Über 28 000 Pflanzenarten besitzen laut einer umfangreichen Untersuchung Heilkraft für den Menschen – doch nur ein Bruchteil von ihnen ist in der medizinischen Forschung bekannt.
In seinem aktuellen Jahresbericht bilanziert das britische Zentrum für botanische Forschung, Kew Gardens, dass nur 16 Prozent der Heilpflanzen in anerkannten medizinischen Publikationen Erwähnung finden.
Dabei kommt der Bericht zum Schluss, dass Heilpflanzen ein „riesiges Potenzial“ bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Diabetes und Malaria hätten. Die beiden Pflanzenstoffe Artemisinin und Chinin zählten beispielsweise „zu den wichtigsten Waffen“ gegen die Infektionskrankheit Malaria, an der 2015 mehr als 400 000 Menschen starben.
An der Studie „State of the World’s Plants“ beteiligten sich 128 Forscher aus zwölf Ländern. Aufgeführt werden darin etwa 1 730 Neuentdeckungen seit dem Vorjahr. Dazu gehören neun Arten einer Kletterpflanze namens Mucuna, die bei der Behandlung von Parkinson angewendet werden.
Quelle:
http://science.orf.at/stories/2844019/
http://www.kew.org/science/who-we-are-and-what-we-do/strategic-outputs-2020/state-of-the-worlds-plants
https://stateoftheworldsplants.com/2017/report/SOTWP_2017_4_material.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Die Studie untersucht unter anderem, in welchen Pflanzenfamilien am meisten Heilpflanzen vorkommen. Zweifellos existiert ein grosses Potenzial an unerforschten Heilpflanzen und es ist sehr zu begrüssen, wenn die Botanik sich hier um eine systematische Erfassung bemüht. Allerdings handelt es sich dabei um einen weitgehend theoretischen Überblick zu potenziellen Heilpflanzen. Bis eine Heilpflanze tatsächlich therapeutisch bei kranken Menschen eingesetzt werden kann, braucht es oft noch sehr viel Forschung.
Auch ist nicht alles, was da entdeckt worden ist, vollkommen neu. Das zeigt der Hinweis auf die „neun Arten einer Kletterpflanze namens Mucuna, die bei der Behandlung von Parkinson angewendet werden.“
Die Samen von Mucuna pruriens, der Juckbohne, werden wegen ihres Gehalts an L-Dopa schon seit längerem bei Parkinson-Patienten eingesetzt und dazu auch industriell verarbeitet.
In der Parkinson-Behandlung wird L-Dopa schon seit vielen Jahren zur Linderung der Symptome angewendet.
Der Wirkstoff hat eine kleine therapeutische Breite. Wirksame und giftige Dosierung liegen also nahe beieinander. Starke Schwankungen im Wirkstoffgehalt, wie sie in Pflanzen vorkommen können, können daher Risiken mit sich bringen und für die Anwendung der klar dosierbaren, isolierten Einzelsubstanz sprechen.
Siehe auch:
Hilft Juckbohne (Mucuna Pruriens) bei Parkinson?
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege
Schmerzen? Chronische Erkrankungen?