Eher selten wird das Gänseblümchen als Heilpflanze verwendet. Häufiger kommt es in der Wildkräuterküche zur Anwendung. Schon um 1500 herum wurden die Blätter in England als Salat und Suppengrün verwendet.
Die Boulevard-Zeitung „Bild“ hat gerade eine „Kräuterexpertin“ zur Verwendung des Gänseblümchens befragt:
«Die uralte Heilpflanze blüht überall und lässt nie den Kopf hängen. „Bei unreiner Haut und Pickeln die Pflanzenköpfe mit warmem Wasser übergießen und dann auf die betroffenen Stellen tupfen.“ Oder einfach in den Salat oder Quark geben. Das Gänseblümchen beinhaltet u.a. Kalium, Kalzium, Eisen und Magnesium. Auch Inulin ist drin. Dieser Ballaststoff gelangt unverdaut in den Dickdarm und wirkt verdauungsfördernd.»
Quelle:
https://www.bild.de/regional/bremen/bremen-aktuell/kraeuterglueck-auf-jedem-meter-diese-kraeuter-sollten-sie-pfluecken-63768878.bild.html
Kommentar & Ergänzung:
Das Gänseblümchen (Bellis perennis) gehört zur Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceen).
Der wissenschaftliche Name Bellis perennis heisst frei übersetzt „ausdauernd hübsch“.
Im schweizerischen Dialekt sagt man der kleinen Hübschen auch „Margrittli“, also „kleine Margerite“.
Zum Ballaststoff Inulin wäre noch zu ergänzen, dass er in Asteraceen eigentlich ziemlich verbreitet in den Wurzeln vorkommt und nicht im Kraut oder in den Blüten. In den Wurzeln ist Inulin ein Reservepolysaccharid. Inulin ist auch ein charakteristischer Inhaltsstoff der Topinambur-Wurzel (Helianthus tuberosus) und kann dort wohl ergiebiger gewonnen werden als aus der Gänseblümchenwurzel.
Gänseblümchen als Heilpflanze
Wenn man das Gänseblümchen als Heilpflanze unter die Lupe nehmen will, dann lässt sich feststellen, dass es wenig ätherisches Öle, Triterpensaponine, Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe enthält. Das ist eine ganze Palette an Wirkstoffen, die allerdings in der natur ziemlich verbreitet sind und im Gänseblümchen auch nicht in aussergewöhnlichen Konzentrationen vorkommen.
In der traditionellen Pflanzenheilkunde wird Gänseblümchen bei Husten, Hautkrankheiten, ausbleibender Menstruationsblutung und leichtem Durchfall eingesetzt. Keiner dieser Anwendungsbereiche ist aber geklärt oder gar belegt.
Das Profil von Gänseblümchen als Heilpflanze ist daher ziemlich vage.
Wohl wegen seiner Kleinheit und Schönheit hat das Gänseblümchen aber seit je her die Fantasie der Menschen angeregt. Daraus ist eine reichhaltige Symbolik entstanden. Unter anderem war das Gänseblümchen eine wichtige Marienpflanze.
Das Gänseblümchen wird aber auch auf unseriöse Art vermarktet. So hat beispielsweise ein Hersteller von Pflanzentinkturen eine Gänseblümchentinktur lanciert, die das „Wesen“ des Gänseblümchens enthalten soll. Mit einem solch fragwürdigen Begriff kann man offenbar Eindruck machen. Für eine sinnvolle Kommunikation wäre es aber nötig vorgängig zu klären, in welchem Sinn der Begriff „Wesen“ gemeint ist. Sonst redet man aneinander vorbei. Der Hersteller dieser „wesenhaften“ Pflanzentinkturen jedenfalls füllt das „Wesen“ des Gänseblümchens und anderer Heilpflanzen mit seinen eigenen Fantasien und Interpretationen und macht mit diesen faktenfreien Heilungsversprechungen ein gutes Geschäft.
Siehe dazu:
Wesen und Signatur der Heilpflanzen – Gänseblümchen….
Pflanzenheilkunde: Nebulöse Aussagen vom “Wesen der Pflanzen”
Die fragwürdige Rede vom “Wesen der Pflanzen”
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.