Schon ein Apfel oder etwas Kopfsalat als Nachtisch vermindern den Knoblauchgeruch in der Atemluft deutlich, wie ein Experiment gezeigt hat. Sie enthalten Enzyme und Phenole, die die ungewünschten Geruchsstoffe zerstören.
Für ihre Untersuchung gaben Rita Mirondo und Sheryl Barringer von der Ohio State University in Columbus den Testpersonen zunächst drei Gramm Knoblauchzehen zum Kauen. Unmittelbar anschliessend sollten die Probanden andere Nahrungsmittel konsumieren, darunter Äpfel, Salat und Minzblätter, die jeweils roh, gekocht oder als Saft zubereitet waren. Außerdem untersucht wurden Grüntee und als Kontrolle Wasser.
Um herauszufinden wie sich dieser Nachtisch auf den Mundgeruch auswirkt, untersuchten die Wissenschaftler die Ausatemluft der Versuchspersonen auf verschiedene Disulfide und Mercaptan – die Stoffe, die den charakteristischen Knoblauchatem ausmachen.
Die Resultate zeigten, dass roher Apfel, Salat und Minzblätter die flüchtigen Substanzen in der Atemluft bereits 30 Minuten nach dem Verzehr um mindestens 50 Prozent verminderten. Die Minzblätter überdeckten die Geruchsstoffe am wirksamsten.
Sheryl Barringer rät deshalb:
„Wenn jemand sich Gedanken um den Knoblauchatem macht, würde ich deswegen sagen: Iss rohe Äpfel oder rohe Minze. Beide wirken sehr effektiv gegen den Mundgeruch.“
Auch Apfelsaft und Minzsaft reduzierten zwar die unangenehmen Geruchsstoffe, allerdings war der Effekt geringer als beim Kauen von rohem Apfel oder Minze. Gekochte Äpfel und gekochte Salatblätter verbesserten den Atem ebenfalls.
Nur der Grüntee zeigte als einziges getestetes Lebensmittel keinen Effekt auf den Knoblauchatem.
Die Wissenschafter nehmen an, dass zwei Mechanismen den Knoblauchgeruch überdecken.
Erstens Enzyme aus dem rohen Obst und Gemüse, die helfen, die Geruchsstoffe zu zerstören. Zweitens Polyphenole, die im rohen und erhitzten Obst und Gemüse enthalten sind und dafür sorgen, dass die flüchtigen Verbindungen des Knoblauchs zerstört werden.
Das erklärt auch, weshalb die rohen Nahrungsmittel am wirksamsten gegen Knoblauchatem helfen: Sie enthalten sowohl die Enzyme als auch die Polyphenole.
Als nächsten Schritt wollen die Forscher noch intensiver nach den optimalen Typen von Phenolen, den Wirkstoffmengen und den Enzymen suchen. Denn dann könnte man zum Beispiel eine Pille zur Reduktion des Knoblauchgeruchs herstellen.
Quelle:
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20661-2016-09-26.html
Journal of Food Science, 2016 (doi: 10.1111/1750-3841.13439)
Institute of Food Technologists (IFT), 26.09.2016
Hier geht’s zur Originalpublikation mit weiteren interessanten Informationen über die Knoblauchgeruchsstoffe (englisch):
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1750-3841.13439/full
Kommentar & Ergänzung:
Knoblauch ist nicht nur ein wichtiges Gewürz, sondern auch eine sehr alte Kulturpflanze und Heilpflanze. Wegen dem starken Duft und wohl auch seinen antimikrobiellen Eigenschaften wurde Knoblauch früher gegen Infektionskrankheiten eingesetzt. Heute kommt er vor allem im Bereich des Kreislaufs zur Anwendung. Er soll eine mild blutdrucksenkende und mild cholesterinsenkende Wirkung haben und die Thrombozytenaggregation hemmen (Verbesserung der Blutfliesseigenschaften).
Das braucht aber Anwendung über längere Zeit und in ziemlich hohen Dosen, was auch geruchlich bedingte soziale Nebenwirkungen auslösen kann (Einsamkeit!).
Darum ist es natürlich sehr interessant, wenn Möglichkeiten erforscht werden, um den Knoblauchgeruch zu vermindern. Aber: Es spricht viel dafür, dass die schwefelhaltigen Substanzen, die den Knoblauchgeruch auslösen, auch wesentlich für die Wirksamkeit verantwortlich sind. Isst man Knoblauch aus kulinarischen Gründen, man eine Reduktion des Knoblauchgeruchs in der Atemluft erwünscht sein. Nimmt man den Knoblauch aber als Heilpflanze ein, könnte eine Reduktion des Knoblauchgeruchs durch Reduktion der schwefelhaltigen Substanzen auf Kosten der Wirksamkeit gehen.
Es spricht viel dafür, dass man um den Knoblauchgeruch nicht herum kommt, wenn man von der Knoblaucheinnahme eine Heilwirkung erwartet. Gegen die sozialen Nebenwirkungen hilft dann wohl am ehesten „Familientherapie“).
Bei den im Text erwähnten Minzblättern handelt es sich übrigens um „spearmint leaves“ (Mentha spicata), zu deutsch Krauseminze oder Grüne Minze). Sie ist eine der bekanntesten Minzen-Arten überhaupt und Basis für zahlreiche industrielle Produkte, wie beispielweise Zahnpasten, Kaugummis (Spearmint) und Süßigkeiten. Krauseminze enthält im ätherischen etwas 50% Carvon und unterscheidet sich damit fundamental von ätherischen Öl in der Pfefferminze, das hauptsächlich aus Menthol besteht. Carvon ist auch der Hauptbestandteil von Kümmelöl.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
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