Viele Krebspatienten leiden während der Therapie unter Fatigue, einer extremen Erschöpfung, die die Lebensqualität massiv einschränkt. Bei zirka einem Drittel der Betroffenen hält dieser belastende Zustand Monate oder gar Jahre nach Ende der Krebstherapie an. Die Fatigue ist eine der häufigsten Komplikationen während und nach einer Krebserkrankung und -therapie. Sie wird häufig unzureichend behandelt und beeinträchtigt die Lebensqualität des Patienten und das soziale Umfeld (Partnerschaft, Familie, Freunde) stark.
Die Zeitschrift für Phytotherapie (2016; 37 – V02) veröffentlichte einen Text von Matthias Rostock zum Thema „Heilpflanzen in der begleitenden Therapie des Mamma-Karzinoms – wie ist die wissenschaftliche Evidenz?“.
Der Autor ging dabei auch auf das Thema Fatigue ein.
Matthias Rostock schreibt zu Heilpflanzen-Answendungen bei Fatigue:
„Die größte Beeinträchtigung im Zusammenhang mit ihrer antitumoralen Behandlung erleben die meisten Frauen durch oft sehr lang anhaltende und sehr ausgeprägte Fatigue-Beschwerden. Im Vordergrund der Behandlung stehen körperliche Bewegung (möglichst bereits prophylaktisch) und Psychoedukation. Auch Akupunktur und Akupressur sind hilfreich einsetzbar. Phytotherapeutisch liegen positive Studienergebnisse aus Untersuchungen mit Ginsengwurzel-, Guarana- und auch Baldrianwurzelextrakt vor. Andere Adaptogene wie Extrakte aus Rhodiola rosea oder auch Eleutherococcus senticosus werden ebenfalls häufig eingesetzt, sind aber spezifisch bei Cancer-related fatigue noch nicht klinisch untersucht.“
Quelle:
Z Phytother 2016; 37 – V02
DOI: 10.1055/s-0036-1584427
Kommentar & Ergänzung:
Der Arzt Matthias Rostock arbeitet als Oberarzt am Institut für komplementäre und integrative Medizin der Universität Zürich.
Welche Heilpflanzen für Fatigue bei Brustkrebs?
Ich selber würde von den erwähnten Heilpflanzen Ginseng vorziehen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es bei den im Handel erhältlichen Ginsengpräparaten grosse Qualitätsunterschiede gibt. Empfehlenswert sind auf einen bestimmten Gehalt an Ginsenosiden standardisierte Ginsengextrakte (z. B. der G115-Extrakt von Ginsana®).
Siehe:
Ginseng lindert “Fatigue” bei Krebskranken
Ginseng-Behandlung reduziert Fatigue-Symptome bei Krebserkrankungen
Onkologie: Fatigue & Roter Ginseng
Ginseng lindert “Fatigue” bei Krebskranken
Ausserdem:
Krebstherapie: Sport und Phytotherapie bei Fatigue
Onkologie: Johanniskraut beim Chronischen Fatigue Syndrom?
Krafttraining bessert krebsbedingte Erschöpfung (Fatigue)
Onkologie / Palliative Care: Was hilft bei Fatigue?
Was sind Adabtogene?
Taigawurzel, Ginseng, Rosenwurz & Co. – Was sind Adaptogene?
Bei der Anwendung von Guaranà
Dürfte die Wirkung vor allem auf dem Gehalt von Koffein basieren.
Bei Rhodiola rosea (Rosenwurz) ist das am besten dokumentierte Heilpflanzenpräparat „Vitango®“.
Bei Eleutherococcus senticosus (Taiga-Wurzel) ist das am besten dokumentierte Präparat „Vigor® Eleutherococcus“.
Die Adaptogene wirken erst nach Anwendung über Wochen bis Monate.
Kurzfristig könnten meines Erachtens auch anregende ätherische Öle Besserung bringen, In Frage kommen da Rosmarinöl, Pfefferminzöl, Kampfer, Wacholderöl. Sie werden inhalativ eingesetzt oder in passender Fettgrundlage als Einreibemittel. Auf alkoholischer Basis können zu Einreibungen auch Wacholdergeist oder Franzbrantwein verwendet werden. Zu diesen Optionen gibt es allerdings keine Studien.
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.