Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) hat schon lange einen Ruf als Helfer bei Erkältungskrankheiten. In der Phytotherapie wird ein Tee aus Holunderblüten verwendet. Er soll schweisstreibend wirken bei fieberhaften Infekten, wobei diese Wirkung allerdings nicht geklärt oder gar belegt ist. Experimentelle Studien deuten zudem auf eine auswurffördernde Wirkung bei Husten hin.
Der Saft aus Holunderbeeren wird traditionell empfohlen zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen.
Ein Spezialextrakt aus Holunderbeeren zeigte im Labor antivirale Aktivität gegen Influenzaviren vom Typ H1N1. Flavonoide aus den Holunderbeeren banden dabei an die Virusoberfläche und hemmten dadurch das Eindringen der Viren in die Wirtszellen.
Ob ein solcher Effekt auch im menschlichen Organismus auftritt, bleibt dabei allerdings offen. Überzeugende Daten aus Studien mit Patienten lagen bis vor kurzem nicht vor. Das könnte sich nun ein Stück weit ändern durch eine Studie, die im Jahr 2016 publiziert und in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ erwähnt wurde:
„Auch Oma lag mit ihrem Holundertee wohl nicht so falsch. In einer Studie mit 312 Flugreisenden verringerten sich die Symptome und die Dauer von Erkältungen bei den Teilnehmern, die regelmäßig einen Extrakt aus Holunderbeeren (Sambucus nigra) zu sich genommen hatten. Holunderbeeren sind sehr vitaminhaltig; sie enthalten Kupfer, Zink und Magnesium sowie Polyphenole in beachtlichen Mengen, was den Körper bei der Auseinandersetzung mit den Schnupfenviren offensichtlich unterstützt.“
Quelle:
http://www.spektrum.de/news/hilft-huehnersuppe-gegen-erkaeltung/1432792?_ga=1.189200047.529023555.1471969798
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27023596
Nutrients. 2016 Mar 24;8(4):182. doi: 10.3390/nu8040182.
Kommentar & Ergänzung:
Die Studie war doppel-blind und placebokontrolliert.
Signifikant verringerten sich die Symptome und die Dauer von Erkältungen. In der Placebogruppe traten zudem mehr Erkältungen auf als in der Holunderbeeren-Extraktgruppe (17 versus 12), doch war dieser Unterschied nicht signifikant.
„Most cold episodes occurred in the placebo group (17 vs. 12), however the difference was not significant (p = 0.4). Placebo group participants had a significantly longer duration of cold episode days (117 vs. 57, p = 0.02) and the average symptom score over these days was also significantly higher (583 vs. 247, p = 0.05). These data suggest a significant reduction of cold duration and severity in air travelers. More research is warranted to confirm this effect and to evaluate elderberry’s physical and mental health benefits.“
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27023596
Wenn das Ergebnis statistisch „signifikant“ ist, bedeutet das, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es zufällig zustande gekommen ist, unter 5% liegt (p < 0,05).
In der Studie wurde ein standardisierter Extrakt aus Holunderbeeren verwendet. Es ist offen, wie, ob und wie weit sich die Ergebnisse auf andere Zubereitungen aus Holunderbeeren übertragen lassen.
Wichtig ist jedoch: Der Genuss von rohen oder ungenügend erhitzten Holunderbeeren kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Sie enthalten nämlich den Giftstoff Sambunigrin. Erhitzt man die Holunderfrüchte, baut sich Sambinigrin vollständig ab.
Siehe auch:
Holunderbeeren – gesund und fein
Schwarzer Holunder: Holundersaft bei Grippe und Erkältung
Giftigkeit: Schwarzer Holunder – Roter Holunder – Zwergholunder
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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