Wenn das Knie entzündet ist, der Rücken verspannt oder der Unterschenkel gezerrt, dann wird häufig eine Creme oder ein Gel gegen die Schmerzen aufgetragen.
Eine soeben publizierte Studie aus den USA hält solche Anti-Schmerz-Cremes für wenig wirksam.
Die Mediziner untersuchten solche Anti-Schmerz-Cremes und -Gele in einer Patientenstudie und kamen zum Schluss, dass die Präparate gar nicht richtig wirken. Das schreiben sie im Fachmagazin Annals of Internal Medicine.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler Cremes und Gele, die Wirkstoffe wie Lidocain und Diclofenac enthalten. Dazu wurden rund 400 Schmerzpatienten zufällig in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe erhielt teure Cremes gegen Schmerzen verabreicht, die zweite eine Creme ohne Wirkstoffe, und die dritte Gruppe eine Mischung aus beidem.
Nach drei Testrunden erklärten alle Schmerzpatienten, dass sich ihre Beschwerden verbessert hätten. Dabei machte es den Forschenden zufolge keinen wesentlichen Unterschied, ob sie teure Cremes und Gele mit angeblicher Anti-Schmerz-Wirkung benutzt hatten, die Placebo-Creme oder die Kombination aus beidem.
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/medizin-anti-schmerz-cremes-wirken-offenbar-nicht-richtig.2850.de.html?drn:news_id=974082
https://annals.org/aim/article-abstract/2724041/compounded-topical-pain-creams-treat-localized-chronic-pain-randomized-controlled
Kommentar & Ergänzung:
Offenbar lindert das Einreiben, nicht jedoch die Wirkstoffe. Das ist gar nicht so erstaunlich. Generell wird meines Erachtens oft überschätzt, was da mit Cremen und Gelen an Wirkungen via Haut ausgelöst weerden kann. Für viele Stoffe ist die Haut jedenfalls eine wirksame Barriere – glücklicherweise, muss man dazu noch sagen.
Lidocain ist ein wirksames Lokalanästhetikum zur Schmerzlinderung auf Haut und Schleimhaut. Ob es bei Einreibung Haut und Gewebe in ausreichender Menge durchdringen kann, um in tieferen Strukturen wie zum Beispiel Gelenken wirksam zu werden, ist sehr fraglich.
Diclofenac ist bei Einnahme als Tablette via Verdauungstrakt ein wirksamer Entzündungshemmer, der aber auch relevante unerwünschte Nebenwirkungen ausläsen kann. Aber auch hier ist fraglich, ob der Wirkstoff aus Salben in ausreichender Konzentration bis ins Kniegelenk vordringt, um dort Entzündung und Schmerz zu lindern.
Zweifel an Lidocain und Diclofenac
Die Studie aus den USA scheint solche Zweifel jedenfalls zu bestätigen.
Aus phytotherapeutischer Sicht ist an diesem Punkt das Konzept der Gegenstimulation (Counterirritation) interessant. Wohl jeder Mensch kennt die spontane Reaktion, dass man sich intuitiv die Haut in der Nähe eines schmerzhaften Körperteils reibt. Über bestimmte Sinnesempfindungen in der Haut lassen sich offenbar Schmerzempfindungen beeinflussen, zum Beispiel durch Stimulation von Tast-, Wärme-, Kälte- oder Schmerzrezeptoren.
Hier setzen viele Wickel, Einreibungen und Auflagen an, die in der Phytotherapie angewendet werden. Wichtige Wirkstoffe, der dabei zum Einsatz kommen, sind verschiedene ätherische Öle, Senfölglykoside (zum Beispiel aus dem Meerrettich) und Capsaicin ( aus dem Cayennepfeffer und anderen Paprika-Arten).
Hier geht es also nicht darum, dass Wirkstoffe bis in Gelenke eindringen. Vielmehr soll eine Wirkung via Haut und Nervensystem ausgelöst werden.
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.