Immer wieder ist zu hören, dass wir an Übersäuerung leiden, eine Basendiät brauchen, eine basische Ernährung oder gar Basenpulver.
Übersäuerung und basische Ernährung sind aber beides fragwürdige Konzepte. Unser Organismus hat eine ganze Reihe von Regulationsmechanismen, um das Säure-Basen-Gleichgewicht in einem engen Rahmen stabil zu halten. Schon sehr kleine Abweichungen vom normalen pH-Wert würden schon zu gravierenden medizinischen Störungen führen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zu dieser Frage so Stellung genommen:
„Durch Basenfasten soll der Körper entsäuert werden – eine Methode, die häufig in der Alternativmedizin angewendet wird. Basenfastende dürfen nur Lebensmittel verzehren, die als basisch gelten, wie Gemüse, Obst sowie einige Nüsse und hochwertiges Lein-, Oliven- oder Rapsöl. Als Getränke stehen Quellwasser sowie verdünnte Kräutertees zur Verfügung. Wissenschaftliche Beweise für die Wirkung dieser Fastenmethode fehlen jedoch: Weder die Existenz von Schlacken im Körper ist nachgewiesen noch die Annahme, dass säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stören. Weil lebenswichtige Nährstoffe auf Dauer in zu geringen Mengen zugeführt werden könnten, rät die DGE von langfristigem Basenfasten ab.“
Quelle:
https://www.dge.de/presse/pm/heilfasten-basenfasten-intervallfasten/
Kommentar & Ergänzung:
Mehr zum Thema: Übersäuerung und basische Ernährung
Heikel an dieser Basentheorie ist, dass uns damit etwas eingeredet wird. Du bist verschlackt und übersäuert. So schlimm. Dann kann man dir eine Basendiät aufschwatzen und Basenprodukte aller Art. Man muss die Leute zuerst krank reden, damit man ihnen etwas verkaufen kann – eine Idee, Spezialpräparate etc.
Damit wird auch das Vertrauen in den eigenen Organismus untergraben. Wir haben in der Regel eine kompetente Leber und kompetente Nieren, die unsere Ausscheidungsprozesse managen. Und natürlich sollten wir diesen Organen Sorge tragen Die Basentheorie – so scheint mir – redet sie konsequent schlecht.
Klar ist aber auch: Die Lebensmittelempfehlungen der Säure-Basen-Theorie sind durchaus sinnvoll: Viel Obst und Gemüse, Nüsse, wenig Fleisch, Zucker, Weissmehl.
Dagegen gibt es keine Einwände, einfach weil diese Lebensmittelzusammenstellung gute Voraussetzungen für eine gesunde Ernährung bietet – aber nicht wegen dem pH-Wert.
Siehe auch:
Basenbäder für die Bikini-Figur?
Basendiät gegen Übersäuerung des Körpers?
Übersäuerung macht krank – stimmt das?
Auch die Zeitschrift „Gesundheitstipp“ hat zum Thema Basenpulver und Übersäuerung Fachleute befragt:
„«Produkte wie Basenpulver sind überhaupt nicht nötig», sagt Caroline Bernet, Ernährungsberaterin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Und der österreichische Ernährungsmediziner Kurt A. Moosburger rät von Basenmitteln nicht nur wegen des Preises ab: Die Pulver können zu Verdauungsproblemen führen, da sie die Magensäure angreifen…..
«Die Übersäuerung durch Ernährung ist ein grosser Mythos», sagt dagegen Mediziner Moosburger.“
Quelle:
https://www.gesundheitstipp.ch/artikel/d/mythos-uebersaeuerung-keiner-isst-sich-sauer/
Inzwischen gibt es nicht nur Basenpulver, sondern auch Basentees auf dem Markt, zum Beispiel den Sidroga Basentee. Er besteht aus:
Brennnesselblätter (26%), Melissenblätter (15%), Hagebuttenschalen (14%), Fenchel, Äpfel (10%), Zimtrinde, Lindenblüten (5%), Löwenzahnkraut (5 %), Kümmel, Birkenblätter (1%).
Es existieren keinerlei Belege dafür, dass mit einem Kräutertee der Säure-Basen-Haushalt im Organismus in relevantem Mass beeinflusst werden kann. Allenfalls zugeführte Basen gleicht der Körper aus. Es gibt auch keinerlei Belege dafür, dass ausgerechnet diese im Sidroga Basentee enthaltenen Kräuter basisch wirken würden. Ich würde sagen: Der Sidroga Basentee ist ein Fake.
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