Die Pharmazeutische Zeitung hat gerade einen Artikel publiziert zum Thema „Reizmagen und Reizdarm“.
Zum „Reizmagen“ werden darin auch konkrete Hinweise auf Phytopharmaka aufgeführt, auf die ich hier kurz eingehen will.
Statt vom „Reizmagen“ spricht man eigentlich besser vom „Reizmagensyndrom“ (RMS), da es sich in den meisten Fällen um mehrere Symptome handelt. Im internationalen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung „funktionelle Dyspepsie“ (FD) gebräuchlich.
Ein Reizmagensyndrom ist gemäß den sogenannten Rom-IV-Kriterien charakterisiert durch eines oder mehrere der folgenden belästigenden, das heißt alltägliche Aktivitäten beeinträchtigenden Symptome:
Völlegefühl nach den Mahlzeiten,
Vorzeitiges Sättigungsgefühl,
Im Oberbauch lokalisierte Schmerzen,
Im Oberbauch lokalisiertes Brennen.
Von einem RMS spricht man aber erst, wenn diese Symptome nach einer routinemäßigen klinischen Abklärung einschließlich Ösophago-Gastro-Duodenoskopie nicht hinreichend erklärbar sind. Ausserdem müssen die Symptome seit mindestens drei Monaten vorliegen mit einem Symptombeginn, der sechs Monate oder länger zurückliegt.
Und was sagt nun der Beitrag zu den phytotherapeutischen Möglichkeiten bei RMS?
Zitat:
„Daten zur Wirksamkeit aus kontrollierten Studien gibt es auch für Phytopharmaka wie STW-5, eine Phytokombination auf der Basis von Iberis amara, oder die Kombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl….“
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=68591
Kommentar & Ergänzung:
STW-5 ist bei Reizmagen ein bewährtes und durch Studien gut belegtes Phytopharmakon, das unter dem Namen „Iberogast“ im Handel ist.
Iberogast ist ein Kombi-Präparat aus neun verschiedenen Heilpflanzen:
Bittere Schleifenblume (Iberis amara), Angelikawurzel (Engelwurz), Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut und Süßholzwurzel.
In der neueren Phytotherapie ist es eher unüblich, dass ein Präparat aus so vielen Heilpflanzen zusammengesetzt ist. Offenbar ergänzen die Bestandteile sich aber gut.
Zu STW-5 siehe auch:
Kinderheilkunde: Heilpflanzen-Kombination gegen Bauchbeschwerden
Phytotherapie bei funktionellen Magenbeschwerden
Phytotherapie als Standardtherapie bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen
Etwas eigenartig ist die Empfehlung der Kombination von Pfefferminzöl und Kümmelöl bei RMS. Hier ist zweifellos vom Präparat Carmenthin® die Rede, das diese Zusammensetzung aufweist. Allerdings handelt es sich dabei um magensaftresistente Kapseln, die sich erst im Dünndarm auflösen. Etwas spät für eine Wirkung bei Reizmagen….
Carmenthin® eignet sich hingegen gut für Reizdarm und wirkt dort gegen Blähungen und Darmkrämpfe. Das Präparat stammt aus Deutschland und ist in der Schweiz nicht als Arzneimittel registriert.
Der Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung geht auch auf das Reizdarmsyndrom (RDS) ein:
„Unter einem Reizdarmsyndrom (RDS) versteht man länger als drei Monate anhaltende oder wiederkehrende Symptome, die die Lebensqualität einschränken und deren Ursprung im Darm vermutet wird: Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall und Verstopfung, die auch im Wechsel auftreten können, Schmerzen oder Druckgefühl im Bauch und Blähungen. Diese Symptome können allein oder in Kombination auftreten. Voraussetzung für die Annahme eines Reizdarmsyndroms ist der Ausschluss einer anderen organischen Krankheit.“
Unter den Therapieoptionen beim Reizdarmsyndrom werden auch zwei Phytotherapeutika aufgeführt, und zwar bei den Leitsymptomen Blähungen, abdominelle Distension und Flatulenz (Evidenzgrad A und B) und beim Leitsymptom Verstopfung (Evidenzgrad A). Leider werden aber weder die Präparate noch die darin enthaltenen Heilpflanzen konkret genannt.
Gemeint sind aber wohl
– Carmenthin®, die Kapsel aus Kümmelöl und Pfefferminzöl,
– Colpermin®, eine magensaftresistente Kapsel mit Pfefferminzöl zur Linderung von Darmkrämpfen,
– Flohsamen-Präparate als Stuhlregulans bei Verstopfung und/oder Durchfall.
Zu den phytotherapeutischen Optionen bei Reizdarmsyndrom siehe auch:
Phyto-Kombi mit Pfefferminzöl und Kümmelöl bei Reizdarm
Reizdarmsyndrom: Kümmel, Anis und Fenchel als Tee?
Kombination von Pfefferminzöl und Kümmelöl lindert Reizdarmsyndrom
Ballaststoffe beim Reizdarmsyndrom
Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom
Heilpflanzen-Anwendungen bei Reizdarmsyndrom
Dronabinol (THC) vermindert Dickdarmbewegungen bei Reizdarmpatienten
Pfefferminzöl bei Reizdarm schmerzlindernd
Pflanzenheilkunde bei Reizdarm – Pfefferminze, Kümmel, Fenchel, Anis, Flohsamen
Reizdarmsyndrom: Flohsamen und Pfefferminzöl top – Kleie flop
Phytotherapie: Wirksame Behandlung bei Reizdarm und funktioneller Dyspepsie
Ballaststoffe bessern Reizdarmsyndrom
Phytotherapie: Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom
Phytotherapie bewährt bei Reizdarmsyndrom (Colon irritabile)
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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