An der Pharma World in Düsseldorf kommentierte Dr. Mario Wurglics von der Goethe-Universität Frankfurt Forschungsresultate zu Johanniskrautextrakten.
Nach einer Analyse der Cochrane-Collaboration zeigten sich Johanniskraut-Extraktpräparate in Studien bei Patienten mit leichter bis mittelschweren Depression als signifikant besser wirksam gegenüber Placebo und vergleichbar mit chemisch-synthetischen Antidepressiva, erklärte Wurglics. In diesen Studien wurden relativ hohe Dosen eingesetzt, meist mehr als 900 mg. Entsprechend der S3-Leitlinie zur unipolaren Depression könne mit Johanniskraut-Präparaten ein erster Behandlungsversuch unternommen werden. Apotheker sollten die Patienten über die unterschiedlichen Wirkstärken der Johanniskraut-Präparate und deren Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten informieren.
Empfehlenswert sind laut Wurglics alle Johanniskraut-Präparate, die den Kriterien des Europäischen Arzneibuchs entsprechen. Manche Handelspräparate seien jedoch unterdosiert oder enthielten Johanniskraut-Pulver statt Johanniskraut-Extrakt.
Pulverpräparate seien „nicht vergleichbar mit den geprüften Präparaten».
Sie enthalten nur Spuren des Wirkstoffs Hyperforin.
Der Experten zieht aus der wissenschaftlichen Datenlage den Schluss, dass Johanniskraut-Extrakte in einer Dosierung von mindestens 600 mg/Tag gut wirksam sind bei leichten bis mittelschweren Depressionen.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=60027
Kommentar & Ergänzung:
Der Experte weist sehr zu Recht darauf hin, dass es Johanniskraut-Präparate in unterschiedlicher Qualität gibt.
Dass Präparate aus Johanniskraut-Pulver unterdosiert sind, hat sich in verschiedenen Untersuchungen gezeigt. Auch Johanniskrauttinktur und Johanniskrautöl sind für die Anwendung bei Depressionen ungenügend bezüglich dem Wirkstoffgehalt. Eher noch könnte mit Johanniskrauttee eine ausreichende Wirkstoffmenge zugeführt werden, die an die Johanniskrautextrakt-Präparate herankommt, wenn man 2 – 3 Tassen pro Tag trinkt. Allerdings gibt es keine klinischen Studien, die eine Wirksamkeit von Johanniskrauttee bei Patienten belegen würden. Das hat auch kommerzielle Gründe, weil keine Firma Interesse daran haben kann Johanniskrauttee zu erforschen und zu belegen, der von allen Interessierten angebaut und verkauft werden kann. In die Forschung investieren Pharmafirmen für ihre eigenen, patentierten Produkte. Ein Nachteil von Johanniskrauttee ist zudem, dass mit stark schwankendem Wirkstoffgehalt gerechnet werden muss, während die Johanniskrautextrakt-Präparate auf einen bestimmten Gehalt gewisser Leitsubstanzen standardisiert sind.
Etablierte Johanniskrautextrakt-Präparate in der Schweiz sind:
Jarsin, Solevita / Deprivita, Hyperiplant, Hyperiforce / Hyperimed (Bioforce), Rebalance / Remotiv (Zeller), Hypericum-Mepha, Hypericum-Sandoz.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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