Die Plattform T-online hat gerade natürliche Blutdrucksenker vorgestellt. Hier daraus die wichtigsten Punkte aus Sicht der Phytotherapie – als Zitate (kursiv) mit anschliessenden Kommentaren von mir:
„Rote Beete
Die Gemüsesorte enthält Nitrate (Salze), die durch den Speichel zu Nitrit reduziert werden, das die Gefäße erweitert. Dadurch wird der Blutdruck gesenkt.“
Rote Bete (schweizerdeutsch: Randen) scheint einen leichten Effekt als Blutdrucksenker zu haben. Bemerkenswert ist hier aber, dass Nitrate im Gemüse eigentlich eher als problematisch angesehen werden,
Nitrit kann mit sekundären Aminen – das sind stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die in zahlreichen Lebens- und Arzneimitteln vorkommen und auch bei der Verdauung entstehen – sogenannte Nitrosamine bilden. In Tierversuchen zeigte sich, dass bestimmte Nitrosamine stark krebserzeugend wirken.
Als natürlicher Blutdrucksenker wird das Gemüse meistens als Randensaft (Rote-Bete-Saft) empfohlen. Die Wirkung auf den Blutdruck konnte in Tierexpiementen und kleinen Studien mit Hochdruckpatienten gezeigt werden. Die Studien sind aber zuwenig aussagekräftig, um die Wirkung eindeutig zu belegen.
Siehe auch:
(1) Rote Beete (CH: Randen) reduziert Blutdruck
(2) Rote Beete (Randen) reduziert Blutdruck
„Hibiskustee
Laut einer US-Studie lässt sich der Blutdruck senken, wenn Menschen mit erhöhten Blutdruckwerten täglich drei Tassen Hibiskustee trinken. Die positive Wirkung steckt in den im Tee enthaltenen Farbstoffen (Flavonoide).“
Hibiskustee (= Karkadetee) enthält Anthocyane, eine Untergruppe der Flavonoide. Hibiskus ist eine Gattung aus der Familie der Malvengewächse mit mehreren hundert Arten. Hier geht es um Hibiscus sabdariffa (Afrikanische Malve, Karkade, Roselle). Die Blüten dieser Pflanze werden im Sudan und in Ägypten verbreitet als Tee verwendet und sind auch bei uns als rötliches, erfrischend-säuerliches Teegetränk beliebt. Weil die Anthocyane potente Radikalfänger sind, gilt der Karkadetee als gesund.
Es gibt auch hier kleinere Studien mit Hochdruckpatienten, die einen leichten blutdrucksenkenden Effekt zeigen. Sie reichen aber auch nicht aus, um die Wirksamkeit zu belegen.
Siehe auch:
Karkade-Tee senkt systolischen Blutdruck um 13 mmHg
Was ist Karkade-Tee?
Wenn ich Bluthochdruck hätte, würde ich wohl unterstützend zu einer medikamentösen Therapie Karkadetee trinken, weil er sich gut in den Alltag einbauen lässt und schmackhaft und allgemein gesund ist.
„Blaue Kartoffel
Die blau-violette Kartoffelsorte hat dank ihrer sekundären Pflanzenstoffe einen gesundheitlichen Effekt und senkt bei Übergewichtigen den Blutdruck. Tipp: Auch die normale gelbliche Kartoffel gilt als blutdrucksenkend. Der Effekt ist allerdings geringer.“
Die Wirkung der Blauen Kartoffel wird auch den Anthocyanen zugeschrieben, die für die blaue Farbe verantwortlich sind. Die Studie dazu wurde von Wissenschaftlern um Joe Vinson von der Universität Scranton im US-Bundesstaat Pennsylvania durchgeführt. Die Probanden verspeisten zweimal am Tag sechs bis acht der golfballgroßen Knollen. Das ist als Langzeitbehandlung bei Bluthochdruck auch bei Kartoffelliebhabern wohl nicht sehr realistisch. Zudem umfasste die Studie nur 18 Versuchspersonen. Das ist eine sehr kleine Studie, deren Aussagekraft gering ist.
Siehe auch:
Blaue Kartoffeln reduzieren den Blutdruck
„Dunkle Schokolade
Bestimmte blutdrucksenkende Inhaltsstoffe (Flavanoide) stecken vor allem in Bitterschokolade mit hohem Kakao-Anteil (ab 70 Prozent). Seien Sie aber vorsichtig mit den zusätzlichen Kalorien, die zu Übergewicht führen können.“
Hier gibt es sehr viele Studien, weil die Kakao- und Schokoladenindustrie viel Geld in die Forschung investiert, um das Image der eigenen Produkte aufzuhübschen. Das wirft aber auch Fragen auf bezüglich der Unabhängigkeit der dieser Studien.
Immerhin gibt es aber eine Metastudie der renommierten Cochrane-Collaboration, in der alle relevanten Studien zusammengefasst und ausgewertet wurden.
Resultat:
„Wer regelmäßig Schokolade und Kakao konsumiert, reduziert damit geringfügig seinen Blutdruck. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kakao möglichst naturbelassen und dadurch reich an gewissen Pflanzeninhaltsstoffen ist. Die Blutdrucksenkung beruht auf Flavanolen wie Epicatechin, Catechin und Procyanidinen, an denen Kakao besonders reich ist. Der Genuss von Kakaoprodukten mit einem hohen Flavanolgehalt senkt den Blutdruck deshalb um 2 bis 3 mmHg. Das zeigte die aktuelle Metaanalyse der Cochrane-Collaboration aus Melbourne.“
Mehr dazu hier:
Metastudie: Kakao gegen Bluthochdruck
Der Effekt ist mit 2 – 3 mmHg klein und ich bin mir nicht sicher, ob dieser mögliche Nutzen die Nachteile der Kalorienzufuhr übersteigt.
„Vollkornprodukte
Eine vollkornbasierte Ernährung mit Vollkornbrot und Vollkornmüsli kann helfen, hohen Blutdruck zu senken. Forscher führen das auf die enthaltenen pflanzlichen Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Magnesium, Kalium und Kalzium zurück.“
Für die Wirksamkeit von Vollkornprodukten sprechen Langzeit-Beobachtungsstudien mit sehr vielen Teilnehmenden. Aus solchen Studien lässt sich allerdings nie ein klarer Beleg ableiten, weil immer andere Faktoren mitwirken können, die nicht erfasst werden. Sicherere Ergebnisse liefern Studien mit einer Kontrollgruppe, welche die gleichen Lebensmittel aus raffiniertem Mehl beziehungsweise geschälten Getreidekörnern konsumiert. Solche randomisiert-kontrollierten Studien gibt es und sie zeigen eine geringe Senkung des diastolischen Blutdrucks. Allerdings waren diese Studien nur von kurzer Dauer und umfassten nur wenige Probanden. So gibt es auch hier also ziemlich robuste Hinweise auf einen Nutzen, aber noch keine einwandfreien Belege.
„Frische Kräuter
Bei einem Großteil der Menschen führt ein Zuviel an Kochsalz zu erhöhten Blutdruckwerten. Verfeinern Sie Ihre Gerichte lieber mit frischen Kräutern, wie zum Beispiel Basilikum, Koriander oder Thymian. Auch Gewürze wie die exotische Kurkuma sind empfehlenswert.“
Die Kochsalzzufuhr mit Hilfe von Kräutern zu reduzieren, scheint eine sinnvolle Massnahme bei Bluthochdruck zu sein. Allerdings reagieren offenbar nicht alle Bluthochdruckkranken auf die Kochsalzeinschränkung. Der Nutzen einer strenger kochsalzarmen Diät sollte deshalb meines Erachtens im Einzelfall geklärt werden.
„Knoblauch
Er ist die Wunderknolle schlechthin. Sein Hauptwirkstoff Allicin wirkt blutverdünnend, erweitert die Gefäße und kann so den Blutdruck verringern.“
Es liegt eine Anzahl von Studien vor, die Hinweise liefern auf eine blutdrucksenkende Wirkung des Knoblauchs. Die Qualität dieser Studien wird aber von Wissenschaftlern als gering eingestuft, so dass sie die Wirksamkeit nicht zweifelsfrei belegen können.
Dazu kommt noch, dass wohl recht hohe Knoblauchmengen über lange Zeit eingenommen werden müssten, was soziale Nebenwirkungen mit sich bringen kann.
Siehe auch:
Phytotherapie: Knoblauch kann zur Blutdruck-Senkung beitragen
Fazit: Es gibt einige Ansatzpunkte für natürliche Blutdrucksenker, die ausprobiert werden können. Bei grenzwertigem Bluthochdruck sowieso, aber auch unterstützend und ergänzend zu einer medikamentösen Therapie in schwereren Fällen.
Welche dieser natürlichen Möglichkeiten man ausprobieren will, ist eine individuelle Entscheidung. Die Studien bringen keine ausreichende Klarheit darüber, welches die beste Option ist.
Weil die Wirkung der natürlichen Blutdrucksenker nur gering ist, wird man in vielen Fällen nich tum eine medikamentäse Bluthochdrucktherapie herum kommen.
Quelle der Zitate:
https://pt.t-online.de/dl/storytelling/Bluthochdruck/
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