gut kennen. Das wird bei Bea Goldmann und dem Sativa-Öl der Fall sein. Und es ist auch ein interessantes Projekt, wenn am Kantonsspital St. Gallen eine Cannabis-Sprechstunde entstehen soll.
Ansonsten ist meines Erachtens der Apotheker Manfred Fankhauser aus Langnau im Emmental die Fachperson in der Schweiz, die sich am besten mit legalen Cannabis-Produkten für medizinische Anwendungen auskennt.
Siehe dazu:
Cannabis für Patienten in der Schweiz legal erhältlich?
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch