Der allergrösste Teil von dem, was im Internet als angeblich alternative Heilmittel angepriesen wird, ist mindestens fragwürdig und zumeist sogar einfach Schrott. Weil es keinerlei Qualitätskontrolle gibt.
Das hat sich inzwischen doch schon ein wenig herumgesprochen. Aber wie sieht es denn in Apotheken und Drogerien aus?
Die Qualität der in Apotheken und Drogerien verkauften Produkte ist sehr unterschiedlich und für Konsumentinnen und Konsumenten oft ausgesprochen schwierig zu durchschauen.
In Apotheken und Drogerien werden Arzneimittel verkauft, die eine Zulassung des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic haben. Neue Arzneimittel müssen für die Zulassung ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit mit Studien belegen. Allerdings gibt es Arzneimittel, die schon länger auf dem Markt sind, und die mit Studien zugelassen wurden, die heutigen Standards nicht mehr genügen (zum Beispiel viele Hustenmittel).
Apotheken und Drogerien verkaufen aber auch Hausspezialitäten, für die keine Wirksamkeit nachgewiesen werden muss.
Apotheken und Drogerien verkaufen Präparate zum Beispiel aus Homöopathie, Antroposophischer Medizin, Bachblüten, ‚Biochemie“ (Schüssler Salze), Spagyrik, Gemmotherapie, die allesamt vom Wirkungsnachweis befreit sind, weil sie diesen nicht erbringen könnten.
Auch traditionelle Heilpflanzen-Präparate sind vom Wirkungsnachweis befreit, wobei als traditionell schon gilt, was länger als 30 Jahre im Markt ist. Neue Heilpflanzen-Präparate (Phytopharmaka) dagegen müssen ihre Wirksamkeit mit Studien aufzeigen können.
Apotheken und Drogerien verkaufen jedoch auch Nahrungsergänzungsmittel zum Beispiel auf pflanzlicher Basis oder mit Vitaminen und Mineralsalzen, die ebenfalls keinen Wirkungsnachweis erbringen müssen.
Die Vorstellung, dass in Apotheken und Drogerien nur Präparate mit bestätigter Wirkung verkauft werden, ist deshalb vollkommen irreführend.
Zweifelhafte Beratungsqualität in Apotheken und Drogerien
Daraus folgt dann die Frage, ob wenigstens die Beratung in Apotheken und Drogerien in den Bereichen Komplementärmedizin & Naturheilkunde akkurat ist. Und da sieht es nicht gut aus.
Ich will nicht pauschalisieren. Es gibt Ausnahmen. Aber zum Beispiel im Bereich der Phytotherapie kann ich aus eigener Erfahrung und aus vielen Erfahrungen von Absolvierenden meiner Phytotherapie-Ausbildung sagen, dass die Beratung oft ungenau oder schlicht falsch ist. Sehr oft werden Heilpflanzen-Präparate in ungeeigneten Arzneiformen verkauft. Sehr oft wird nicht das wirksamste Heilpflanzen-Präparat empfohlen, sondern beispielsweise das Lieblingspräparat der Mitarbeiterin. Und leider sind es oft gerade Apotheken und Drogerien, die auf Naturheilkunde & Komplementärmedizin spezialisiert sind, welche meiner Erfahrung nach die unkritischste Beratung bieten und zu wenig Abstand zu diesen Präparaten und Methoden haben. Es ist aber eben nicht alles super, was als „natürlich“, „alternativ“ und „komplementär“ daher kommt.
Bei Präparaten aus der Komplementärmedizin, die ohne Wirksamkeitsnachweis als Arzneimittel verkauft werden dürfen, fehlt in diesen spezialisierten Apotheken und Drogerien sehr oft jede kritische Distanz: Schüssler Salze, Globuli aus der Homöopathie, Bachblüten-Tropfen & Co. sind fast so etwas wie ein Reservat, in dem nichts in Frage gestellt wird, weil man die entsprechenden Kundinnen und Kunden nicht verlieren will. Es gibt Ausnahmen, aber sie sind selten.
Komplementärmedizin ist ein wichtiger Umsatzträger für viele Apotheken und Drogerien. Eine differenzierte Beratung ist da oft Mangelware. Präparate der Komplementärmedizin geniessen über weite Strecken schon in der Ausbildung der Mitarbeitenden einen eigenartigen Schonraum und werden unkritisch vermittelt. Und Weiterbildungsseminare für Mitarbeitende in der Praxis werden oft von Herstellerfirmen angeboten. Schwachpunkte der diversen Präparate werden so kaum je zum Thema.
Fazit: Konsumentinnen und Konsumenten müssen sich in den Bereichen Naturheilkunde und Komplementärmedizin selber vertieft und allseitig informieren, wenn sie fundierte Kaufentscheide zugunsten wirksamer Präparate treffen wollen.
Und wie geht das?
Mir fällt vor allem auf, das viele Konsumentinnen und Konsumenten sehr wenig Wissen haben über die Produkte und Methoden, die sie im Bereich Naturheilkunde & Komplementärmedizin verwenden.
Der erste Schritt besteht also in der Regel darin, sich aus unterschiedlichen Quellen Informationen zu beschaffen, und nicht nur auf die Angaben von Herstellern, Verkäufern und sonstigen Propagandisten einer Methode zu bauen.
Kritische Darstellungen vieler Methoden findet man zum Beispiel im Psiram Wiki über die Suchfunktion. Die Seite ist zwar anonym, doch sind die Beitrage sehr gut mit öffentlichen Quellen belegt.
Auch auf Medizin-Transparent findet man viele Beurteilungen auch von Produkten, die gerade hype sind. Sie können es natürlich auch hier auf meiner Website mit Suchbegriffen über die Suchfunktion probieren, weil ich auch viele Themen schon angesprochen habe in meinen Beiträgen.
Mehr zu diesem Thema in folgenden Beiträgen:
Komplementärmedizin – Qualität und Quacksalberei
Naturheilkunde: Woran erkennen Sie fragwürdige Aussagen?
Komplementärmedizin: genauer nachdenken, differenziert argumentieren
Naturheilkunde braucht kritische Auseinandersetzung!
Naturheilkunde – selber denken statt blind glauben!
Wie man bei Präparaten von Naturheilkunde und Komplementärmedizin die Qualität beurteilen und die Spreu vom Weizen trennen kann, können Sie im übrigen auch in meinen Lehrgängen lernen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.