Die „Pharrmazeutische Zeitung“(PZ) hat einen längeren Beitrag publiziert über die Behandlung der Rhinosinusitis (Nebenhöhlenentzündung) entsprechend der aktuellen S2k-Leitlinie »Rhinosinusitis« vom April 2017.
In den Leitlinien werden auch Phytopharmaka erwähnt. Die PZ schreibt dazu:
„Der patentierte Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (BNO 1016) in der Dosierung von 480 mg pro Tag bessert die Symptome laut Leitlinie klinisch signifikant. Definierte Eucalyptus-Extrakte führen zu einer leichten Beschleunigung der Heilung. Pelargonium-Extrakte werden als möglicherweise effektiv zur Symptomerleichterung bei akuter Rhinitis und Sinusitis bei Erwachsenen bezeichnet. Ältere Studien zeigen gute Effekte für Enzympräparate; für Sonnenhut-Extrakte, Zink und Vitamin C gibt es laut Leitlinie keine Studienbelege.“
Quelle:
PZ Nr. 47 / 2018
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/jahrgangspdf/2018/PZ_47_2018.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Dieser Abschnitt fasst die Studienlage der Phytopharmaka zum Thema Behandlung der Nebenhöhlenentzündung gut zusammen.
Beim Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume handelt es sich um „Sinupret extrakt Dragees“.
Mit den Eukalyptus-Extrakten ist Gelomyrtol bzw. Gelodurat gemeint. Das sind identische Präparate. Gelomyrtol kauft und zahlt man in der Apotheke selber. Gelodurat übernimmt die Grundversicherung, wenn es ärztlich verschrieben wird. Beide Präparate enthalten ein Gemisch von ätherischen Ölen in Kapselform zum Einnehmen (Eukalyptusöl, Orangenschalenöl, Zitronenschalenöl, Myrthenöl).
Beim Pelargonium-Extrakt wurden die Studien mit Umckaloabo bzw. Kaloba durchgeführt und die Ergebnisse gelten daher nur für dieses Präparat. Umckaloabo und Kaloba sind identische Präparate. Umckaloabo kauft und zahlt man in der Apotheke selber. Kaloba übernimmt die Grundversicherung, wenn es ärztlich verschrieben wird.
Bei Sonnenhut-Extrakten (Echinacea) fehlen wohl einfach Studien zur Rhinosinusitis. Allerdings ist die Studienlage hier auch sonst eher widersprüchlich.
Zu Zink ist die Studienlage generell desolat, auch für die allgemeinere Indikation „Erkältung“. Siehe dazu:
Wirkt Zink gegen Erkältungen? Das ist sehr fraglich!
Auch bei Vitamin C gibt es vor allem Studien zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten, aber wohl kaum für Rhinosinusitis. Bei Erkältungen bringt Vitamin C kaum etwas. Siehe:
Mit Enzympräparaten könnte Traumanase® gemeint sein. Dieses Produkt enthält das Enzym Bromelain und wird insbesondere eingesetzt als Begleittherapie bei Schwellungszuständen nach Operationen und Verletzungen, insbesondere der Nase und der Nasennebenhöhlen, sowie bei oberflächlichen Venenentzündungen.
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