Verlagsbeschreibung
Wir haben zu allem eine Meinung, aber kaum noch Argumente – es wird Zeit für eine neue Aufklärungsbewegung! Michael Hampe zeigt, warum auch die Dritte Aufklärung nur eine Bildungsbewegung sein kann. Wir brauchen wieder gemeinsame kulturelle Projekte, aus denen Sinn und nicht nur Reichtum entsteht, um weder Gewalt, Grausamkeit noch Illusionen als Ersatz-Intensitäten in unserer Lebenserfahrung zu verfallen. Solche kollektiven Projekte und die mit ihnen einhergehenden Erfahrungen von Intensität entstehen aus Bildungsprozessen. Dabei geht es Hampe nicht um Elitenbildung. Es geht um den Erwerb einer gemeinschaftlichen Kreativität, die uns den Mut und die Mündigkeit verleiht, die Zukunft nicht einfach nur zu beobachten, sondern zu gestalten. „Und Verkünder kommender Paradiese und Höllen nach Hause zu schicken.“ Bestellen bei Buchhaus.ch: Zum Shop
Zum Autor Michael Hampe
Michael Hampe ist Professor für Philosophie an der ETH Zürich und lehrte zuvor in Dublin, Kassel und Bamberg. Er studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychologie und Biologie in Heidelberg und Cambridge. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören Philosophie und Geschichte der Erfahrungswissenschaften, Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie Techniken der Selbsterkenntnis. Er schrieb u. a. „Das vollkommene Leben. Vier Meditationen über das Glück“ (2009) und „Tunguska oder Das Ende der Natur“ (2011).
Kommentar von Martin Koradi
Michael Hampe schreibt zu Beginn seines Buches:
„Es könnte sein, dass wir uns gegenwärtig nicht primär in einer Krise der Demokratie befinden, sondern eine Erosion der aufgeklärten Kultur stattgefunden hat, die sich auf die Art und Weise auswirkt, wie Demokratien «funktionieren». Wenn das der Fall ist, darf man sich keine Illusionen machen und muss eine weitere Aufklärungsbewegung anstreben.“
Das ist eine interessante Ansicht. Ich selber gehe davon aus, dass sich eine Krise der Demokratie und eine Krise der aufgeklärten Kultur überschneiden und sich gegenseitig beeinflusssen.
Hampe unterscheidet zwischen drei verschiedenen Aufklärungsbewegungen:
„Die erste Aufklärung, befördert von Sokrates im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr., erkannte das Argument als die bessere Lösungsstrategie für Konflikte an als Gewalt. Die zweite Aufklärung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert entdeckte, dass Menschen natürlichen und sozialen Mächten nicht vollständig ausgeliefert sein müssen, dass sie sich mithilfe der Vernunft auf den Weg der Emanzipation machen können. Die vor uns liegende Dritte Aufklärung muss die Erkenntnis realisieren, dass wir in einer gemischten Welt leben, in der es sowohl Zufälle wie Notwendigkeiten und auch menschliche Absichten als die Wirklichkeit beeinflussende Faktoren gibt.“
Hampe erläutert im Buch, was seiner Ansicht nach diese Dritte Aufklärung ausmacht, die er für notwendig hält. Er schlägt dabei einen spannenden Bogen von der historischen Aufklärung des 16. – 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Er beschreibt die Ziele der Aufklärung, zum Beispiel Mündigkeit und die Vermeidung von Gewalt und Krieg.
Hampe fordert die dazu nötigen Bildungsprozesse ein:
„Es braucht Bildungsprozesse und den Mut, Evidenzen und Gründe einzufordern, um der Unterdrückung durch Illusionen und Unwahrheiten etwas entgegensetzen zu können.
Aufklärungsbewegungen wollen Illusionen und einschüchternde Behauptungen durch wahrhaftige und nachprüfbare Erkenntnisse ersetzen. Nachprüfbarkeit von Erkenntnissen setzt voraus, dass sie auf potenziell allen Menschen transparent zu machenden Verfahren, auf «Wahrheitspraktiken» zurückführbar sind. Die Fähigkeit, solche Verfahren nachvollziehen oder, noch besser, sie selbst durchführen zu können, setzt Bildung und Disziplin voraus, die zu selbstbewussten, mündigen Menschen führt. Deshalb haben sich Aufklärungsbewegungen auch für eine Steigerung der allgemeinen Bildung, die Öffnung der Bildungsinstitutionen für alle, eingesetzt: damit Menschen Täuschungen und Illusionen zu widerstehen lernen. Ihr Ziel war die Realisierung eines Lebens, das friedfertig und illusionslos von selbstbewussten Menschen geführt werden kann…..
Statt Bildungsprozesse als Erziehung zur Mündigkeit zu fördern, werden Menschen in Ausbildungsprozesse geschickt, die sie für die Partizipation an der allgemeinen Reichtumssteigerung «fit» machen, das heisst an eine von Konkurrenz bestimmten Gesellschaft anpassen sollen.“
Das Buch ist gut lesbar und bietet interessante Erkenntnisse.
Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde am Seminar für Integrative Phytotherapie in Winterthur (Schweiz) und Leiter von Kräuterwanderungen und Kräuterkursen.