In der österreichische Zeitung „Die Presse“ macht Jutta Beutel einen – meines Erachtens missglückten – Versuch, den Unterschied zwischen einer Spagyrik-Essenz und einer Pflanzentinktur zu erklären:
„Der Unterschied zwischen einer Tinktur und einer spagyrischen Essenz: Bei einer Tinktur wird das Pflanzengut mit Alkohol angesetzt, bei einer spagyrischen Essenz wird dieser Alkoholansatz destilliert und die zurückgebliebene Pflanzenmasse anschließend verascht. Destillat und Asche werden zusammengefügt und reifen für einige Wochen. Nachteil der Tinktur: Es könnten mitunter auch unerwünschte Substanzen der Pflanze in die Essenz geraten. Beutel: ‚Das kann bei der spagyrischen Herstellung nicht passieren.’ Dafür ist Letztere ungleich arbeits- und zeitaufwendiger, unter vier Wochen geht gar nichts.“
Quelle:
Kommentar & Ergänzung:
Hier wird eine sehr einseitige Buchhaltung betrieben. Ja, bei der Veraschung werden allfällige unerwünschte Substanzen zerstört, jedenfalls sofern sie organisch sind. Nicht erwähnt wird allerdings, dass während der Veraschung bei rund 400°C alle organischen Stoffe zerstört werden – die unerwünschten wie beispielsweise giftige Alkaloide, aber auch erwünschte Wirkstoffe wie Glykoside, Gerbstoffe, Bitterstoffe….
Von den organischen Stoffen bleiben in der Spagyrik-Essenz nur die flüchtigen Substanzen, die ins Destillat übergehen. Gegenüber der Pflanzentinktur fehlt deshalb der Spagyrik-Essenz eine ganze Palette von möglichen Wirkstoffen.
Wenn also „Die Presse“ schreibt:
„Nachteil der Tinktur: Es könnten mitunter auch unerwünschte Substanzen der Pflanze in die Essenz geraten.“…..
Dann müsste man korrekterweise ergänzen:
Nachteil der Spagyrik-Essenz: Sie enthält keine nichtflüchtigen Wirkstoffe mehr.
Aus diesem Grund kann man die Wirkungen und Anwendungsgebiete einer Pflanzentinktur nicht auf eine Spagyrik-Essenz übertragen, obwohl das fälschlicherweise sehr oft gemacht wird.
Siehe auch:
Spagyrik – nachfragen bei nebulösen Aussagen
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege
Schmerzen? Chronische Erkrankungen?