Das PTA-Forum berichtet über verschiedene pflanzliche Mittel gegen Infektionen. In einer Textpassage kommt dabei auch die antimikrobielle Wirkung von ätherischen Ölen zur Sprache – insbesondere von Teebaumöl.
Hier ein paar Zitate mit anschliessendem Kommentar:
„Natürliche ätherische Öle haben meist einen angenehmen Geruch und sind vollkommen artspezifisch. Das heißt, Pflanzen wie Thymian, Salbei, Kamille, Arnika und Pfefferminze produzieren ein ganz individuelles ätherisches Öl.“
Ätherische Öle sind hoch komplexe Stoffmischungen und jede Pflanzenart, die ätherisches Öl produziert, stellt tatsächlich ihre artspezifische Komposition her.
Es geht aber noch weiter: Eine Pflanzenart kann in verschiedenen Pflanzenorganen – zum Beispiel den Blättern und der Rinde – unterschiedliche ätherische Öle produzieren.
Zudem verändert sich die Zusammensetzung des ätherischen Öles manchmal im Verlauf des Jahres. Man bekommt dann je nach Zeitpunkt der Destillation ein anderes Produkt.
Und wenn man ein ätherisches Öl verdunsten lässt, haben es nicht alle Bestandteile des Stoffgemisches gleich eilig, in die Luft zu gehen. Man atmet also zu Beginn der Anwendung nicht unbedingt dieselben Substanzen ein wie gegen Schluss.
„Die heilende Wirkung der Öle hat eine lange Tradition. Schon im Mittelalter verbrannten die Menschen aromatische Pflanzen zum Schutz vor der Pest. Heute weiß man um die antimikrobielle Wirkung der ätherischen Öle.“
Düfte und Räucherungen gehören wohl tatsächlich zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit. Die antimikrobielle Wirkung von ätherischen Ölen kann man heute in Labor gut nachweisen. Dass Räucherungen gegen Pesterreger wirksam waren, steht damit allerdings noch keineswegs fest. Die vielen Millionen von Pesttoten sprechen eher von grosser Hilflosigkeit und in der Not haben die Menschen alles Mögliche ausprobiert. Nicht ausgeschlossen scheint mir aber, dass Räucherungen die Rattenflöhe vertrieben hat, die bei der Ausbreitung der Pest mitbeteiligt waren.
„Die genauen Wirkmechanismen einzelner Öle sind allerdings noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Ätherische Öle sind fettlöslich, können leicht Zellmembranen durchdringen und in den Bakterienstoffwechsel eingreifen. Untersuchungen zur Wirksamkeit von Teebaumöl auf Escherichia coli haben etwa gezeigt, dass das Öl die Integrität der bakteriellen Zytoplasmamembran schwächt und zusätzlich Transportproteine, Zellatmung und Energiehaushalt der Bakterien stört. Diese Mehrfach-Wirkung erschwert auch die Bildung von Resistenzen. Wissenschaftler vermuten, dass auch andere ätherische Öle ähnliche Mechanismen nutzen.“
Diese Wirkungsmechanismen findet man tatsächlich bei vielen ätherischen Ölen. In diesem Sinne ist Teebaumöl nicht so einzigartig, wie es manchmal dargestellt wird. Es gibt eine ganze Reihe von ätherischen Ölen, die vergleichbare antimikrobielle Effekte zeigen, und dabei zum Teil noch besser verträglich sind – zum Beispiel Lavendelöl, Korianderöl, Pfefferminzöl.
Und ja, die komplexe Zusammensetzung der ätherischen Öle macht es Bakterien offenbar schwerer, Resistenzen zu entwickeln. Es ist einfacher, eine einzige Substanz „auszutricksen“ als ein ganzes „Team“.
Quelle der Zitate:
https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=7451
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz